Wenn eine der größten Baustellen in Konstanz stillsteht, dann fällt das auf. Erst recht, wenn sie sich prominent platziert an der Zufahrt zur Innenstadt befindet. Mehrere Leser des SÜDKURIER wandten sich an die Redaktion mit der Frage: Warum passiert am geplanten Tagungszentrum Maxx-e-motion eigentlich schon wieder nichts? Die Kälte kann es diesmal wohl nicht sein?

Ist es auch nicht.

Der gesamte Komplex soll an einen neuen Investor gehen. Das erklärt Kurt Breit, Direktor der Euro Concept AG mit Sitz im schweizerischen Zug, die das Maxx-e-motion und ein Hotel der Marke Hampton by Hilton plant.

Oder besser: Plante.

Denn Breit teilt der Stadt Konstanz, die von der SPD-Fraktion im Gemeinderat um Auskunft gebeten worden war, per E-Mail mit: „Wir können Ihnen heute mitteilen, dass wir augenblicklich Verzögerungen in den Investorenverhandlungen auffangen.“ Wenige Zeilen später wird klar: Euro Concept will das Projekt abtreten, Breit schreibt von einem „bevorstehenden Wechsel im gesamten Besitzverhältnis„.

Auf konkrete Nachfrage des SÜDKURIER äußert sich das Unternehmen nicht.

Warum hat die SPD-Fraktion überhaupt um Auskunft gebeten?

Die Konstanzer Politik und Verwaltung interessiert der Stand des Projekts nicht zuletzt deshalb, weil es wesentlicher Faktor für die derzeitigen Gespräche zur Zukunft der Stadt als Tagungsstandort ist. Dies bestätigen Aussagen der aktuellen Geschäftsführerin des Bodenseeforums, Ruth Bader.

„Natürlich haben wir im Blick, was am Maxx-e-motion geschehen wird. Da herrscht für alle gerade noch viel Unklarheit“, sagte sie kürzlich. Geplant werde mit zwei Varianten: „mit und ohne Maxx-e-motion„.

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Tatsächlich ruhen die Arbeiten auf dem Gelände zwischen Reichenau- und Line-Eid-Straße einmal mehr, hin und wieder streifen vereinzelt Personen um die Baustelle. Vor ziemlich genau einem Monat hatte Philipp Webler, der die Pressearbeit für Euro Concept leitet, erklärt: Ein zwischenzeitlicher Baustillstand zum Jahreswechsel habe an einer lang anhaltenden Kälteperiode gelegen, „noch in dieser Woche“ würden die Arbeiten wieder aufgenommen.

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Wurden sie auch, aber nur für wenige Tage, wie jetzt jeder sieht

Diesmal sei hierfür laut Kurt Breits Schreiben an die Stadt die Überprüfung von vier Angeboten von Investoren verantwortlich. Nach Recherchen des SÜDKURIER müssen Breits Aussagen kritisch hinterfragt werden.

Ein Branchenkenner erklärt gegenüber der Redaktion: Auch bei ähnlichen Projekten in Deutschland der Euro Concept AG hätte das Unternehmen Sondierungen mit Investoren angekündigt. Passieren würde jedoch nichts, seit Jahren würde kein genehmigungsfähiger Bauantrag für ein Golfhotel in Motzen nahe Berlin zustande kommen.

Woran lässt sich das festmachen?

Schriftliche Dokumente hierüber liegen der Redaktion ebenso vor wie ein Pfändungs- und Überweisungsbeschluss des Amtsgerichts Konstanz wegen Zahlungsverzugs. Er richtet sich gegen die 100-Prozent-Tochter der Euro Concept AG, die vor drei Jahren das Golfhotel-Projekt in Motzen übernommen hatte.

Nach den dem SÜDKURIER vorliegenden Dokumenten war es dort wegen mehrfacher Zahlungsrückstände zum Pfändungsbeschluss gekommen und werde seitens der Projektpartner mittlerweile die Zwangsversteigerung betrieben. Wie die Konstanzer Beteiligungsgesellschaft ist auch der Berliner Zweig eine 100-Prozent-Tochter der von Kurt Breit geführten Euro Concept AG aus Zug.

Der Euro-Conzept-Chef erklärt die Verzögerungen mit einer „besonderen Situation“

Über die Pläne in Konstanz schreibt der Euro-Concept-Chef in der E-Mail an die Stadt wörtlich von einer „besonderen Situation“, die es erforderlich mache, „den Baufortschritt zunächst etwas zu drosseln“. Ob, wie zuletzt versprochen, das gesamte Projekt im Frühsommer 2020 eröffnet? Dies beantwortet Unternehmenssprecher Philipp Webler auf schriftliche Anfrage hin nicht.

Bereits im Februar berichteten Bauunternehmen aus der Region, sie seien von ihren Aufträgen freigestellt worden. Ihr Auftraggeber habe sie angewiesen, weitere Arbeiten auf der Baustelle zu stoppen. Bei diesem Auftraggeber handelt es sich um die i+R Gruppe aus Vorarlberg, die von Euro Concept als Generalunternehmer für das Projekt Maxx-e-motion und das Hotel Hampton by Hilton beauftragt wurde.

Ist die i+R-Gruppe einer der von Kurt Breit genannten Investoren?

Die i+R Gruppe wirbt an der Baustelle zwar mit ihren im Stadtbild bekannten gelben Plakaten, konkret äußern will sich von dort aber niemand.

Bild 1: Wechsel der Besitzverhältnisse: Warum steht die Baustelle für das Tagungszentrum Maxx-e-motion erneut still?
Bild: Oliver Hanser

Auf Anfragen des SÜDKURIER, ob das österreichische Bauunternehmen einer der laut Kurt Breit interessierten Investoren ist und das Projekt statt als Auftragnehmer in Eigenregie fertigstellen will, verweist eine Sprecherin einmal mehr auf Euro Concept. „Die Firma i+RB Industrie- & Gewerbebau GmbH ist Auftragnehmer und nicht mit Finanzierungsangelegenheiten betraut“, lautet das einzige Statement.

Wie soll es auf der Baustelle weitergehen?

Kurt Breit jedenfalls scheint weiter zuversichtlich, schreibt er der Stadt Konstanz vor seinem Abschiedsgruß doch: „Wir freuen uns schon heute auf die nächste Phase, und auf den Einzug unserer Mieter als auch auf die
Markteinführung unserer Event-Location!“

Wann welcher Mieter einziehen soll und ob überhaupt irgendetwas in den Markt eingeführt werden wird – das dürfte die Menschen in Konstanz noch eine Weile beschäftigen.