Kirsten Astor

Die ersten Wochen mit einem Neugeborenen sind magisch. Und anstrengend, mitunter nervenaufreibend. Ist es normal, dass unser Baby so viel schläft? Oder so wenig? Warum geht das Gewicht nicht nach oben und wann sollte der Nabel abgeheilt sein? Solche und ähnliche Fragen stellen sich Mütter, die gerade entbunden haben, zuhauf und wenden sich hilfesuchend an ihre Hebamme. Doch einige Frauen in Konstanz und Umgebung finden während der Sommerferien keine professionelle Hilfe für die erste Zeit nach der Geburt. Viele Hebammen sind im Urlaub, die anderen mehr als ausgebucht. Um Abhilfe zu schaffen, wird eine Wochenbettambulanz eingerichtet.

Ambulante Sprechstunde in den Sommermonaten

Die Idee hatten Mara Nikisch, Vorsitzende des Hebammenverbands Kreis Konstanz, und eine Kollegin während eines Gesprächs. „Bemühungen, im Sommer eine ambulante Sprechstunde für Mütter ohne Hebamme einzurichten, gab es schon öfter“, erzählt die 23-jährige Nikisch. „Wir wollten das nun endlich angehen und professionell aufziehen.“ So haben die Hebammen sich nach Räumen und Personal umgeschaut. Das Ergebnis: Jeden Mittwoch zwischen 7. August bis 11. September können Wöchnerinnen nach der Anmeldung mit ihren Babys zur Sprechstunde an den Stephansplatz kommen. Dort untersuchen die acht Hebammen, die sich abwechseln, nicht nur die Frauen, sondern wiegen auch die Babys, untersuchen ihren Nabel, haben die Gelbsucht im Blick und beraten. „Das Wichtigste am Anfang sind Tipps zum Stillen und Schlafen“, weiß Mara Nikisch, „denn dabei können weder Kinderärzte noch Dr. Google richtig helfen.“

Unentbehrliche Ansprechpartner

Das bestätigt die 31-jährige Jennifer Flohr aus Wallhausen. Sie entband ihre Tochter Leana ambulant im Konstanzer Klinikum und wurde nur entlassen, weil sie eine Hebamme für die Nachsorge hatte. Nun kommt Mara Nikisch regelmäßig zu ihrer kleinen Familie nach Hause. „Es ist wahnsinnig wichtig, jemanden zu haben, dem man vertraut und mit dem man auch Intimes besprechen kann“, sagt die Mutter. „Ich habe so viele Fragen“, erzählt sie eine Woche nach der Geburt. Die ambulante Sprechstunde sei besser als gar keine Unterstützung, aber Jennifer Flohr ergänzt: „Traurig, dass im Sommer nicht genug Hebammen für alle Mütter da sind.“ Das findet auch die Konstanzerin Christine Lehmann, die ihre Tochter Clara Ende Juli entband. Die 34-Jährige ist froh über Mara Nikischs Hausbesuche und meint: „Die Wochenbettambulanz ist eine gute Idee. Denn wenn man keine Hebamme hat, kann man nur Freunde oder die Familie fragen und erhält wahrscheinlich lauter unterschiedliche Antworten. Eine feste Ansprechpartnerin ist wichtig.“

Gibt es ausreichend Hebammen?

Gibt es denn nicht genügend Hebammen im Landkreis Konstanz? Mara Nikisch stellt klar: „Im restlichen Jahr bekommen wir alle Frauen unter, aber in den Sommerferien eben nicht. Schon allein ich musste an einem Tag vier Frauen für den August absagen, die bei Kolleginnen ebenfalls nicht erfolgreich waren.“ Es heißt also, schnell zu sein. Wer sich zu spät um eine Hebamme bemüht, hat das Nachsehen.

„Am besten sollten sich die Frauen schon mit dem positiven Schwangerschaftstest melden“, gibt sie als Tipp mit, spätestens aber nach dem ersten Frauenarzttermin in der sechsten bis achten Schwangerschaftswoche. „Ich habe heute schon Anfragen von Frauen, die ihr Kind im April erwarten“, sagt die 23-Jährige. Sie hat ihren Traumberuf gefunden: „Ich arbeite gern mit Müttern und natürlich den süßen Babys“, so Mara Nikisch. „Als Hebamme kann ich Familien in einem sehr wichtigen Lebensabschnitt unterstützten.“

Wochenbettambulanz soll langfristiges Angebot werden

Ihr Ziel und das ihrer Kolleginnen ist es nun, die Wochenbettambulanz langfristig aufzubauen und noch mehr finanzielle Unterstützung zu organisieren. In diesem Jahr erhalten die dort tätigen Hebammen nur einen Mindestsatz. „Wir haben zwar ein großes Herz, aber von Dankbarkeit und Wertschätzung allein können wir uns nichts kaufen“, sagt die Hebamme.

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