Der Kreistag entscheidet in seiner Sitzung am Montag, 28. Juli, 14 Uhr, im Landratsamt auch über die geplante Einführung eines Eigenanteils für die Beförderung von Grundschülern und Kindern an sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ). Namens des Gesamtelternbeirates der Stadt Sigmaringen sowie als Initiative „Eltern für Sigmaringen“ hat Jörg Vettermann einen offenen Brief an Landrätin Stefanie Bürkle geschrieben, den er am Freitagabend auch dem SÜDKURIER schickte.
Entscheidung ist pädagogisch kontraproduktiv
Mit großer Sorge nehme man als Gesamtelternbeirat der Stadt Sigmaringen sowie als Initiative „Eltern für Sigmaringen“ die bevorstehende Entscheidung zur Einführung eines monatlichen Eigenanteils von 30,70 Euro für die Schülerbeförderung ab 1. Januar 2026 zur Kenntnis, heißt es in dem Schreiben. Die geplante Maßnahme betreffe Familien mit Grundschulkindern sowie mit Kindern an sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ). „Diese Entscheidung betrachten wir als sozial unausgewogen, pädagogisch kontraproduktiv und strukturell falsch verortet.“
Ländlicher Raum wird unverhältnismäßig stark belastet
Die Argumentation der Kreisverwaltung, dass steigende ÖPNV-Kosten und ein wachsendes strukturelles Haushaltsdefizit von derzeit 4,6 Millionen Euro einen solchen Schritt erforderlich machen, sei nachvollziehbar – aber nicht alternativlos, erklären die Briefeschreiber. Die Auswirkungen dieser Entscheidung träfen ausgerechnet die Familien, die ohnehin die größte finanzielle und organisatorische Last im Alltag tragen würden. Sie belaste den ländlichen Raum unverhältnismäßig stark und verschärfe die soziale Ungleichheit: „Wir fordern Sie daher auf, die Entscheidung nicht vorschnell zu treffen – sondern innezuhalten und Verantwortung zu übernehmen.“
Appell an Kreistag auf die Entscheidung zu verzichten
An den Kreistag geht der eindringliche Appell auf die Einführung des Eigenanteils in der vorgeschlagenen Form zu verzichten. Der Landkreis soll das Land auffordern, eine längst überfällige Dynamisierung der Pauschalen für die Schülerbeförderung vorzunehmen. Zahlreiche Elternvertretungen forderten bereits seit mehr als zehn Jahren eine vollständige Kostenfreiheit der Schülerbeförderung in Baden-Württemberg – bislang ohne Erfolg. An das Landratsamt direkt gerichtet ist die Aufforderung, Transparenz zu schaffen, und zwar durch die Offenlegung der tatsächlichen Berechnungsgrundlagen. Angekündigte Mehreinnahmen von 650.000 Euro pro Jahr stünden im Raum, ohne dass eine detaillierte Aufschlüsselung der Annahmen oder eine Sozialfolgenabschätzung vorgelegt wurde. „Wir bitten Sie eindringlich, diese Entscheidung am 28. Juli zu überdenken und zu vertagen. Gehen Sie in eine breite öffentliche Diskussion. Holen Sie weitere Stimmen aus betroffenen Schulen, Familien und sozialen Einrichtungen ein“, heißt es abschließend.