Allensbach – Der Jubiläumsabend zum 111-jährigen Bestehen des Narrenvereins (NV) Alet in der bestens gefüllten Bodanrückhalle war ein denkwürdiger. Denn neben einem sehr unterhaltsamen Programm markierte er das Ende einer Ära.

Emotionaler Höhepunkt
Präsident Ludwig Egenhofer kündigte nach 45 Jahren seinen Rückzug an – mit dem von ihm bekannten „danke, danke, tschüss, tschüss, tschüss“. Es war der emotionale Höhepunkt, bei dem selbst Ober-Alet fast die Stimme versagte. Das Brauchtum der Allensbacher Fasnacht weiterzugeben, sei ihm immer wichtig gewesen. Er meinte, dass auch sein Nachfolger Dominik Spießer so gut unterstützt werde. „Nach uns wird es auch eine Fasnacht geben“, sagte er.
Der heimliche Bürgermeister
Als heimlicher Bürgermeister gilt der Ober-Alet, zugleich CDU-Chef, manchen im Dorf. Das wurde an diesem Abend auch närrisch angesprochen. Und so wandelte sich der echte Schultes Stefan Friedrich im Gegenzug einfach zum Narren in seiner Geburtstagsrede.

„111 Johr isch de Alet scho in Allensbach – Ho Narro, des isch e Sach‘“ feierte er die Narretei. Das Gründungslokal Adler habe damals schon so alt wie heute ausgesehen. Auch wenn die Narren mit ihren Umzügen die Straßenverkehrsordnung leichtsinnig verletzen würden, machten sie auch schöne Sachen wie die Weitergabe der Fasnacht an Kinder.
SÜDKURIER-Chef zeigt sich von närrischer Seite
Humoristische Höhepunkte gab es einige. SÜDKURIER-Chefredakteur Stefan Lutz, seit Kurzem auch Burgherr der Niederbürgler Konstanz, erwies sich als bestens närrisch integriertes Nordlicht bei seiner Premiere auf der Alet-Bühne.
In Bayern nennt man das betreutes Feiern
Lutz kokettierte ebenso gekonnt mit dem unterkühlten Witz der Norddeutschen wie dem mitunter nostalgischen Schwelgen älterer Fasnachtshelden. „Es ist ein bisschen wie in Bayern. Da nennt man das betreutes Feiern.“ In bester Alet-Manier gab er auch den Reichenauern einen mit, weil er als Neuling 2009 bei deren bunten Abend „diese Insel-Blagen mit null Promille glatt ertragen“ musste.

„Im Alter bin ich worre schlauer“
Eine brillante Parodie auf den großen Ludwig lieferte Karl Wehrle von den Reichenauer Grundel. Als Dorfführer, der Egenhofer ebenfalls ist, pries er den neuen Streifzug an: Von Liebe, Freundschaft, Zuneigung – meine Reichenau. Als Ober-Alet meinte Wehrle: „Im Alter bin ich worre schlauer – jetzt liebe ich alle Reichenauer.“ Und so nahm das Insel-Duplikat Ludwig den Vorschlag auf, „den Alet durch das Schwein als Wappentier“ zu ersetzen, weil die Allensbacher für die Reichenauer traditionell die Hutz sind. Und der NV Alet werde dann zum NV Hutz.
Prominenter Überraschungs-Gast
Als prominenter Überraschungsgast sorgte Alet-Star Marius Egenhofer als Günter Oettinger für viele Lacher mit haarsträubenden Englisch-Übersetzungen wie „that was a nice train of you“. Nachdem ihn Kanzlerin Merkel nach Brüssel abgeschoben habe, „habe ich drei Tage durchgeweint. Also drei Tage nur Wein getrunken“.

Und als weiterer Alet-Star drängte Lothar Bottlang immer wieder auf die Bühne – was das Publikum feierte, die Verantwortlichen schickten ihn aber immer wieder auf seinen Platz. Ein Running Gag, bei dem Bottlang am Ende verkünden durfte: „Am Auto mit dem Kennzeichen KN 0815 brennt Licht.“

Für Stimmung sorgten ferner die Brüder Gregor und Simon Malkmus aus Hegne mit einigen Liedern und Christoph Vollmer mit nostalgischen deutschen Hits. Den Saal zum Kochen brachten die Reichenauer Grundele-Garde mit flotten Tänzen. Zunächst mit ihrem Gardetanz, dann mit einer Showeinlage als wilde Frauen. Auch das Allensbacher Kinderballett Sunshine Kids heizte die Stimmung ordentlich ein.
Die Akteure
Zum Jubiläumsabend des NV Alet trugen bei: Präsident Ludwig Egenhofer, der Fanfarenzug (Leitung Johannes Spießer), die Galgenvögel, Hansele, Holzhauergilde, der Narrenbolizischt, der Sämann, der Ansager Felix Streibert, die Tanzgruppe Sunshine Kids (Leitung Katsia Maier und Anne Hennig), Bürgermeister Stefan Friedrich, die Grundel-Garde (Leitung Katharina Schlegel), Marius Egenhofer, Gerd May, Christoph Vollmer, Karl Wehrle, Stefan Lutz, Gregor und Simon Malkmus, Lothar Bottlang und die Guggenmusik (Leitung Hannes König).Das lesen Sie zusätzlich online
Allensbacher Alet wollen zum 111-jährigen Bestehen eine Tradition wiederbeleben:http://www.sk.de/10364380