Artur Krauter
Artur Krauter ist am Samstagmittag, 5. März, vor allem wegen einer Person zur Kundgebung gegen die russische Invasion der Ukraine in den Stadtgarten Konstanz gekommen: um seine Frau, die aus der Ukraine kommt, zu unterstützen. Was ihn sonst noch motiviert: „Ich möchte, dass so viele Menschen wie möglich mitbekommen, was passiert“, sagt er dem SÜDKURIER. Dabei gehe es ihm vor allem um die russische Bevölkerung in Deutschland und Russland. Denn die russische Propaganda sei effektiv, meint er.
Er hofft, dass sich die Menschen in Russland gegen Präsident Wladimir Putin auflehnen werden. „Wir möchten den Russen und den anderen Menschen die Augen öffnen“, sagt er. Denn viele Russen würden glauben, dass die Nachrichten vom Krieg aus der Ukraine Lügen seien. Krauter selbst kommt zur Demonstration, fühlt sich nach eigenem Bekunden aber trotzdem machtlos in seiner Situation.
Kateryna Siedia
Die Ukrainerin Kateryna Siedia kommt zur Kundgebung, weil ihre Familie noch in ihrem Heimatland festsitzt. Und dort sei sie in Gefahr, ist sich Siedia sicher. „Deshalb bin ich gekommen, um mich zu wehren“, sagt sie.
Der Krieg, für den Wladimir Putin verantwortlich sei, gefährde die ukrainische Bevölkerung. Sie hofft, dass ihr Land in diesem Krieg siegen wird. Was den russischen Präsidenten angeht, will sie vor allem eines: „Putin muss weg.“
Steffen Grieshaber
Auch Steffen Grieshaber ist vor allem gekommen, um seine ukrainische Frau zu unterstützen. Deren Familie befinde sich immer noch in dem umkämpften Land in Osteuropa. Zwar leben die Angehörigen an der Grenze zu Belarus und nicht in unmittelbar gefährdeten Gebieten, trotzdem ist eines klar: „Wir wissen nicht, wie es ihnen morgen geht“, so Grieshaber. „Und die Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen nicht ausreisen.“
Aus Verzweiflung sei er gekommen, um zu demonstrieren. „Wir wissen nicht, wie wir sonst helfen können“, sagt er. „Aber hier können wir Gesicht zeigen.“ Der Krieg tue ihm und seiner Frau einfach nur weh. „Das muss aufhören“, fordert er mit Blick auf die Kriegshandlungen in Osteuropa.
Clemens Bosch
Die Motivation von Clemens Bosch sind befreundete Ukrainer, die zu den Organisatoren der Kundgebung gehören. „Ich bin für Frieden“, sagt er außerdem. „Die Hoffnung wäre, dass Putin den Krieg sein lässt und sich zurückzieht“, so Bosch weiter. Dann könne man hoffentlich zu einer normalen Basis zurückkehren.
Wenn er dem russischen Präsidenten etwas sagen könnte, wäre es: „Lass den Krieg sein. Du hast doch dein Land.“ Er übt darüber hinaus Kritik an dem Vorgehen der Bundesregierung, da diese nun die Bundeswehr mit zusätzlichen 100 Milliarden Euro aufrüsten will.
Marius Vollmer
Zu demonstrieren sei nicht das Einzige, was man tun könne, meint Marius Vollmer. Man könne auch Geld und Dinge spenden. Viele Bürger aus der Region hätten dies bereits getan. Was er sonst wichtig findet: „Man muss emphatisch sein.“
Es sei ihm außerdem wichtig, mit seinem Kommen Druck auf die Politik auszuüben. „Ich finde es beispielsweise unerträglich, dass wir weiterhin Geld an Putin überweisen“, sagt er im Hinblick auf die Kosten für Erdgas. Er möchte, dass diese Ausgaben gestoppt werden. „Denn uns kostet das vielleicht Geld, aber die Ukrainer kostet der Kampf um die Freiheit ihr Leben“, sagt Vollmer.
Yuliia Grieshaber
Yuliia Grieshaber ist Ukrainerin. Sie hat regelmäßig Kontakt mit ihren Angehörigen im vom Krieg gebeutelten Land. „Mein Vater sagt, dass die nächsten Tage entscheidend sind“, sagt Grieshaber. Auch ihr Vater befindet sich noch in ihrem Heimatland.
Ihre Hoffnung ist, dass das russische Militär aufgibt und auch die Menschen in Belarus gegen diesen sinnlosen Krieg aufstehen, sagt sie. Putin möchte sie vor allem eines sagen: „Geh wieder nach Hause.“
Marek Bohdanowicz
Der Pole Marek Bohdanowicz wirft derweil am Rande der Kundgebung einen pessimistischen Blick in die Zukunft. „Ich sehe alle Möglichkeiten auf dem Tisch“, sagt er. „Die Nato sagt zwar, es ist nicht ihr Krieg, aber das könnte noch passieren.“ So hält er beispielsweise einen Nuklearschlag Russlands auf die Ukraine zumindest nicht für unmöglich. „Mit Putin als Machthaber ist das möglich“, befürchtet er. Er hält es deshalb für nötig, sich auf das Schlimmste vorzubereiten.
Bei der Frage, was er dem russischen Präsidenten gerne sagen würde, zitiert er einige ukrainische Soldaten, die bei einer Konfrontation mit einem russischen Kriegsschiff einen Funkspruch absetzten. Dieser ging bereits um die Welt und stehe in der Ukraine als Symbol für den Widerstand. Der Satz bedeute soviel wie: „Russisches Kriegsschiff, hau ab.“ Und genau das würde Bohdanowicz Putin gerne sagen.