Montagmittag in Konstanz: Das Schiff aus Meersburg fährt ein. Mit an Bord ist das Ehepaar Roick aus Leonberg. Eines der ersten Motive, das die Blicke der zwei Urlaubenden am Hafen anzieht, ist nicht etwa die Imperia, das Konzil oder ein anders städtisches Highlight – sondern ein Mülleimer.

Das Ehepaar Roick aus Leonberg findet Konstanz wunderbar. „Aber der Müll ...“
Das Ehepaar Roick aus Leonberg findet Konstanz wunderbar. „Aber der Müll ...“ | Bild: Eva Marie Stegmann
Mülleimer am Hafen am Montagmittag: Noch immer Müll vom Wochenende.
Mülleimer am Hafen am Montagmittag: Noch immer Müll vom Wochenende. | Bild: Eva Marie Stegmann

Direkt am Ufer. Er ist voll. Drumherum stapeln sich zusammengeknülltes Papier und Essensreste. „Wirklich nicht schön, in Meersburg sieht es nicht so aus“, findet das Paar. Die zehnjährige Grete Tinn, die mit ihrer Mutter vorbeischlendert, ruft: „Schau mal, Mama, das ist iih.“ Auch die beiden sind Tagestouristen, wie sie auf Nachfrage sagen.

Dutzende Mülleimer-Stillleben

Nicht nur Besuchern stoßen die Müllberge, die sich um bis zum Rand gefüllte Eimer türmen, auf. Zahlreiche Konstanzer haben am Wochenende besonders vermüllte Stellen dokumentiert. Wie Ira Schech. Sie hat rund um das Konzil-Gebäude dutzende Fotos dieser Mülleimer-Stillleben geschossen und sie in der Facebook-Gruppe „Konstanz“ veröffentlicht.

Aufnahme vorm Konzil vom Sonntag.
Aufnahme vorm Konzil vom Sonntag. | Bild: Ira Schech

Über 100-Mal wurden die Bilder bisher kommentiert. Die Meinungen teilen sich grob in zwei Lager: Die einen loben die Müll-Entsorger dafür, dass sie ihre Verpackungen immerhin neben den Eimer und nicht in die Natur geworfen haben. Die anderen wünschen sich, dass die Stadt Konstanz eingreift. So auch Ira Schech. „Sie sollten entweder Müllcontainer aufstellen oder öfters leeren“, sagt sie im Gespräch mit SÜDKURIER. Wobei Müllcontainer dicht an dicht sicher auch nicht schön aussähen, wendet sie ein.

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Den Oberbürgermeister Uli Burchardt bereits vor zwei Wochen auf das Problem aufmerksam gemacht hatte Aline Gizzi. Seine Antwort liegt SÜDKURIER vor. Darin schreibt er, er gehe davon aus, dass sich das Problem mit der Wiedereröffnung der Gastronomie erledigen werde.

Soll die Stadtreinigung öfters Müll sammeln?

Aline Gizzi läuft oft mit Hund Max am Hafen entlang. Auch sie wünscht sich, dass die Stadtreinigung öfters Müll einsammelt – oder, dass mehr Abfallbehälter aufgestellt werden. Denn: „Mich irritiert, dass viele es in Ordnung finden, den Müll neben den Eimer zu legen. Der Wind kann das schnell in den See wehen oder in die Natur“, sagt Aline Gizzi. „Gut ist, dass die Menschen ihre Abfälle entsorgen wollen. Es geht nicht, wenn die Behälter voll sind.“

Müll am Stadtgarten am Sonntag.
Müll am Stadtgarten am Sonntag. | Bild: Aline Gizzi

Nachgefragt bei der Stadt: Für die Müllentsorgung auf öffentlichen Flächen sind die Technischen Betriebe Konstanz (TBK) zuständig. Pressesprecher Walter Rügert berichtet am Montagnachmittag, dass die Müllberge am Hafen nun weg seien.

Stadt will nachbessern: Mehr Eimer und Kampagne

Wegen des vielen Mülls habe die Leerung am Montagmorgen länger gedauert, entschuldigt er. Die Stadt, sagt er, habe vorgesorgt für das vergangene Wochenende: indem mehr Stunden als sonst für die Leerung eingeplant worden seien. Um den übervollen Eimern Herr zu werden, will die TBK nun nachbessern, verkündet Rügert. Mit 15 zusätzlichen Mülleimern an Marktstätte, Stadtgarten und Konzilsvorplatz, darunter ein Anhänger für Pizzakartons. Im Uferbereich seien weitere Behälter geplant.

Einsatzpläne nicht beliebig dehnbar

Und an Tagen mit viel Publikumsverkehr sollen die TBK-Mitarbeiter häufiger Abfall einsammeln. Aber, schränkt er ein: Deren Einsatzpläne seien so kurzfristig nicht beliebig dehnbar. „Falls die Entwicklung anhält, wird man sich wohl mit Alternativen befassen.“

Spuren des Mülls vom Wochenende um den Mülleimer an der Unterführung an der Markstätte herum. Aufnahme von Montagmittag.
Spuren des Mülls vom Wochenende um den Mülleimer an der Unterführung an der Markstätte herum. Aufnahme von Montagmittag. | Bild: Eva Marie Stegmann

Anstatt Müll in oder um Abfallbehälter zu legen, hat Evelyn Spillmann am Wochenende zwischen Fahrradbrücke und Taubenhaus Abfälle eingesammelt. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Arbeitskreises Müll, einer Bürgerinitiative. „Letztes Jahr war es auch schon schlimm im Sommer, aber dieses Jahr ist es noch schlimmer“, sagt sie.

Arbeitskreis Müll: Bürgerschaftliches Engagement gegen Abfall

Vor einigen Wochen haben die TBK am Seerhein zusätzliche Eimer aufgestellt. „Ich finde es nicht schön, man hat das Gefühl, alle paar Meter steht ein Mülleimer.“ Sie wünscht sich, dass man stattdessen dafür sensibilisiert, Mehrweggeschirr zu verwenden. „Wer dennoch Müll produziert und auf einen vollen Mülleimer trifft, kann den Abfall doch einfach mit nach Hause nehmen – oder den nächsten Mülleimer ansteuern“, findet Evelyn Spillmann.

Der städtische Pressesprecher Rügert sagt: „Wir beobachten vereinzelt, dass manche Mülleimer noch gar nicht voll sind, der Müll aber dennoch neben dran gestellt wird.“ Demnächst wollen Stadt und TBK eine Müll-Kampagne starten. Das Ziel: Müllvermeidung und mehr Selbstverantwortung der Konstanzer und Urlauber. „Wer Müll ans Seeufer schleppt, kann diesen gerne auch wieder mitnehmen“, schreibt Walter Rügert.