Engen Martin Oswald ist in Engen kein Unbekannter. Seine Bilder waren in Ausstellungen der Stubengesellschaft zu sehen, er war mit dem Musikkabarett Mehlprimeln zu Gast in Engen und hielt kürzlich die Laudatio bei der Ausstellungseröffnung von Martin Fausel.

Nun stellte sich der Kunstprofessor der Pädagogischen Hochschule Weingarten auch als Autor vor. Im Städtischen Museum las er aus seinem Buch „Kafka hat am Sonntag geschlossen“. Der Titel weckt allerdings falsche Erwartungen: Statt surrealer Geschichten wie die des Namensgebers Franz Kafka hält Oswald als feinsinniger Beobachter seine Eindrücke von einer Reise durch die Provinz fest. Wo er auf seinen Erkundungsgängen abseits großer Straßen landet, weiß er vorher nicht.

Von Abenberg in Mittelfranken aus erkundet er als „Durchzügler auf Zeit“ die Orte und macht dabei auch in Bensheim Station. Am „Kafka“, einem türkischen Schnellrestaurant, geht er vorbei und entdeckt als „Teilortbegeher“ das Hinterland. Unterwegs fällt sein Blick auf eine Vielfalt von Garagen. Darunter sympathisch funktionale wie auch Garagen, in denen Kartoffeln gelagert werden. Am Wegesrand beobachtet er eine Spinne, die in ihrem Netz Faden um Faden eine Biene umwickelt. „Auf den Menschen bezogen braucht die Spinne dafür zwei Jahre, Zeit genug, etwas Großes zu schaffen.“ Neben Wissenswertem über die Geschichte der Orte erfährt der Leser viel über die Menschen, die ihm am Stammtisch in den Gasthäusern aus ihrem Leben erzählen. Dabei entdeckt er Parallelen zu seinem eigenen Wohnort. Provinz ist für Martin Oswald nicht nur der kleine Ort, auch Köln, Berlin und Frankfurt gehören für ihn dazu. „Der Unterschied der Landschaften ist beim Atmen zu schmecken.“ Ob Oberschwaben, Franken oder die Bodenseeregion, in die es auch Otto Dix verschlagen hatte. „Was blieb ihm da anderes übrig, als Berge zu malen“, so Oswald. „Kafka hat am Sonntag geschlossen“ ist eine charmante Liebeserklärung an die Provinz und eine mit Poesie und Wärme garnierte Beschreibung unserer Gesellschaft.