Liebe Claudia Zähringer,
lieber Norbert Heizmann,
ist es in Ordnung, wenn ich beim fasnächtlichen Du bleibe? Anders bekomme ich diesen Brief gar nicht geschrieben. Denn ehrlich gesagt: Mir ist‘s ums Herz, wie es eine legendäre Nummer der Konzilsfasnacht besang, schon ein bisschen wind und weh. Völlig überraschend habt Ihr als Duo Euren Abschied verkündet. Nach 25 Jahren voller Beiträge, die ich nicht vergessen werde.
Ihr wart Tatort-Kommissare und Königspaare, Sagenhelden und Märchenfiguren, Fernsehmoderatoren und Barbiepuppen – und seid zugleich immer Menschen wie du und ich geblieben. Obwohl Ihr um Eure Prominenz wusstet.
Ihr beweist, wie modern das Brauchtum ist
Man könnte sich keine besseren Botschafter für die Konstanzer Fasnacht vorstellen. Ihr habt Humor und Lebensfreude ausgestrahlt, wart auch mal nachdenklich und habt kein Blatt vor den Mund genommen. Ihr habt Euren Fans im Saal wie auch den Fernsehzuschauern im SWR gezeigt, welche Kraft in Spiel und Sprache liegen.
Wenn die Fasnacht immaterielles Kulturerbe ist, habt Ihr dafür gesorgt, dass da nichts museal ist. Nein, Ihr habt bewiesen, wie lebendig und, ja, modern dieser Teil des Brauchtums ist. Denn Ihr seid mit Euren Sketchen immer auf aktuelle Themen eingegangen, ohne Euch Trends anzubiedern. Das ist für sich schon eine hohe Kunst.
Es prickelte, aber billig wurde es nie
Es war eine Freude, Euch im vertrauten und vertrauensvollen Miteinander zu erleben. Frau und Mann in einer Bühnenpartnerschaft, die auch mal prickelte, die für kurze Momente geradezu frivol, aber nie billig war. Man hat gemerkt, dass Ihr nicht nur die Fasnacht und ihr Verwirrspiel liebt, sondern Euch auch gegenseitig mit viel Zuneigung und Respekt begegnet seid.
Ich stelle mir vor, dass Euer Abschied voneinander nicht einfach ist. Aber ich kann nachvollziehen, dass Ihr selbstbestimmt aufhören wollt, wenn es am schönsten ist. Auch darin seid Ihr Vorbilder über die Fasnacht hinaus. Loslassen zu können, ist eine Gabe, um die Euch viele beneiden werden.
Spotte ruhig über den SÜDKURIER
Nun muss (und wird) es ohne Euch gehen. Du, Norbert, wirst auf der Bühne bleiben. Ich freue mich darüber sehr, so ist es nur ein halber Abschied. Wenn ich mir für Deine zukünftigen Auftritte etwas wünschen darf, dann wäre es da: Spotte gerne weiter über den SÜDKURIER, so oft Du willst. Aber bitte verzichte auf Worte mit „Lüge“, das trifft mich jedes Mal.
Wir machen auch mal Fehler, klar, aber wir setzen nicht bewusst und mit unlauteren Absichten Falschmeldungen in die Welt. So wie Ihr immer darauf bedacht wart, etwas Gutes in die Gemeinschaft hineinzutragen und nicht zu hetzen oder zu spalten.
Als großartige Menschen bleibt Ihr uns hoffentlich noch lange erhalten. Als legendäres Duo müssen wir auf Euch verzichten. Ich erhebe voller Respekt ein Glas Bürgertröpfle auf Euch. Danke für wunderbare Momente im Konstanzer Konzil und vor dem Fernseher. Ohne Euch fehlt der südbadischen Fasnacht etwas.
Ein etwas wehmütiges Ho Narro!