Da liegt sie, die ehemalige Fähre „Fontainebleau“, am Ende eines staubigen Schotterwegs. Das Schiff, das über 50 Jahre lang Autos von Konstanz nach Meersburg transportierte und umgekehrt, ist in Rente gegangen. Nun liegt ein neuer Lebensabschnitt vor ihr: ein Dasein als schickes Clubheim.

Ihre Heimat sind nicht mehr die Anleger in Staad oder Meersburg, sondern Steg 5 im Hafen Hard in Österreich. Am Ende dieses Weges ist ...
Ihre Heimat sind nicht mehr die Anleger in Staad oder Meersburg, sondern Steg 5 im Hafen Hard in Österreich. Am Ende dieses Weges ist die alte Fähre am Horizont erkennbar. | Bild: Kirsten Astor

Bis dahin ist es aber noch ein mühsamer Weg für den Clubpräsidenten Thomas Thaler, den stellvertretenden Oberbootsmann Erich Wolf (der bei diesem Projekt Bauleiter ist) und die anderen rund 250 Mitglieder des Yachtclubs Hard in der Nähe von Bregenz. Sie legen an vielen Stellen selbst Hand an, um endlich wieder einen Treffpunkt zu haben.

„Wir suchen schon seit über 20 Jahren ein neues Clubheim“, sagt Thaler. „Zuletzt hatten wir einen kleinen Raum für 25 Personen, aber das reicht natürlich nicht.“ Die Genehmigung für einen Neubau am Yachthafen bekam der Verein auch nicht, denn dort wird gerade das Strandbad erneuert und ein Clubheim hätte im Weg sein können.

Die Clubmitglieder haben an der Seite des Rumpfes ein neues Feld ausgeschnitten (im Bild orange), auf dem die neue Brücke künftig ...
Die Clubmitglieder haben an der Seite des Rumpfes ein neues Feld ausgeschnitten (im Bild orange), auf dem die neue Brücke künftig aufliegen kann. Auch der Betonsteg am Ufer ist schon vorhanden. Dort können sogar Lastwagen auf die Fähre gelangen. | Bild: Kirsten Astor

Clubpräsident baute die „Richmond“

So war es eine glückliche Fügung, dass Thomas Thalers Stahlbaufirma ohnehin guten Kontakt zu den Stadtwerken Konstanz hatte. „Wir haben schon 2018 erfahren, dass die ‚Fontainebleau‘ außer Dienst genommen werden soll“, erzählt er bei einem Rundgang über die Fähre.

„Damals wurde beschlossen, die neue Fähre ‚Richmond‘ zu bauen. Unser Unternehmen hat den ganzen Aufbau des neuen Schiffs gefertigt, von den Treppen über die Seitengänge, die Führerstände, das Dach. Nur der Rumpf kam aus Hamburg“, sagt Thaler.

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Der Clubpräsident schlug den Kauf der alten Fähre für seinen Segelverein vor. Inzwischen ist er froh über die schwimmende Lösung: „Die Fähre bietet viel mehr Platz als ein gewöhnliches Gebäude und ist was Besonderes.“

Der Umbau bietet aber auch besonders viel Arbeit. Der Verein leistete die Abbrucharbeiten mit Clubmitgliedern, aber der Wiederaufbau wird fast komplett von Fachfirmen übernommen. „Sonst werden wir nie fertig“, sagt Thomas Thaler und schmunzelt.

Unter Deck sind die Motoren und Generatoren ausgebaut. Hier entsteht ein Lagerraum für die Seglerjugend.
Unter Deck sind die Motoren und Generatoren ausgebaut. Hier entsteht ein Lagerraum für die Seglerjugend. | Bild: Kirsten Astor

Das ehemalige Fahrbahndeck wird zum Fahrradparkplatz, denn die Zufahrt zum Anleger Nummer 5, wo die Fähre ruht, ist nur zu Fuß und mit dem Fahrrad erlaubt. „Außerdem gewinnen wir hier eine Staufläche für Boote und nutzen das Deck auch für Clubveranstaltungen wie die österreichischen Jugendmeisterschaften“, sagt Thaler. Die Fähre ist nach wie vor für 600 Personen zugelassen.

Wo einst Autos über den See geschippert wurden, dürfen später Fahrräder und Boote abgestellt werden.
Wo einst Autos über den See geschippert wurden, dürfen später Fahrräder und Boote abgestellt werden. | Bild: Kirsten Astor

Der Präsident steigt die Treppe hoch, am Schriftzug „Fontainebleau“ vorbei. „Den lassen wir stehen, das haben uns Konstanz und seine französische Partnerstadt erlaubt“, so Thaler. Ob das Türkis und das Blau der Fähre erhalten bleiben, ist noch unklar, am Farbkonzept wird gearbeitet.

Die „Fonti“ in guter Gesellschaft: Im Hintergrund sind die historischen Schiffe „Hohentwiel“ und „Österreich“ zu sehen.
Die „Fonti“ in guter Gesellschaft: Im Hintergrund sind die historischen Schiffe „Hohentwiel“ und „Österreich“ zu sehen. | Bild: Kirsten Astor

Auf dem Zwischengang befanden sich einst Toiletten, sie wurden herausgerissen. Auf der einen Seite werden sie erneuert, auf der anderen Duschen eingebaut. Dann zeigen Thomas Thaler und Erich Wolf das Herzstück ihres neuen Vereinsheims: den künftigen Clubraum. Dort, wo einst Passagiere vor Wind und Wetter geschützt die Überfahrt genossen, entsteht ein gemütlicher Treffpunkt.

Noch ist es kaum vorstellbar, dass hier in gut einem Jahr ein modernes Clubheim mit Parkett, Bar und neuen Möbeln entstanden sein soll.
Noch ist es kaum vorstellbar, dass hier in gut einem Jahr ein modernes Clubheim mit Parkett, Bar und neuen Möbeln entstanden sein soll. | Bild: Kirsten Astor

Die Zwischentüren wurden entfernt, Holzvertäfelung und Kurbelfenster bleiben dagegen erhalten. Die Decke wird verstärkt, die historischen Lampen und die in der Decke eingebaute Sprechanlage werden am Ende wieder installiert.

„Auf den Boden kommt massives Parkett, das wird richtig attraktiv“, sagt Thomas Thaler. Besonders freuen die Clubmitglieder sich auf ihre neue Bar, die auf der Südseite eingebaut wird.

Erich Wolf und Thomas Thaler (von links) vom Vereinsvorstand freuen sich schon auf ihren neuen Clubraum. Er bleibt den ...
Erich Wolf und Thomas Thaler (von links) vom Vereinsvorstand freuen sich schon auf ihren neuen Clubraum. Er bleibt den Vereinsmitgliedern sowie ihren Familien und Freunden vorbehalten, ein öffentlicher Betrieb ist nicht geplant. | Bild: Kirsten Astor

„Durch neue hochklappbare Fenster ist die Theke auch von draußen zugänglich“, erläutert Erich Wolf. Bei Tischbestuhlung können 90 Personen im Clubraum Platz nehmen, doch der Verein kann weit mehr Gäste beherbergen: Im Außenbereich entsteht eine Terrasse, die an einer Seite sogar um drei Meter verlängert wird. Das Geländer ist an dieser Stelle schon entfernt.

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Beste Aussicht mit Sonnenuntergang

Thomas Thaler steigt noch weiter hoch, auf das Oberdeck. „Charakter und Optik des Schiffes bleiben auf jeden Fall erhalten“, verspricht er. Deshalb bleiben auch die Steuerhäuser stehen, eines wird eventuell zu einem Sitzungszimmer für den Vorstand umgebaut.

Das Oberdeck wird erstmal nicht saniert, soll später aber zum Sonnendeck mit bester Aussicht werden. Die Führerstände bleiben ebenfalls ...
Das Oberdeck wird erstmal nicht saniert, soll später aber zum Sonnendeck mit bester Aussicht werden. Die Führerstände bleiben ebenfalls erhalten. | Bild: Kirsten Astor

Ansonsten kann von hier oben aus einfach die tolle Sicht genossen werden. Direkt gegenüber der „Fonti“ liegen die historischen Schiffe „Hohentwiel“ und „Österreich“, der Blick wandert übers Wasser zu den schneebedeckten Bergen. „Hier werden wir schöne Abende genießen, vor allem im Sonnenuntergang“, freut sich Thomas Thaler.

Die „Fonti“ kann nicht mehr weg: Sie wurde mit einem Gestell an den Pollern festgemacht, die alten Taue haben ausgedient. Für Fahrten, ...
Die „Fonti“ kann nicht mehr weg: Sie wurde mit einem Gestell an den Pollern festgemacht, die alten Taue haben ausgedient. Für Fahrten, etwa in die Werft, kann das Gestänge abgeschraubt werden. | Bild: Kirsten Astor

Bis dahin ist noch einiges zu tun. „Wir verbringen unendlich viel Zeit auf der Fähre. So ein Projekt kann man nicht am Reißbrett planen wie ein Haus“, sagt der Präsident. Das Schiff wird am Ende auch nochmal komplett lackiert. Dafür muss die alte Dame bis Fussach oder Romanshorn geschleppt und nochmal aus dem Wasser gehoben werden.

„Wir verbringen unendlich viel Zeit auf der Fähre. So ein Projekt kann man nicht am Reißbrett planen wie ein Haus“, sagt Thomas Thaler, ...
„Wir verbringen unendlich viel Zeit auf der Fähre. So ein Projekt kann man nicht am Reißbrett planen wie ein Haus“, sagt Thomas Thaler, Präsident des Yachtclubs Hard in Österreich. | Bild: Kirsten Astor

„Wir hoffen, dass wir Anfang Sommer 2025 fertig sind“, sagt Thomas Thaler. Welchen Namen das schwimmende Vereinsheim dann bekommt, ist noch offen. „Aber egal, wofür wir uns entscheiden – das liebevolle ‚Fonti‘ wird inoffiziell sicher immer bleiben.“