Was die vier Frauen vorhaben, ist von einem ehrgeizigen Ziel getragen: „Wir möchten den Kosmetikmarkt revolutionieren“, sagt Inken Barz, 33 Jahre, ehemalige Studentin der Hochschule Konstanz für Wirtschaft, Technik und Gestaltung (HTWG).

Und das soll so funktionieren: Anstatt eines flüssigen Shampoos in einer Plastikflasche greifen Mann und Frau beim Haarewaschen auf ein Pulver zurück, das sie vor dem Duschen in einer Flasche mit Wasser mischen und sich somit selbst Shampoo für einen längeren Zeitraum herstellen. So bekommt das Produkt die Konsistenz herkömmlicher Haarwaschmittel. „Konventionelle Shampoos bestehen ohnehin zu 80 Prozent aus Wasser“, sagt Inken Barz.

Die ehemalige Konstanzerin Inken Barz (links) möchte Lena Scholpp und zwei weiteren Gründerinnen ein Shampoo-Pulver auf den Markt bringen.
Die ehemalige Konstanzerin Inken Barz (links) möchte Lena Scholpp und zwei weiteren Gründerinnen ein Shampoo-Pulver auf den Markt bringen. | Bild: Matthias Wallot/Care Twice

Auf die Idee kam Lena Scholpp im Jahr 2018, als sie mit dem Rucksack durch Zentralamerika reiste. Sie wollte auf Nachhaltigkeit achten und suchte für das Haarewaschen eine Alternative zu einem Stück Seife. „Denn damit kam ich nicht klar“, sagt die 28-Jährige und ergänzt: „Ich habe damals nicht verstanden, warum es Wasch- und Spülmittel in Pulverform gibt, aber kein Shampoo„, so Scholpp.

Dann ging alles ganz schnell: Lena Scholpp lernte bei ihrer Arbeit in einer Agentur für Nachhaltigkeit in Stuttgart Inken Barz kennen und die beiden gründeten 2019 ihr Unternehmen Care Twice. Dabei nahmen sie noch zwei andere Damen mit an Bord. „Carina habe ich beim Auslandssemester in London kennen gelernt und Hailey wurde mir von einem Bekannten empfohlen“, erzählt Lena Scholpp.

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Nun ist die Arbeit klar verteilt: Hailey Gahlon, Senior Scientist an der ETH in Zürich, hat einen Doktortitel in bioorganischer Chemie, ist Toxikologin und stellt seit mehr als zehn Jahren selbst Seife her. „Sie weiß, was dem Körper gut tut und was schadet“, sagt Lena Scholpp. Deshalb ist Gahlon bei Care Twice für die Produktentwicklung zuständig.

Carina Kaiser, im Brotberuf in einer Wiener Agentur tätig, kümmert sich um die Website und das Online-Marketing. Inken Barz arbeitet mit Lena in der Stuttgarter Nachhaltigkeitsagentur, ist freiberufliche Art Direktorin und bei Care Twice für Markenbildung und Design verantwortlich. Gemeinsam mit Gründerin Lena Scholpp ist sie auch für die künftige Produktion zuständig.

„Vor dem ersten Duschen war ich sehr aufgeregt“

Die könnte bald starten, doch bis dahin war es ein weiter Weg. Rund ein Jahr lang informierten sich die Frauen über Inhaltsstoffe, bestellten einige davon, tüftelten an der Rezeptur und testeten Prototypen. „Irgendwann war es so weit, dass wir vier damit tatsächlich unsere Haare waschen konnten“, erzählt Inken Barz. „Vor dem ersten Duschen war ich sehr aufgeregt, denn ich wusste nicht, ob Pulver und Wasser sich tatsächlich wie gewünscht verbinden. Ich war positiv überrascht vom Ergebnis.“

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Anschließend ließen sie Freunde und Verwandte das Produkt testen und entwickelten verschiedene Duftnoten. Das Pulvershampoo soll es später in drei Varianten geben: Einmal ganz ohne Duft, einmal blumig-herb und einmal frisch-fruchtig. 2021 soll es auf den Markt kommen. Dabei möchten die Gründerinnen vor allem jene Kunden erreichen, die sich schon für Nachhaltigkeit interessieren, aus Gewohnheit aber noch nicht den Umstieg schafften.

Schritte bis zur Marktreife

„Bei Lebensmitteln und im Verkehr ist es schon viel einfacher, sich umweltbewusst zu verhalten“, sagt Lena Scholpp. „Das möchten wir jetzt auch für Pflegekosmetik erreichen, ohne dass die Menschen einen Kompromiss eingehen müssen.“ Sie selbst ernährt sich vegan und hat dabei nicht das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen.

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„Das soll beim Haarewaschen auch so sein“, sagt die 28-Jährige. „Mit dem Pulver ist der Umwelt geholfen und die Kunden müssen sich keine Seife in die Haare rubbeln, sondern haben ihre gewohnte Shampoo-Konsistenz.“ Ihr geht es darum, durch Care Twice eine Bewegung ins Rollen zu bringen. „Als Einzelperson stößt man schnell an Grenzen, aber mit einem Unternehmen kann man einen echten Beitrag für die Umwelt leisten“, ist sie überzeugt.

Die Liebe zum Bodensee

Irgendwann möchte das Quartett sich komplett selbstständig machen. „Am besten so, dass wir ortsunabhängig arbeiten können“, sagt Inken Barz, denn sie vermisst ihre alte Heimat am Bodensee. In Konstanz hat sie Kommunikationsdesign studiert und erinnert sich sehr gern an diese Zeit zurück.

„Ich war sehr traurig, als ich wegziehen musste, doch in Konstanz hatte ich keine Agentur gefunden, die meinen Vorstellungen entsprach“, sagt die 33-Jährige. Sie kehrt öfter an den Bodensee zurück, um Freunde zu treffen. „Die Nähe zur Schweiz gefällt mir gut“, sagt Inken Barz. „Und in Konstanz bekomme ich immer meinen Kopf frei.“

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