Dieses Lachen ist einzigartig, charakteristisch und ansteckend. Wenn Mäx Kessler lacht, dann lacht jeder in seiner unmittelbaren Umwelt mit. Dagegen kann sich niemand wehren. Es geht nicht anders. „Das Leben ist zu kurz, um es sich nicht gut gehen zu lassen“, sagt der 54-Jährige – und grinst über das ganze Gesicht. Mäx Kessler ist eine einzige Frohnatur. Als langjähriger Fasnachter der Hofpeter hat er darin viel Erfahrung. Vor zwei Jahren sah das noch ganz anders aus. Damals traf ihn die ganze Härte des Schicksals wie eine eiserne Faust mitten ins Gesicht: Leukämie.
Bereits im Jahr zuvor erlitt er anaphylaktische Schocks, schwere Formen einer allergischen Reaktion, die tödlich enden können. Ausgelöst wurden die Schocks durch Antibiotika. Mäx Kessler bekam keine Luft mehr, sein Kreislauf brach in sich zusammen, er endete in der Intensivstation. „Meine Blutwerte waren extrem schlecht“, erinnert er sich. „So kam heraus, dass ich schwer krank bin.“ Er pendelte monatelang zwischen Freiburg und Konstanz. „Ich war immer schlapp, immer müde. Mein Knochenmark produzierte zu wenig Sauerstoff, so dass ich sofort schlapp war“, erzählt Mäx Kessler. „Und daher war mein Immunsystem am Boden.“
Kampf dem Krebs
Dem Schock folgte die Kampfansage an die Leukämie, die er, wie auch sonst so ziemlich alles, mit Humor nahm: „Sollen mir die Haare doch ruhig ausfallen“, sagte er damals laut lachend. „Das ist mir egal. Ich habe ja eh eine Glatze.“ Im Sommer 2017 erhielt er eine Knochenmarkspende – seither geht es bergauf mit ihm, auch wenn zwei Lungenentzündungen ihn immer wieder zurückwarfen. Wenn die nächste große Untersuchung im Juni erneut positiv ausfällt, gilt er als geheilt, „auch wenn die nächsten drei Jahre noch kritisch sein könnten“, wie er weiß.
Und doch beginnt für ihn das normale Leben am 30. Mai von vorne. An jenem Tag nämlich, am Vatertag an Christi Himmelfahrt, übernimmt er als neuer Pächter das Siedlerheim in der Reichenau-Waldsiedlung. „Mein Leben geht wieder richtig los“, sagt er grinsend. „Es war schon immer mein Traum, meine eigene Beiz zu haben.“ In seinem vorherigen Beruf als Handwerker im Bereich Schlosserei und Blechnerei darf er nicht mehr zurück – wegen der großen Staubbelastung. „Das ist schade“, erklärt er. „Doch das hier in der freien Natur an der frischen, klaren Luft und ohne Verkehrsbelastung und ohne Lärm ist perfekt für mich.“

Zusammen mit Freunden und Familienmitgliedern arbeitet er derzeit Tag und Nacht daran, dass das Siedlerheim am Vatertag die ersten Gäste begrüßen kann. Die offizielle Eröffnung findet am Samstag, den 1. Juni statt, wie Thomas Schreiner, Erster Vorstand des Siedler- und Kleingärtnervereins, erzählt: „An dem Tag findet ein großes Fest statt, bei dem neben der Bevölkerung auch unsere lokalen Politiker eingeladen sind.“
Der Mäx möchte kochen und grillen
Mäx Kessler plant von Mittwoch bis Sonntag einen Mittagstisch und abends diverse Vesperteller – alles selbst gekocht und zubereitet von ihm und seinem Team, dazu grillt er. Montag und Dienstag soll Ruhetag sein. Er plant, das Siedlerheim von 11 bis mindestens 22 Uhr geöffnet zu haben – theoretisch darf er sogar bis 5 Uhr morgens Gäste empfangen. „Die uralte Konzession gilt da noch.“
Im Herbst beginnen Umbauarbeiten – die Terrasse soll nach hinten hinaus erweitert werden. Bereits 2017 hat der Verein mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde die Toiletten komplett saniert, dazu Dach und Theke erneuert. Der neue Pächter hat sich schon eine Namenserweiterung für die Gaststätte ausgedacht: „Treff mit Herzen im Siedlerheim„. Das passt irgendwie. „Für mein neues Leben ist also alles bestens vorbereitet“, sagt Mäx Kessler zum Abschluss des launigen Gesprächs und, wer hätte das gedacht, lacht herzhaft.