Welche Rolle spielt Konstanz kurz-, mittel- und langfristig als Klinikstandort? Eine zunehmend geringere, das geht aus den amtlichen Unterlagen hervor, mit denen sich der Gemeinderat jüngst beschäftigt hat. Und das zeigt auch ein Beschluss des Konstanzer Kommunalparlaments, der indirekt auch den Weg ein kleines Stückchen weiter freimacht zu einem Zentralklinikum des Landkreises – und zwar an einem anderen Standort als Konstanz.

Zum Ende einer langen Sitzung hatten die Konstanzer Volksvertreter unter anderem noch eine Vorlage zum künftigen Medizinkonzept des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz (GLKN) zur Kenntnis zu nehmen. Darin heißt es unter anderem wörtlich: „Insgesamt sieht das Medizinkonzept für beide Standorte etwa 810 Betten vor (von bisher mehr als 1000 Betten): Neubau an einem zentralen Standort: etwa 410 Betten; Konstanz: etwa 400 Betten.“

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Was hier als „Neubau an einem zentralen Standort“ bezeichnet wird, ist die auf mindestens 500 Millionen Euro taxierte Investition, die nach aktuellem Kenntnisstand entweder in Singen (was als wahrscheinlicher gilt) oder Radolfzell getätigt wird.

Es soll der Ersatz für die in die Jahre gekommene Singer Klinik und das soeben geschlossene Radolfzeller Krankenhaus werden. Und möglicherweise auch des Konstanzer Hauses: „Die Option einer weiteren Zentralisierung solle unbedingt offengehalten werden“, steht ebenfalls in der Ratsvorlage.

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Wird Konstanz nach Radolfzell also der nächste Verlierer beim großem Umbau der Krankenhausversorgung im Kreis? Kurzfristig gibt es dafür keine Pläne, wie auch die Geschäftsführung des GLKN und Aufsichtsratsvorsitzender Landrat Zeno Danner mehrfach betonten.

Erst 2018 wurde an der Luisen- und Mainaustraße der 100 Millionen Euro teure Funktionstrakt eröffnet, der damals als Mitgift des früheren Trägers Spitalstiftung in die Ehe im Landkreis-Gesundheitsverbund gewertet wurde. So lange diese Groß-Investition nicht abgeschrieben ist, gilt der Klinik-Standort Konstanz als gesichert.

„Option zur weiteren Zentralisierung“ – Nur noch eine Klinik im Kreis?

Aber neben der „Option einer weiteren Zentralisierung“ gibt es ein weiteres Warnsignal, das im Konstanzer Gemeinderat dann doch etwas Beachtung fand. So heißt es in der gleichen Vorlage an die Politik (Nummer 2023-3302): „Hinsichtlich der vorgesehenen Bettenanzahl unterscheiden sich die beiden Standorte zwar nicht wesentlich. Im Hinblick auf die zu erwartenden Fallzahlen und auch die Schwere der Erkrankungen wird jedoch eine größere Leistungsbreite und -tiefe am Neubau an einem zentralen Standort abgebildet.“

(Archivbild) Nicht sanierungsfähig: Mit dieser jetzt auch politisch akzeptieren Diagnose zum Klinikum in Singen wird ein Neubau im ...
(Archivbild) Nicht sanierungsfähig: Mit dieser jetzt auch politisch akzeptieren Diagnose zum Klinikum in Singen wird ein Neubau im Landkreis greifbar. Und dieses Krankenhaus wird sehr viel moderner und leistungsfähiger sein als das in Konstanz. | Bild: Gerhard Plessing | SK-Archiv

Der GLKN setzt auf zwei Standorte, darunter auch Konstanz

Gleichwohl gilt bis auf weiteres das Zwei-Standort-Konzept, das auch in den weiteren Konstanzer Ratsdokumenten (2023-3303 und -3304) betont wird. Das sieht auch FGL-Stadtrat Normen Küttner so: Konstanz behalte wichtige Funktionen, darunter eine 24-Stunden-Notaufnahme und die zeitweise in Frage gestellte Kinderklink.

Gleichwohl bedeuteten die Veränderungen auch eine „bittere Pille“ für Konstanz, da viele anspruchsvolle Behandlungen in den Neubau verlagert würden. Und als Rettungsdienst-Profi ergänzt Küttner: Weniger Krankenhäuser mit längeren Wegen bedeuteten, dass Rettungswagen samt Personal länger unterwegs und damit gebunden seien.

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CDU-Politiker warnt: Wichtig, dass die Klinik Konstanz erhalten bleibt

Marcus Nabholz (CDU) kann an den Veränderungen nur wenig Gutes finden: „Dass das für die Patienten von Vorteil ist, ist reine Augenwischerei“, sagt er – und warnt aus seiner Sicht nicht ohne Grund: „Für die Zukunft ist es unbedingt wichtig, dass das Konstanzer Haus erhalten bleibt.“

Ewald Weisschedel (Freie Wähler), der Jahrzehnte selbst als Arzt gearbeitet hat, sieht die Herausforderung zumindest kurz- und mittelfristig aber in einem ganz anderen Bereich: Der wahre Engpass sei das Personal, sagt er. Schon jetzt seien im Landkreis 200 Klinikbetten stillgelegt. Weil niemand da ist, um diese Patienten zu behandeln, pflegen und betreuen.

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