Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Am Traditionslokal Weinglöckle in der Inselgasse steht nämlich schwarz auf weiß, was Sache ist: „Wegen der derzeitigen Lage bleibt das Weinglöckle bis auf weiteres geschlossen.“ Und: „Sobald es die Kontaktbeschränkungen erlauben, kann man das Weinglöckle als ‚Eventlokal‘ buchen.“

Der Aushang am Konstanzer Weinglöckle: Aufgrund der aktuellen Lage ist das Lokal geschlossen, aber: Sobals es die Kontaktbeschränkungen ...
Der Aushang am Konstanzer Weinglöckle: Aufgrund der aktuellen Lage ist das Lokal geschlossen, aber: Sobals es die Kontaktbeschränkungen erlauben, ist es als Eventlokal buchbar. | Bild: Scherrer, Aurelia

Die interimistische Schließung ist während der Pandemie nicht außergewöhnlich; selbst Betreiber des einen oder anderen Restaurants oder Einzelhandelsgeschäfts in Konstanz haben sich zu diesem Schritt entschieden.

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Das „Warum“ erklärt Weinglöckle-Betreiber Joachim Gretzmeier so: „Es rentiert sich nicht. Kosten und Einnahmen stehen in keinem Verhältnis.“ Aufgrund der aktuell geltenden Corona-Auflagen kommen zu wenig Gäste. Der monatliche Umsatz – von Gewinn gar keine Rede – belaufe sich nicht einmal auf ein Drittel der Kosten, wobei Gretzmeier lediglich über Pacht und Mitarbeiter-Lohn spricht.

Das vergangene Jahr sei mehr als schwierig gewesen. Erst der Lockdown und dann ein „sehr durchwachsener Sommer“, denn „es gab keine Gassen-Freitage; die waren meine Haupteinnahmequelle und haben unseren Sommer gerettet“.

„Ich habe schon einige Anfragen und Reservierungen“

„Es ist nichts planbar“, stellt Joachim Gretzmeier fest. In Absprache mit seinen beiden Mitarbeitern hatte er dann versuchsweise die Öffnungszeiten des Weinglöckle verkürzt und das Lokal, das auch für gutbürgerliche Küche bekannt ist, nur von Donnerstag bis Samstag aufgemacht; allerdings kamen dadurch nicht mehr Gäste. Wie soll er unter solchen Umständen Lebensmitteleinkauf und dergleichen annähernd kalkulieren?

Joachim Gretzmeier wird den Pachtvertrag für das Weinglöckle in der Konstanzer Inselgasse, der am 30. April 2023 ausläuft, nicht ...
Joachim Gretzmeier wird den Pachtvertrag für das Weinglöckle in der Konstanzer Inselgasse, der am 30. April 2023 ausläuft, nicht verlängern. Die Steinerne Kugel und das Restaurant Ziegelhof will er aber auch künftig weiterführen. | Bild: Scherrer, Aurelia

Um die Kosten zu minimieren, hat sich Joachim Gretzmeier entschlossen, das Weinglöckle für den Publikumsverkehr zu schließen, die Räumlichkeiten aber für geschlossene Gesellschaften anzubieten. Zum einen kann er auf diese Weise Waren- und Mitarbeiter-Einsatz planen, zum anderen den Corona-Auflagen ökonomischer gerecht werden. „Räumlichkeiten für Geburtstage und Hochzeiten kann man in Konstanz brauchen“, weiß Gretzmeier und er ergänzt: „Ich habe schon einige Anfragen und Reservierungen.“

Gretzmeier betreibt das Weinglöckle noch bis April 2023

Bis zum 30. April 2023 wird Joachim Gretzmeier das Weinglöckle noch betreiben. Dann läuft sein Pachtvertrag aus. Verlängern will er ihn nicht. Er hätte auch gerne früher aufgehört, aber „der Eigentümer lässt mich nicht vorzeitig aus dem Vertrag“, sagt er.

Bevor weitere unwahre Tatsachenbehauptungen in Konstanz kursieren, stellt Joachim Gretzmeier gleich fest, dass er selbstverständlich das Weinlokal Steinerne Kugel und das Restaurant Ziegelhof weiterführen wird. „Beide Lokale laufen gut: Die Kugel wegen der treuen Stammkundschaft und der Ziegelhof wegen des Mittagstischs“, so Gretzmeier.

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