Claudia Zähringer und Norbert Heizmann, das geht in einem Atemzug über die Lippen. Sie waren 25 Jahre lang ein Bühnenpaar und Claudia Zähringer ist eine der wenigen Frauen, die ob ihres närrischen und schauspielerischen Talents die Bühne im Konzil im besten Wortsinn bespielte. Wird sie auch künftig auf dieser Bühne auftreten? Das ist eine von vielen Fragen, die sie im Verlauf des Interviews beantwortet.

Ihr seid ein närrisches Bühnen-Ehepaar und trennt euch nach 25 Jahren. Warum? Und: War die Scheidung einvernehmlich?
Wir trennen uns in aller Freundschaft und einvernehmlich, weil wir das Gefühl haben, die gemeinsame Geschichte Frau-Mann in verschiedenen Varianten ist auserzählt. Jetzt isch guet. Alle möged uns. Das ist die richtige Zeit zum Aufhören.
Du hast mir auf der Straße erzählt, dass man beizeiten aufhören sollte. Du willst nicht, dass es dir wie Margit Sponheimer geht…
Ich hab letzten Freitag Mainz bleibt Mainz angeschaut. Frau Sponheimer ist 82. Ich will nicht irgendwann auf die Bühne getragen werden. Es ist eine gute Entscheidung jetzt aufzuhören. Natürlich mach ich dann nicht gar nichts mehr. Nur halt diese spezielle Geschichte nicht mehr. Es war gut, hat viel Spaß gemacht, ist aber auserzählt.
Nach 25 Jahren Bühnenehe kennt man sich gut. Welche Marotten/Eigenheiten habt ihr aneinander entdeckt?
Wir haben keine Marotten. Norbert ist ein Perfektionist und wir haben gut harmoniert. Er hat die Texte gemacht. Bei ihm musste immer alles Hand und Fuß haben.
Plauder doch mal aus dem Nähkästchen. In 25 Jahren gibt es doch sicher Pleiten, Pech und Pannen. Worüber musst Du noch heute lachen?
Es ist tatsächlich nie etwas schiefgelaufen. Das liegt vielleicht am Perfektionismus von Norbert.
Hast Du noch Lampenfieber? Wenn ja, was hilft dagegen?
Oh ja. Hinter der Bühne trinken wir vor dem Auftritt einen Schnaps, meistens Obstler. Die letzten Jahre einen Kräuterschnaps wegen Neckes (Anm.d.Red.: Jürgen Greis), weil der die Deckel der Fläschchen sammelt. Isch gruusig, des Züügs.
Gutes Stichwort. Was sich wohl jeder schon gefragt habt: Trinkt ihr auf der Bühne wirklich Bürgertröpfle?
Wenn es der Text erfordert: Natürlich. Mir machen nichts mit Tee und Wasser, aber hallo! Bürgertröpfle ist ein trinkbarer Wein geworden, Ich möchte nicht wissen, wie die Verkaufszahlen gestiegen sind, dank unserer Werbung…
Norbert habe ich am Weinfest ertappt, wie er sich am Stand der Spitalkellerei festgetrunken hat. Hat er das wirklich freiwillig getan?
Wir trinken Bürgertröpfle wirklich freiwillig. Wir haben so oft darüber geredet, da muss das einfach sein.

Was waren deine schönsten Momente auf der Bühne?
Der berührendste Moment ist der letzte Auftritt beim Narrenspiel. Das wars. Wir haben viel Spaß gehabt und den Leuten hat`s gefallen.
Hinter Auftritten, die so leicht anmuten, steckt viel Arbeit. Warum tut man sowas?
Weil man Spaß daran hat. Weil es einem selber guttut, wenn die Leute viel Spaß haben. Das ist eine gegenseitige Geschichte. Wenn es zündet, und alle freuen sich, das hat ein gewisses Suchtpotenzial. Außerdem ist es einfach eine gute Truppe auf und hinter der Bühne. Alle hängen sich voll rein. Bei der Bond-Nummer zum Beispiel wollte Norbert von der Decke herunterkommen. Keiner hat gesagt, das geht nicht. Im Gegenteil: Jeder hat überlegt, wie bekommt man das hin. Und es hat immer einen Weg gegeben. Oder bei der Tarzan-Nummer wollte er ein Baumhaus. Zwei Biertische? Goht it. Sie haben dann ein Baumhaus gebaut.
Auftritte mit Suchtpotenzial. Dann wirst Du jetzt einen harten Entzug leiden?
Nein, es wird kein harter Entzug. Ich bleibe bei der Niederburg, da gibt`s für mich noch das eine oder andere Jöble. Dann bin ich ja noch Pflichtverteidigerin beim Jakobinertribunal. Das mache ich wahnsinnig gern. Das ist was ganz anderes. Direkt auf der Straße unter freiem Himmel die Leute anschreien, find ich klasse. Das ist richtig Fasnacht.
Wo liegt für Dich der Unterschied zwischen Saal- und Straßenfasnacht?
Die Atmosphäre an der Straßenfasnacht ist eine ganz andere. Das ist hautnah und unverpackt.
Als Pflichtverteidigerin des Oberbürgermeisters hattest Du diesmal einen besonders harten Job. Wen würdest Du gerne mal verteidigen?
Es war eine Herausforderung, die – natürlich – gemeistert wurde. Bei Regina Graf-Martin hat es sehr viel Spaß gemacht, da war die Verteidigung aber auch viel einfacher. Dass Regina in Rente geht, war ja auch ein gefundenes Fressen. Ich kann gar nicht sagen, wen ich gerne verteidigen würde. Die Jakobiner finden immer jemand Geeignetes. Es kommt ja auch immer darauf an, was gerade los ist in der Stadt.

Du wärst geeignet für den Journalismus, denn Du hast mir verraten, dass Du Texte immer auf den letzten Drücker schreibst. Wann warst Du fürs Tribunal fertig?
Der war relativ frisch. Den letzten Schliff gab es am Donnerstagmorgen. Die Texte fürs Tribunal sind immer von mir und nur von mir, denn dann weiß ich, wie es rüberkommen soll. Wenn jemand keine Texte schreiben kann, ist es legitim, wenn es ein anderer macht, schließlich geht es um den Unterhaltungswert.
Beim Duo Zähringer-Heizmann war es aber anders, da hat Norbert die Texte geschrieben…
Ich schwätz seine Texte wie meine. Norbert reimt perfekt, da stimmt alles. Da kannst du nichts falsch machen. Jeder lernt seinen Text auswendig und dann kannst du spielen. Darauf habe ich immer Wert gelegt, denn spicken und spielen geht nicht. So viele Handtaschen, um die Spickzettel zu verstecken, kann es gar nicht geben…
Versteht ihr euch nach 25 Jahren blind?
Wir können über die gleichen Sachen lachen, haben einen ähnlichen Humor und wissen, was der andere denkt.
Eine Frage, die viele bewegt: Werden wir Dich wieder im Fernsehen sehen?
Im Moment sieht es noch nicht danach aus. Da hat sich noch keiner Gedanken gemacht, aber ich täte es für unwahrscheinlich halten.
Claudia ohne Fasnachts-Engagements? Da kommst Du doch unter die Räder…
Dafür bin ich zu alt. Ich mache jetzt erstmal langsamer.