Die Kinderklinik Konstanz ist in der jüngeren Vergangenheit selbst mehrfach zum Sorgenkind geworden. Häufig war von Personalmangel die Rede, Eltern hatten Sorge, dass wegen der großen Zahl an akuten Fällen ihr Kind nicht mehr stationär aufgenommen würde, wenn es notwendig würde.

Dann machte ein Wasserschaden in den Räumen der Kinderklinik das Weiterarbeiten dort unmöglich. Im Oktober 2022 zog die Kinderklinik innerhalb des Klinikums Konstanz um. Nun befindet sie sich – vorübergehend – auf den Ebenen D und E des Klinikums.

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Auf Ebene E ist die Neonatologie mit etwa fünf Betten untergebracht, ganz in der Nähe der Entbindungsstation. Auf Ebene D direkt darunter werden die etwas älteren Säuglinge, Kleinkinder, Kinder und Jugendlichen behandelt. Etwa 18 Betten stehen für sie zur Verfügung, je nach Auslastung des Pflegepersonals.

Sorge um die Kinderklinik

Nachdem im vergangenen Jahr der Konstanzer Kreißsaal immer wieder geschlossen blieb und die Planungen für den künftigen Klinikneubau im Landkreis in Singen oder Radolfzell konkreter werden, machten sich Eltern Sorgen: Bleibt angesichts der Neuplanungen die Konstanzer Kinderklinik überhaupt erhalten?

Thomas Beringer, kaufmännischer Direktor des Gesundheitsverbunds, kann beruhigen. „Unabhängig davon, wo der neue Klinikstandort sein wird: Das Medizinkonzept sieht vor, dass es in jedem Fall zwei Kinderkliniken im Kreis geben wird.“ Die pädiatrische Versorgung sei also auch in Zukunft in Konstanz und für Familien, die nahe Konstanz wohnen, gegeben. Die medizinische Betreuung deckt dabei unterschiedliche Fachgebiete ab.

  • Das Team und die Schwerpunkte: Die Neonatologie hat einen perinatologischen Schwerpunkt. Das bedeutet, dass frühgeborene Kinder ab der 32. Schwangerschaftswoche versorgt werden. Um Säuglinge, die noch früher zur Welt kommen, kümmert sich die Kinderklinik in Singen. Im Team der Konstanzer Kinderklinik sind die leitende Oberärztin Karin Waldecker und die Neonatologin Stefanie Adams (mit weiterem Schwerpunkt Palliativmedizin) für die Jüngsten zuständig.
    Um die weiteren kleinen Patienten kümmern sich Chefarzt Peter Meißner (Infektiologie), Emmanuel Paquereau (Kindergastroenterologie) und Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Nicole Corpus mit ihrer Kollegin auf der Station der Kinderklinik.
Peter Meißner, Chefarzt der Kinderklinik, leitende Oberärztin Karin Waldecker, Emmanuel Paquereau (Kinder-Gastroenterologie), Kinder- ...
Peter Meißner, Chefarzt der Kinderklinik, leitende Oberärztin Karin Waldecker, Emmanuel Paquereau (Kinder-Gastroenterologie), Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Nicole Corpus und Neonatologin Stefanie Adams. | Bild: Wagner, Claudia
  • Welche Behandlungen möglich sind: Von zehn bis zwölf Kindern, die auf der Kinderstation liegen, erfolgen in der Regel etwa drei bis vier geplante Eingriffe. Alle anderen Fälle sind akut und ungeplant in der Kinderklinik aufgenommen. Zu geplanten Eingriffen zählen HNO-Operationen, Leistenbrüche, Magenspeigelungen, Bronchoskopien oder bildgebende Verfahren in Narkose.
    An Krebs erkrankte Kinder, die regelmäßig an der Freiburger Uniklinik behandelt werden, können für Behandlungszyklen stationär in Konstanz aufgenommen werden. Auch kardiologische Behandlungen (bei angeborenen Herzfehlern) werden in Freiburg behandelt, die Konstanzer Kinderklinik ist unterstützend tätig. Infekte können umfassend in Konstanz behandelt werden, ebenso alle gastroenterologischen Erkrankungen.
    Außerdem verfügt Konstanz über eine kleine psychosomatische Akutstation, auf der zwei bis vier junge Patienten gleichzeitig behandelt werden können. „Häufige psychische Erkrankungen sind zum Beispiel Essstörungen – längst nicht nur Magersucht, sondern vor allem vermeidendes Essverhalten – oder Schulabsentismus“, erläutert Psychotherapeutin Nicole Corpus. Die Patienten werden in einem fünfwöchigen Programm stationär begleitet, zum Teil in enger Zusammenarbeit mit der Luisenklinik in Radolfzell.
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  • Wo soll die Kinderklinik langfristig untergebracht werden? Der kaufmännische Direktor Thomas Beringer räumt ein, dass die momentane Raumlösung als Interimsoption zwar gut ist – die Kinderklinik Konstanz aber irgendwann dauerhaft untergebracht werden muss. Große Sympathien gibt es für die alten Räume. „Es ist sicher ein sehr schöner Bau“, sagt Beringer.
    Chefarzt Peter Meißner ergänzt: „Architektonisch bekommt man so etwas nicht so schnell wieder.“ Der Bau sei lichtdurchflutet und freundlich und in den Räumen nach den Bedürfnissen von Kindern gestaltet. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit nicht groß, dass die Kinderklinik dorthin zurückziehen kann. Eine Sanierung ist womöglich zu aufwendig und zu teuer.
    Eine Möglichkeit, über die der Gesundheitsverbund nachdenke, sei ein „Eltern-Kind-Zentrum“, in dem die Wochenstation, Neonatologie und Kinderklinik auf engem Raum untergebracht werden. Ob das in Form eines Anbaus gestaltet werde, sei noch unklar. Ebenso ungewiss ist der Zeithorizont. „Wir sind in Gesprächen mit dem Träger des Klinikums“, sagt Beringer. Das Ziel sei es, so schnell wie möglich eine bauliche Lösung zu finden. Klar sei jedoch: Kinder brauchen einen Zugang zum Garten und die Möglichkeit, sich zu bewegen – gerade, wenn sie krank sind. Das ist in den jetzigen Räumen zu wenig gegeben.