Anastacia begeistert ihr Publikum selbst bei Regen. Tags zuvor noch Freiburg, als nächstes Schottland und dazwischen steht sie auf der großen Bühne auf dem Singener Rathausplatz. Mit über 4000 verkauften Eintrittskarten ein voller Erfolg für die Veranstalter des Konstanzer Konzertbüros Kokon. „Auch BAP war nahezu ausverkauft“, erklärt Kokon-Geschäftsführer Xhavit Hyseni. Zufrieden zeigt er sich auch mit den Besucherzahlen der Auftritte von „Element of Crime“ und „Saltatio Mortis“. Zwei Konzerte beinahe ausverkauft, die anderen gut besucht – das Hohentwielfestival 2025 kann als gelungen verbucht werden. Rund 15.000 Besucher zählen die Veranstalter.
Als gelungen bezeichnen auch die Besucher das Festival-Finale. „Anastacia hat einfach eine grandiose Stimme“, sagt Helga Schnitker erfreut, die aus Stein am Rhein nach Singen gekommen ist. „Es war ein herrliches Konzert“, zeigt sich auch Reinhard Zedler aus Rielasingen-Worblingen angetan. Dass er unter dem Rathaus-Vordach einen Platz im Trockenen mit gutem Blick auf die Bühne gefunden hat, hat ihn zusätzlich erfreut.
Viele andere verfolgten trotz Regenschauern aus nächster Nähe das Geschehen auf der Bühne. Beste Aussichten hatten auch die Gäste des Hotels am Rathausplatz. Einige nutzten die Gelegenheit, den Auftritt des Superstars bei geöffneten Fenstern zu genießen.
Und auf einmal steht plötzlich alles still
Die blonde Rockröhre mit ihrer prägnanten, kräftigen Stimme geht derzeit fast an jedem Abend mit ihrer neuen Tournee auf die Bühne und schmettert ihre großen Hits und andere Lieder. Dabei trifft das rasante Energiebündel auch die sanfteren Töne. Den großen Auftritt beginnt sie genussvoll mit einem Schritt durch die große Türe im Bühnenhintergrund. Wippende Hände, rhythmisches Klatschen und tanzende Personen – Animation dazu gibt es auf der Bühne genug.

Dort ziehen Anastacia und die Hintergrund-Sängerinnen, die sie auch gerne mal in den Vordergrund schiebt, genauso wie die Band viele musikalische und tänzerische Register für eine eindrucksvolle Show. Und wenn der Star mal wieder eine Pause zum Wechsel des Bühnenkostüms benötigt, garantiert die Band, dass es für das Publikum keinen Stimmungsabfall gibt.
Selbstbewusst greift die Sängerin aus Chicago dabei auch auf die großen Hits anderer Künstler zurück, egal ob sie „An Tagen wie diesen“ der Toten Hosen zu „Best days“ mit englischem Text in ihrem Repertoire aufnimmt oder ihr Publikum mit dem Guns‘n‘Roses-Klassiker „Sweet Child of mine“ glücklich macht. Aber natürlich hat sie auch ihre Klassiker im Gepäck. „Not that kind“ heißt ihre Tournee genau 25 Jahre nach dem Erscheinen ihres gleichnamigen Debüt-Albums.
Genau die Klassiker wollen ihre Fans hören – und wenn beim Hit „Sick and tired“ plötzlich alles auf der Bühne still steht, steigt die Aufmerksamkeit vor der Bühne weiter an. Sekundenlang bewegt sich kein Musiker, bevor es weiter geht. Applaus erntet auch Background-Sänger Nick Shirm, der im legendären Duett „Il ritmo della passione“ den Part des Eros Ramazotti übernimmt.
Alle Bilder und Berichte vom Hohentwielfestival 2025
- BAP gestalteten den ersten Abend und ließen die Fans erst nach über drei Stunden Konzert nach Hause gehen – beseelt von dem tollen Abend, wie auch unsere Bilder Teil 1 und Teil 2 festhalten.
- „Element of Crime“ hatten ebenfalls mit Regen zu kämpfen, allerdings feierten die Fans trotzdem. Die Stimmung auf dem Rathausplatz war gut, SÜDKURIER-Redakteurin Jacqueline Weiß bezeichnete es in ihrem Text als gepflegte Melancholie.
- „Saltatio Mortis“ sorgten sogar für Feuer auf dem Rathausplatz: die Bilder des dritten Festival-Abends
- Anastacia ist ein krönender Abschluss, wie die ersten Bilder des Abends und die letzten Bilder des Hohentwielfestivals 2025 zeigen.
Gewitterwarnung sorgt für Unruhe
Das Wetter war die ganze Woche ein wichtiges Thema, denn immer wieder regnete es. Um rund eine Stunde musste der Eintritt am Samstagabend verschoben werden, weil ein Gewitterwarnung die Platzöffnung verhinderte. Nichtsdestotrotz konnte das Konzert pünktlich mit dem Auftritt der Vorgruppe von Casey McQuillen beginnen.
Zuvor haben sich lange Schlangen im Regen auf dem Hohgarten gebildet. Rund eine Stunde mussten alle Anastacia-Fans, die einen Platz nah an der Bühne ergattern wollten, am Einlass warten. Andere nutzten die Verzögerung für eine Pause in den Restaurants am Hohgarten. Und als endlich die Schleusen geöffnet wurden, hat das Einlasspersonal den Stau zügig abgewickelt.
Fans mussten vor dem Einlass ausharren
Xhavit Hyseni kennt als Kokon-Geschäftsführer Freud und Leid der Veranstalter. Tolle Erlebnisse erfahre man als Veranstalter immer wieder. Die Bühne mit 13 Tonnen Technik am Bühnendach wird längst routiniert aufgebaut. Als große Unbekannte bleiben das Wetter und die Besucher. „Wir tragen das Risiko“, erklärt er die Entscheidung, den Einlass aufgrund der Gewitterwarnung zu verzögern, beim Besuch der SÜDKURIER-Gewinner im Backstage-Bereich.
Der Faktor Sicherheit sorge für zusätzlich Kosten. Jeden Abend sorgen neben den offiziellen Einsatzkräften 35 Personen eines Sicherheitsdienstes dafür, dass alles friedlich bleibt. Und dass die prominente Sängerin schon da sei, konnte er den interessierten Besuchern gegen 17 Uhr auch verraten. Nachdenklich wird Hyseni bei der Frage, wo das Festival besser aufgehoben ist – oben auf dem Berg oder unten in der Stadt? „Die Atmosphäre ist auf dem Berg schon schöner, aber das muss die Stadt entscheiden“, sagt er. Den Besuchern bleibe so der Anstieg auf den Hohentwiel erspart und wunderbare Künstler gebe es in jedem Fall.

Auch die Sanitäter des Roten Kreuzes ziehen am Ende ein positives Fazit. „Es gab keine außergewöhnlichen Einsätze“, bilanziert DRK-Einsatzleiter Tobias Kremm kurz nachdem Anastacias Auftritt beendet war.
Einen Tag zuvor war die Mittelalterszene aus dem Häuschen. Die Band „Saltatio Mortis“ setzte ihr Publikum mit rockigen Melodien in Verzückung. Mit einer imposanten Feuershow als Zugabe verabschiedeten sie sich von der Bühne – und auch wenn die aktuelle Burgentour sie in Singen nur an den Berg geführt hat, waren ihre Fans am Ende dennoch begeistert.
Und nächstes Jahr?
Am Dienstag, 29. Juli, will der Singener Gemeinderat entscheiden, ob es wieder ein Burgfest samt Hohentwielfestival auf dem Berg geben soll. Das Risiko ist groß, dass sich die Stadt das Fest im kommenden Jahr einmal mehr sparen muss. Xhavit Hyseni jedenfalls ist bereit, wie er erklärt. Die Kontakte mit den Künstlern für das nächste Jahr seien bereits geknüpft. Wer auf der Liste steht, könne er allerdings noch nicht verraten: „Die Verträge sind noch nicht unterzeichnet.“