Das Bodenseeforum ist viel besser als sein Ruf: So sehen es viele Vertreter der Wirtschaft, jedenfalls jene, die im Wirtschaftsausschuss sitzen oder dort als Gäste geladen waren. Was kann das Bodenseeforum leisten und worin besteht Verbesserungsbedarf bei dem Veranstaltungshaus, dessen Geschäftsführung nun zum zweiten Mal ausgewechselt wurde? Für die neue Geschäftsführerin Ruth Bader war es der erste offizielle Auftritt.

Was läuft gut beim Bodenseeforum?

Einigkeit herrscht bei Konstanzer Unternehmen, dass das Bodenseeforum wichtig für den Standort Konstanz ist. "Es braucht das Bodenseeforum", sagte Eric Thiel, Geschäftsführer der Marketing und Tourismus Konstanz GmbH, "der Tagungsstandort Konstanz ist sexy". Man müsse lediglich dranbleiben, um ihn weiter zu entwickeln. Das Bodenseeforum bekomme viel Lob von Gästen. Armin Nissel, Geschäftsführer von Konzertlogistik Konstanz richtet dort regelmäßig Veranstaltungen aus und bestätigt: "Künstler, die ich engagiere, sind von dem Haus angetan, auch von der Technik." Nicht jede Veranstaltung könne man anbieten, für manche sei die Höhe über der Bühne nicht ausreichend.

Was erwarten Hotels von der Zusammenarbeit?

Die Diskussion darum, ob Konstanz genügend Hotelbetten hat, um dem Anspruch eines Tagungsstandorts gerecht zu werden, begleitet das Veranstaltungshaus seit seiner Eröffnung. Bettina Blessing, Direktorin des benachbarten Hotels 47 Grad, stellte die Sicht der Hotels dar, die mit dem Bodenseeforum zusammenarbeiten. Man nehme die Zusammenarbeit als sehr positiv wahr. Konstanz habe allerdings eine sehr vielfältige Hotelstruktur. Der Anspruch, Betten-Kontingente vorzuhalten, sei für Hoteliers nicht leicht zu erfüllen. "Wir haben jeden Tag 99 Zimmer zu füllen, auch an Tagen ohne Veranstaltungen". An einem Mai-Wochenende, an dem viele Touristen erwartet werden, Kontingente für eine Tagung zurück zu halten, sei betriebswirtschaftlich problematisch.

In welchen Bereichen besteht Handlungsbedarf?

Die Geschäftsführerin Ruth Bader selbst sprach die kritischen Punkte an, an denen dringender Verbesserungsbedarf besteht. Durch den doppelten Personalwechsel an der Spitze habe es große Unruhe gegeben. Damit einher gehe eine fehlende Positionierung in der Öffentlichkeit. Die Konstanzer wüssten nicht genau, was sie mit dem Bodenseeforum verbinden sollen.

Bettina Blessing formulierte es in aller Klarheit: "Eine Eier legende Wollmilchsau ist schön, aber nicht konkret. Was fehlt, ist eine Priorisierung." Außerdem müsse die Leitung des Bodenseeforums an der Außenwahrnehmung arbeiten, so Ruth Bader. Intern müssten Strukturen und Abläufe verbessert werden. Dem Veranstaltungshaus habe allerdings auch eine Aufbauphase gefehlt, Bader bringt dies mit einer sehr hohen Erwartungshaltung in Verbindung. Gerhard Stübe, Geschäftsführer der Kongresskultur Bregenz GmbH, der Betreibergesellschaft des Bregenzer Festspielhauses und damit ein Kenner der Branche, kann dies im Gespräch mit dem SÜDKURIER nur bestätigen.

Welche Strategie empfiehlt der Kongressmanager aus Bregenz?

Als der damalige Interimsgeschäftsführer des Bodenseeforums, Michel Maugé, ihm den Businessplan gezeigt habe, habe er sich sehr gewundert. Stübe gibt zu: "Wir haben mit dem Festspielhaus Bregenz noch nie eine schwarze Null geschrieben." Die Erwartungen an das Bodenseeforum seien aus seiner Sicht von Beginn an zu hoch gewesen. Der Veranstaltungsmanager empfiehlt eine andere Strategie: Man müsse akzeptieren, dass ein Kongresshaus immer ein Zuschussbetrieb bleiben werde. Die Rechnung müsse größer gefasst werden: nach der Wertschöpfung, die ein Tagungsgast der Stadt bringe, wenn er dort übernachte, esse, Geld ausgebe.

Was kann man von anderen Modellen lernen?

Gerhard Stübe rät aus seiner Erfahrung, jede Unterstützung durch Partnerorganisationen anzunehmen. Er empfiehlt dringend, ein Büro einzurichten, das sich um die Vermarktung von Konstanz als Tagungsstandort kümmert. Es würde sich beispielsweise auch um Rahmenprogramme von Tagungen kümmern. Zudem seien die Stärken einer Stadt zu nutzen, Konstanz etwa hat eine Universität und sei daher prädestiniert als Tagungsort. "Ein Joint-Venture zwischen Universität und Bodenseeforum drängt sich regelrecht auf", sagt Stübe. Ebenso gelte es, die vielen Firmen im Konstanzer Hinterland als potenzielle Kunden zu nutzen. "Das sind innovative Betriebe, die für ihre Mitarbeiter Schulungen brauchen. Sie werden offen für Neues sein", ist Stübe überzeugt.