Was Martin Schröpel erzählt, geht unter die Haut. In Berdytschiw, 180 Kilometer südwestlich von Kiew, hat er erlebt, was Krieg bedeutet. Wenn mal wieder Fliegeralarm ist, müssen die Kinder sich in den Kellerräumen im Schulhaus in Sicherheit bringen. Die Wasserversorgung ist nicht stabil, der nahe Fluss durch Überdüngung verschmutzt. In den Kliniken sind auch Kriegsopfer zu versorgen. Es ist eine andere Welt in der Stadt, mit der Konstanz im Sommer 2023 eine Solidaritätspartnerschaft abgeschlossen hat.
Und wie man dort helfen kann, diese Frage stellt sich mehr denn je, sagt der CDU-Stadtrat Roger Tscheulin, denn „die Trump-Administration hat die Ukraine verraten“, und die Lage für die Menschen in der 73.000-Einwohner-Stadt könne nun noch viel schwieriger werden. Nach dem, was Schröpel von seiner gemeinsamen Reise mit Hauptamtsleiterin Charlotte Biskup nach Berdytschiw erzählt, scheint das im friedlichen Konstanzer Ratssaal schwer vorstellbar. Aber dass Konstanz immer wieder nach neuen Wegen der Hilfeleistung suchen muss, darüber herrscht Einigkeit.
Stadträte loben eine mutige Reise ins Zentrum der Ukraine
Tscheulin lobt den Mut der kleinen Konstanzer Delegation, ins Kriegsgebiet zu fahren, und Jürgen Faden (Freie Wähler) zeigt sich beeindruckt von dem Augenzeugenbericht. Jürgen Ruff (SPD) spricht von der „besten Form einer Unterstützung, die man geben kann“, auch wenn vieles vielleicht eher symbolisch sei. Auch Gisela Kusche hält die Partnerschaft für eine „gute Möglichkeit, diesem Krieg etwas entgegenzusetzen.“ Gerade jetzt, so der Tenor im Rat, sei es wichtig, die Ukraine nicht allein zu lassen, sondern ein Zeichen zu setzen, dass Europa helfe.
Ein Konstanzer Feuerwehrauto versorgt die Menschen mit Trinkwasser
Im Fall von Konstanz und Berdytschiw hat das auch schon ganz konkret funktioniert. Ein vollkommenes Feuerwehrauto wurde bereits in die Ukraine gebracht. Dass es dort verwendet wird, um die Menschen mit Wasser zu versorgen, spricht Bände. Auch zwei Blockheizkraftwerke und zwei Tiefbrunnenpumpen, alles aus den Beständen der Stadtwerke, stehen den Menschen in der Ukraine nun zur Verfügung, wenn es mal wieder an der Versorgung mit dem Nötigsten fehlt.

Im nächsten Schritt, so Schröpel, geht es darum, die Wasserversorgung nachhaltig zu verbessern – ein Thema, bei dem Konstanz viel Erfahrung habe und ganz praktisch helfen könne. Ein Austausch im Bereich der Kliniken sei konkret geplant, und zum Europakonzil im Mai sind auch zehn Schülerinnen aus Berdytschiw eingeladen – die Stadt hofft noch auf interessierte Gastfamilien.
Auch Computer aus städtischen Beständen hat Konstanz schon nach Berdytschiw gebracht. Sie sollen dort an Schulen zum Einsatz kommen, damit der Unterricht auch unter denkbar schwierigen Bedingungen weitergehen kann: Mit dem Material aus Konstanz werden genauer die Kellerräume mit Internet ausgestattet, in denen dann die Schüler weiterarbeiten können, wenn ein weiteres Mal Bombenalarm ist.