Es gibt sie noch, die Idealisten und Visionäre, die die Welt ein kleines Stückchen verbessern wollen, und zwar ganz ohne erhobenen Zeigefinger und bar von Verbotskultur. Pascal Ritter (27) und sein Team von The Fortunate Planet (Der glückliche Planet) haben sich für einen interessanten Weg entschieden: In Form eines Spiels wollen sie die Menschen für korrekte Mülltrennung sensibilisieren – mit dem Ziel, den Reinheitsgrad der entsorgten Materialien und somit die Recyclingquote zu erhöhen.
Der ganze Strand war vermüllt
Ein Erlebnis in Südafrika hatte dem 27-jährigen Betriebswirtschaftler, der unter anderem schon in der Recyclingbranche tätig war, keine Ruhe gelassen. Er wolle eigentlich den wunderschönen Sonnuntergang an einem kilometerlangen Sandstrand genießen. „Doch der ganze Strand war vermüllt“, berichtet Pascal Ritter und erzählt weiter: „Eine vierköpfige Familie hat den Müll eingesammelt und erzählt, dass jedes Jahr mehr Müll angeschwemmt wird.“
Das Problem ließ ihm keine Ruhe. Was kann man tun? Jedes Jahr gibt es noch mehr Menschen auf der Welt und damit noch mehr Müll? Und der Verbrauch an wertvollen Rohstoffen steigt zusehends. Ritter recherchierte auf allen Ebenen, beleuchtete insbesondere das Thema Recycling und stellte fest, dass die Quoten gering sind.
„Plastik zum Beispiel wird global nur zu 18 Prozent, in Deutschland zu 30 Prozent recycelt. Bei Glas liegt die Quote global bei 35 Prozent. Das zieht sich durch alle Bereiche durch“, stellt der Gründer von The Fortunate Planet fest.
Ritter weiß: Es kommt beim Sammeln auf den Reinheitsgrad der Stoffe an, damit sie wirklich wiederaufbereitet werden, denn der Aufwand für eine nachträgliche sortenreine Trennung ist zu hoch. Sein Ansatz: Je sorgfältig jeder auf die korrekte Mülltrennung achtet, umso eher kann die Recyclingquote gesteigert werden.
Theoretisch müsste jeder Deutsche um die Mülltrennung wissen, und trotzdem wird sie von den Bürgern zumeist nachlässig betrieben. „Viele haben keine Motivation, weil sie denken, sie könnten nichts bewegen“, meint Pascal Ritter. Auch die Bequemlichkeit der Menschen spiele eine Rolle, ebenso wie das Nichtwissen, wo sich die entsprechenden Entsorgungsstellen befinden. „Nur wenige Städte in Deutschland haben eine entsprechende Datenbank“, sagt Ritter.
Spieler fügen Standorte hinzu
Und genau an diesem Punkt setzt die neu entwickelte App an. „Es ist ein Gemeinschaftsspiel“, erklärt der Kreuzlinger. In der ersten Phase kartieren die Mitspieler auf ganz einfache Weise, wo sich Abgabemöglichkeiten befinden. Wie das funktioniert, zeigt er gemeinsam mit seiner Kollegin Lisa Benkler (28) direkt am Konstanzer Konzilvorplatz.

Ritter hat nämlich einen Mülleimer entdeckt, der noch nicht in der App gelistet ist. Er markiert den Aufstellungsort in der App und macht zusätzlich ein Foto. Ein anderer Mitspieler – in diesem Fall Lisa Benkler – muss die Richtigkeit bestätigen, und schon ist ein weiterer Standort der Datenbank hinzugefügt.
Die insgesamt 1100 Test-User hätten bereits deutschlandweit 3000 Abgabestellen ins System eingespielt; 451 Stellen seien es im Landkreis Konstanz, so Ritter. Ziel sei es, mithilfe der Gemeinschaft eine umfassende Datenbank – zunächst bezogen auf den Bodenseeraum – zu erstellen, um auf dieser Grundlage Handlungsempfehlungen aussprechen zu können, denn das Start-up The Fortunate Planet hat mit dem Bundesverband der deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohwirtschaft sowie Circular Economy Switzerland starke Partner an der Seite.
An was für Handlungsempfehlungen denkt der Gründer von The Fortunate Planet? „Wir können dann zum Beispiel Standorte ausmachen, wo sich Trennsysteme empfehlen. Oder Standorte benennen, wo Mülleimer laufend überquellen; dort könnten wir eine häufigere Leerung oder das Aufstellen zusätzlicher Behälter anraten, ebenso wie prädestinierte Orte, wo es noch keine Mülleimer gibt.“
Das Plus für die Teilnehmer: Mit einem Blick auf die App sieht jeder sofort, wo sich der nächste Mülleimer befindet, und kann, ohne langes Suchen, seinen Abfall korrekt entsorgen.
Belohnungen in der Realwelt
In Kürze will The Fortunate Planet noch weitere Features in die gerade freigeschaltete App einbringen, darunter den Market Place (Marktplatz), wo nachhaltige Partner gelistet werden. Die Mitspieler erhalten nämlich für ihre Tätigkeiten Punkte, sogenannte Credits. „Die Credits sollen dann später bei unseren Partnern eingelöst werden können, in Form von Gutscheinen oder Rabatten als kleine Belohnung in der Realwelt“, erläutert Pascal Ritter.
Doch das insgesamt neunköpfige Team um Ritter arbeitet schon an der Umsetzung weiterer Detaillösungen. „Subkategorien“, gibt Ritter das Stichwort, denn irgendwann sollen auch Hundekot-Mülleimer, Plastik-, Papier-, Glas- und Metall-Container gelistet werden können.
„Die große Herausforderung ist: Wie bringt man das auf einfache, nutzerfreundliche Art in die App rein“, seufzt Pascal Ritter, der aber auf den Ideenreichtum des Teams baut, denn „Idealismus ist unsere Triebfeder“.
Doch das ist zum Großteil noch Zukunftsmusik, denn gerade erst ist die neue App – für Android und I-Phone – offiziell an den Start gegangen. Interessenten finden sie sowohl im App Store von Apple als auch bei Google Play. Nähere Informationen unter: www.thefortunateplanet.com