Seit ein paar Wochen sitzt oder liegt sie hier. Tagein, tagaus. 24 Stunden pro Tag, sieben Tage pro Woche. Nur hin und wieder verlässt sie ihren Platz. Der Gang zur Toilette oder zu einem Supermarkt sorgt für etwas Abwechslung in ihrem Leben. Wer über die Laube in Richtung Seerhein fährt, sieht sie an der Bushaltestelle direkt hinter der Stephansschule neben den öffentlichen Toiletten.

Den gesamten Hausstand dabei

Sie selbst ist nicht unbedingt auffällig. Es sind vielmehr die vielen Koffer, Kisten, Tüten und Taschen auf der Bank der Bushaltestelle, die sofort ins Auge springen. „Das ist mein Hausstand“, sagt Tanja, wie sich sich vorstellt. Einfach nur Tanja – das muss ausreichen. Der Nachname sei nicht wichtig.

Passanten stehen neben der Frau und unterhalten sich mit ihr. Ihr Schicksal bewegt viele Menschen in Konstanz.
Passanten stehen neben der Frau und unterhalten sich mit ihr. Ihr Schicksal bewegt viele Menschen in Konstanz. | Bild: Schuler, Andreas

Seit wann genau sie sich hier niedergelassen hat, kann sie nicht sagen. „Einige Wochen“, erklärt sie, „vielleicht auch Monate.“ Sie habe zuletzt irgendwo im Ausland gearbeitet, „doch dann wurden meine Arbeitsstelle und meine Wohnung gekündigt, so dass ich auf der Straße saß“.

Aufgewachsen in der Nähe der Innenstadt

Mehr Details möchte Tanja nicht preis geben, „denn das geht niemanden etwas an“. Nach Konstanz sei sie gekommen, da hier am Bodensee ihre Heimat sei. „Ich bin hier ganz in der Nähe der Innenstadt aufgewachsen“, erzählt sie. Ihr Zungenschlag ist eindeutig Konschtanzerisch.

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In eine Obdachlosenunterkunft möchte sie nicht gehen. „Da muss ich morgens wieder raus und abends erst wieder rein“, erklärt sie und blickt auf ihren Hausstand. „Wie soll ich das mit meinen ganzen Sachen schaffen? Außerdem wird dort geklaut und überall werden Drogen konsumiert. Das ist nichts für mich.“

Sie erzählt von mehreren verbalen Übergriffen

Hier, in ihrer derzeitigen Bleibe, wurde sie nach eigener Aussage schon mehrmals aggressiv angegangen. „Menschen kommen vorbei und beschimpfen mich. Dabei tue ich niemandem etwas.“

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Tanja möchte so schnell wie möglich wieder ein Dach über dem Kopf haben. Sie lebe von Hartz IV. „Ein Zimmer wäre klasse“, sagt sie. „Die Mieten sind so hoch. Vielleicht meldet sich ja irgendjemand und hat etwas für mich.“ Sie trinke keinen Alkohol und führe nichts Böses im Schilde, „ich möchte nur wieder einen festen Wohnsitz und arbeiten. Das ist mein großer Traum“.