„Wir wollen aktiv Gutes tun, aber nicht belehren. Wir wollen mit unserem coolen, modischen Fashion-Laden Nachhaltigkeit salonfähig machen und gute Gastgeber sein“, schildert Josia Zuber.
„Wir sind Einzelhändler durch und durch“, stellt Josia Zuber mit Blick auf seinen großen Bruder fest. Beide haben in den vergangenen Jahren in München tiefe Einblicke in die Handelsbranche bekommen.
Das Thema Nachhaltigkeit hat sie beschäftigt; inspiriert für das Konzept von Elossa wurde Josia Zuber während einer Skandinavienreise. „In Sachen Nachhaltigkeit sind die skandinavischen Länder viel weiter als Deutschland“, berichtet Josia Zuber. Hier habe Nachhaltigkeit noch das herkömmliche Öko-Weltverbesserer-Image und friste ein Nischen-Dasein, meint Jonathan Zuber.
„Nachhaltigkeit hat noch nicht den Ausdruck, wie er sein sollte, und steht nicht im richtigen Licht“, sagt er und erläutert: „Unser Ansporn war, es in ein Konzept zu packen, dass cool daherkommt und annehmbar ist.“ Mit annehmbar spielt er vor allem auf die modischen Aspekte der Bekleidung an.
Nachhaltige Produkte sollten nach Ansicht der beiden Brüder nicht nur qualitativ hochwertig, sondern auch tragbar sein, ohne sofort visuell in der Öko-Schublade zu landen. Das bedeutet: Lifestyle zum Wohlfühlen, 100 Prozent Nachhaltigkeit inklusive.

„Wir sind Individualisten und Perfektionisten“, sagt Josia Zuber. „Es wird so viel Müll produziert“, bedauert Jonathan Zuber. Abfall zu reduzieren und wertvolle Rohstoffe einer sinnvollen Wiederverwertung zuzuführen, sei eigentlich selbstverständlich, findet er, denn einfach nur verbrauchen und neu produzieren sei kein Ansatz.
50 Prozent reichen den Zuber-Brüdern nicht
Recycling-Materialien hätten sich enorm verbessert, das stehe außer Frage. Dennoch wollten sie noch mehr: Hersteller, die nur 50 Prozent recycelte Materialien verwenden, kamen für sie nicht in Betracht: Sie wollten 100 Prozent.
„Im Januar 2020 war ich auf der Nachhaltigkeitsmesse in Berlin. Von etwa 150 Labels habe ich vier gefunden, die unserem Stil entsprechen“, erzählt Josia Zuber und kommt auf die Marke Ecoalf zu sprechen, die alle ihre Parameter erfülle.
Josia Zuber nimmt eine Jacke vom Kleiderständer und erzählt: „Der Stoff ist zu 100 Prozent aus recycelten PET-Flaschen. Aus 70 PET-Flaschen entsteht ein Meter Stoff.“ Ebenso wichtig ist den jungen Unternehmern der Gedanke der Kreislaufwirtschaft, den Ecoalf beispielhaft umsetze.
In Kooperation mit Fischern werde Müll aus den Ozeanen gefischt und die Kunststoffabfälle wiederverwertet. Die Fischer würden dafür entlohnt. Ein System, das Sinn mache, finden Josia und Jonathan Zuber.
Acht Hersteller haben sie nach langen, eingehenden Recherchen „und nach unserem jetzigen besten Wissen und Gewissen“ ausgewählt, wobei ihr Augenmerk auch auf Produktionsbedingungen und Lieferwegen gelegen habe.
„Wir wollen ethisch dahinterstehen können“
Eine Eigenmarke haben sie auch herausgebracht, wobei sie mit einem Familienbetrieb in Portugal kooperieren, der Bekleidung aus fair gehandelter Biobaumwolle herstelle. Die Eigenmarke Elossa sei GOTS-zertifiziert (Global Organic Textile Standard), so Josia Zuber, der anmerkt: „Wir wollen ethisch dahinterstehen können.“
„Mit am meisten beeindruckt hat mich der vegane Schuh“, stellt Josia Zuber fest und nimmt ein Modell zur Hand, wobei optisch kein Unterschied zu einem topmodischen, normalen Freizeitschuh auszumachen ist. „Er besteht aus Kork, Maisresten und recyceltem Polyester und steht in der Qualität einem Lederschuh in nichts nach, denn er ist atmungsaktiv“, beschreibt er, der selbst vegane Schuhe trägt.

Von der Innovationsfreude der Hersteller ist Jonathan Zuber begeistert. „Ein anderer Hersteller hat aus Mangoschalenresten einen Schuh entwickelt. Ich finde es super spannend, wie Abfall aus der Nahrungs- für die Textilbranche verwendet werden könne; aus Kaffeeresten werden mittlerweile geruchsneutralisierende Fasern entwickelt, die im Tech-Bereich eingesetzt werden.“
Die Auswahl der Hersteller haben sich die beiden Jung-Unternehmer nicht leicht gemacht, aber ein interessantes Sortiment an modischen und gleichsam nachhaltigen Produkten zusammengestellt – von Jacken, Pullis, Shirts, Hosen, Schuhen, Taschen, Schmuck sowie Sonnenbrillen aus dem 3D-Drucker bis hin zum plastikfreien Waschmittel.
Das Nachhaltigkeits-Konzept beinhaltet aber noch mehr: „Die Kleiderbügel sind aus recycelten PET-Flaschen und Stroh – Made in Germany“, nennt Josua Zuber ein Beispiel.
Ihre Versandtaschen sind kompostierbar
Mit ihrem Geschäft am Augustinerplatz wollen sie Einkaufserlebnis bieten, sobald der Lockdown vorüber ist. Gleichzeitig haben sie einen Online-Shop aufgebaut, der Mitte April an den Start gehen soll.
„Stationär und online: Es macht Sinn das zu kombinieren, damit wir auch Click und Collect anbieten können“, sagt Jonathan Zuber, schließlich habe sich diese Kombination nicht nur in Zeiten der Pandemie als sinnvoll und notwendig erwiesen.
„Wir versuchen, bis ins letzte Eck zu denken“, schmunzelt Jonathan Zuber: „Der Server, den wir nutzen, läuft auf grüner Energie.“ Auch das Verschicken der Waren sei möglich, wobei Josia Zuber sofort einhakt: „Die Versandtaschen sind kompostierbar, die Kleber vegan.“
Bleibt nur noch eine Frage: Was bedeutet Elossa? „Das ist Finnisch und bedeutet: lebendig“, erklärt Josia Zuber und fügt an: „Unser Credo: Lebe den Unterschied.“