Der Verkehr in Kreuzlingen sorgt für Gesprächsstoff und auch für hitztige Debatten – besonders, wenn er nicht läuft und es zu Staus kommt. Aktuell gibt es eine Baustelle an der Bergstrasse beim Viadukt, die für rote Köpfe sorgt. Außerdem ist es für Lastwagen Millimeterarbeit, sich dort durchzuzwängen. Auch das trägt nicht gerade zu einem reibungslosen Verkehrsfluss bei. Stadtrat Ernst Zülle hat den Überblick über den Verkehr in Kreuzlingen. Im Interview steht er Rede und Antwort.
Wie läuft der Verkehr in Kreuzlingen?
Ernst Zülle: Trotz angespannter Lage eigentlich überraschend gut.
Da gibt es auch andere Ansichten.
Zülle: Gut heißt im Rahmen der Erwartungen. Insbesondere zu Stoßzeiten stockt und staut sich der Verkehr zum Beispiel am Rebstock-Kreisel. Ebenfalls ist ein Ausweichverkehr in den umliegenden Quartierstraßen wie der Brücken-, Finkern-, National-, Schützen-, Rosgarten- und Stählistrasse feststellbar. Obwohl dieser Ausweichverkehr für die Anwohner unangenehm ist, trägt dieser auch dazu bei, dass der Verkehr auf den Hauptachsen, wie gesagt abgesehen von den Stoßzeiten, relativ gut läuft.
Wie gesagt, hier gehen die Meinungen teils auseinander. Wer hat das Sagen, der Kanton oder die Stadt?
Zülle: Die erwähnten Baustellen plant und führt der Kanton in Zusammenarbeit mit unserer Bauverwaltung und Energie Kreuzlingen aus. Diese Baustellen sind dringend nötig, um die Infrastruktur der Straße und der Leitungen im Untergrund sicherzustellen und zu erhalten Wir müssen diese Arbeiten durchführen. Es ist unser Auftrag, im öffentlichen Interesse die Infrastruktur zu erhalten.
Haben sich Autofahrer und Anwohner langsam an die Situation gewöhnt?
Zülle: Die aktuellen Baustellen haben gezeigt, dass die Kreuzlinger Bevölkerung bereits stauerprobt ist und auf die Situation reagieren kann, indem die Stoßzeiten gemieden werden und öfters auch auf den öffentlichen Verkehr oder das Velo umgestiegen wird. Vonseiten des Stadtrats und der Bauverwaltung bedanken wir uns bei der Kreuzlinger Bevölkerung für die Flexibilität und das Verständnis für die notwendigen Baustellen. Insbesondere auch bei den leidgeplagten Anwohnenden, welche in ihren Quartierstraßen Mehrverkehr infolge der Baustellen zu ertragen haben.
Beruhigende Worte. Wie sieht das Feedback der Bevölkerung aus, das beim Stadtrat ankommt?
Zülle: Insbesondere im Vorfeld haben wir ein, zwei heftige Rückmeldungen erhalten, welche teilweise unanständig und respektlos waren. Aber auch positive Rückmeldungen waren dabei, insbesondere was die Kommunikation der Baustelle am Emmishoferkreisel mit der digitalen Anwohnerinformation betraf. Mit Beginn der Baustellen kamen kaum mehr negative Rückmeldungen. Hingegen haben wir einige Hinweise zum Ausweichverkehr in den Quartierstraßen erhalten, wobei ebenfalls das Verständnis für die Baumaßnahmen vorhanden war.
Als größtes Ärgernis wird offenbar nicht der Emmishoferkreisel gesehen, sondern die Baustelle an der Bergstrasse mit dem Engpass am Viadukt. Musste das ausgerechnet gleichzeitig mit der Brunnenstrasse sein?
Zülle: Aufgrund der erhaltenen Rückmeldungen ist es schwierig zu sagen, welche Baustelle nun das größere Ärgernis darstellt. Das wird vielfach auch mit der persönlichen Betroffenheit zu tun haben, da keiner gerne im Stau oder stockendem Verkehr steht und auch nicht erfreut ist über den Mehrverkehr oder die Baustelle vor der Haustüre.

Nochmal, gerade hat man sich an den Emmishoferkreisel gewöhnt, und dann die Baustelle Bergstrasse. Für manche ist das der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Zülle: Also, im Vorfeld hat selbstverständlich ein intensiver Austausch mit dem Kantonalen Tiefbauamt stattgefunden, ob auf dem Kreuzlinger Stadtgebiet zwei größere Baustellen verträglich sind.
Und ist es so?
Zülle: Moment, lassen Sie mich ausreden. Die zu erwartenden Verkehrsverlagerungen wurden sogar mit einem Verkehrsmodell berechnet. Zusammen haben wir dann entschieden, dass es vertretbar ist, diese beiden Baustellen zeitgleich durchzuführen.
Irgendwie geht es aber auch ums Geld, oder?
Zülle: Genau. Ein weiterer Grund, weshalb der Knoten Bergstrasse/Brunnenstrasse zeitgleich saniert wird, sind die vorgegebenen Fristen des Agglomerationsprogrammes, da für diese Sanierung ein beträchtlicher Bundesbeitrag in Höhe von 314.000 Franken ausbezahlt wird.
Und einfach ein Jahr verschieben?
Zülle: Eine Verschiebung um ein weiteres Jahr war keine Option, da nächstes Jahr die Sanierung des Kreisels Rebstockplatz ansteht, für welchen ebenfalls Bundesgelder aus dem Agglomerationsprogramm zu erwarten sind.
Hat der Kanton Druck gemacht?
Zülle: Nein, wie erwähnt findet jeweils eine intensive Koordination zwischen dem Kantonalen Tiefbauamt, der Bauverwaltung und Energie Kreuzlingen statt. Ebenfalls wurde mithilfe des Verkehrsmodells die Verkehrsverlagerung ermittelt und für die Entscheidung der Verkehrsführung mit Lichtsignalanlage, Einbahnstraße und so weiter beigezogen.
Machen Sie Hoffnung. Wann läuft denn dort der Verkehr wieder normal?
Zülle: Beide Baustellen sollten bis Mitte November 2025 fertiggestellt werden. Wobei wir natürlich immer hoffen und alles daransetzen, dass es sogar etwas schneller geht.
Läuft am Emmishoferkreisel alles planmäßig, oder gab es schon Überraschungen in die eine oder andere Richtung?
Zülle: Gott sei Dank läuft bisher alles nach Plan.
Stefan Borkert hat dieses Interview geführt. Er ist Reporter unserer Partnerzeitung, der „Thurgauer Zeitung“.