Herr Götsch, die Zahl der Wohnungen in Konstanz steigt – aber nicht so schnell, wie es eigentlich nötig wäre. Wie frustrierend ist es, diesem Bedarf immer hinterher zu hinken?

Im Wohnungsbau ist es immer der Fall, dass man dem Bedarf hinterherhinkt. Wenn Sie voraus wären, hätten Sie zu viele Wohnungen und könnten sie nicht vermieten. Letzteres wird in Konstanz aber wohl noch lange nicht der Fall sein. Ein Wohnbauprojekt dauert zwei bis drei Jahre, wenn man die Planungszeit miteinrechnet. Der Bau steht dann aber die nächsten 70 oder 80 Jahre. Insofern kann von Frustration keine Rede sein. Ich freue mich jedes Mal wieder über Neubauten.

Manchmal kann es auch länger als zwei oder drei Jahre dauern, bis ein neues Wohnhaus steht. Proteste von Anwohnern bremsen gerade den sozialen Wohnungsbau vielerorts aus. Einsprüche gibt es oft auch von Umweltverbänden, hinzu kommen bürokratische Wartezeiten. Mit welchen dieser Punkte haben Sie in Konstanz besonders zu kämpfen?

Wenn sich Bauten verzögern, liegt das nicht an einem Problem oder einem Problemtreiber. Gäbe es nur eines, könnte die Politik das auch schnell lösen. Aber es sind viele Dinge auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene, die da zusammenkommen. Ich habe bis zu einem gewissen Punkt auch Verständnis für die Beschwerden der Anwohner. Ich sage es mal so: Ihnen wird ein Gebäude vor die Nase gesetzt, das aus bestimmten Gründen nicht den Vorstellungen entspricht. Diese Anregungen und Beschwerden müssen ernst genommen und dann in der Entscheidung abgewogen werden.

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Wie lange ist derzeit die Warteliste der Wobak?

Aktuell liegen wir bei 3600.

Wie wollen sie diese Liste in den nächsten Jahren verkürzen?

Es ist nicht so, dass alle, die bei uns anfragen, nicht auch auf dem freien Markt etwas finden. Insofern hoffen wir natürlich auch, dass die ein oder anderen dort noch etwas Bezahlbares finden. Ein Grundbedarf wird aber immer bleiben. Und da brauchen wir den Neubau von Wobak-Wohnungen, aber auch der anderen Akteure aus dem Handlungsprogramm Wohnen. Alleine können wir das nicht stemmen.

Wenn wir uns in zehn Jahren nochmal zum Interview treffen – was wollen Sie in dieser Zeit am Konstanzer Wohnungsmarkt erreicht haben?

In zehn Jahren möchte ich sagen können, dass wir die Stadt beim Handlungsprogramm Wohnen mit unserer Expertise und unseren neuen Wohnbauten gut unterstützen konnten. Und dass wir vielleicht mehr geschafft haben, als es uns aus eigener Kraft aktuell möglich ist.

Warum braucht eine Stadt wie Konstanz eine städtische Wohnungsbaugesellschaft?

Die Frage könnten wahrscheinlich die Städte am besten beantworten, die keine städtische Wohnungsbaugesellschaft haben oder auch nicht mehr haben. Damit haben sie einen enormen Einfluss auf den Wohnungsmarkt. Als kommunales Wohnungsunternehmen agieren sie zwar wirtschaftlich, das aber auch sozialverträglich. Kommunale Wohnungsunternehmen sind für alle Schichten der Bevölkerung da. Wir können so auch denjenigen eine Wohnung zur Verfügung stellen, die weniger im Geldbeutel haben, bevor sie aus der Stadt wegziehen müssen.