Dass Kreuzlingen ab April 2025 zum Nadelöhr wird, hatte die Konstanzer Nachbarstadt im vergangenen Jahr angekündigt. Nun steht der Baustart an: Nach Ostern – am 22. April – soll es losgehen. Die Bauzeit zieht sich voraussichtlich bis Ende November hin. Der bestehende Emmishofer Kreisel wird in einen Betonkreisel umgebaut. Bevor das Kantonale Tiefbauamt mit dem eigentlichen Straßenbau beginnt, sanieren Mitarbeitende von Energie Kreuzlingen die Werkleitungen.
Dabei ist demnach eine aufwendige Unterquerung der Werkleitungen unter der Bahnlinie, mittels einer Spülbohrung, erforderlich. Im Bauprojekt integriert sind zudem die Sanierung der Straßenentwässerung sowie die Optimierung der Radwegführung. Parallel zur Sanierung des Kreisels erfolgt auch noch die Instandsetzung der Bahnunterführung „Bärloch“.

Der Verkehr wird größtenteils nur in eine Richtung fließen können. Punktuell kommen auch Ampeln zum Einsatz. Der öffentliche Verkehr wird demnach während der Bauzeit teilweise umgeleitet. Die letzten Deckbelags- und Fertigstellungsarbeiten erfolgen voraussichtlich im Sommer 2026. Darüber informiert das Kantonale Tiefbauamt auf einer Online-Plattform – und die findet Anklang.
Ernst Zülle, Chef des Kreuzlinger Baudepartements, sagt: „Zur neuen Mitteilungsplattform erhalten wir viele positive Rückmeldungen.“ Blaser ergänzt, dass auch weiterhin Infos auf herkömmlichen Weg verteilt werden. Und Zülle: „Wir geben Ratsuchenden und Kritikern rege schriftlich und telefonisch Antworten. Vieles wird bereits auf der neuen Baustelleninfoplattform beantwortet.“
Inzwischen haben alle Haushalte der Stadt Kreuzlingen vom Thurgauer Tiefbauamt Post bekommen. Es handelt sich um eine gemeinsame Information von Stadt und Kanton zur Sanierung des Emmishofer Kreisels. Darin enthalten ist auch die Möglichkeit, sich per QR-Code und Internet über den Fortgang der Bauarbeiten zu informieren.
Art der digitalen Anwohnerinformation ist neu im Thurgau
Zülle sagt, dass es das seines Wissens bislang nur im Kanton Zürich gab. „Wir haben beim Anbieter ein Muster einer Zürcher Gemeinde angeschaut und waren von der Infoleistung überzeugt.“ Projektleiter Blaser ergänzt, dass diese neue Form der Kommunikation in erster Linie auf Wunsch und Initiative der Stadt Kreuzlingen erfolge.
Ziel ist es, mehr Verständnis für die Baumaßnahmen und die damit verbundenen Störungen im Verkehr zu gewinnen – also Staus und Blechlawinen. Allerdings hat das Infoblatt, schon gleich nachdem es in den Hausbriefkästen gelandet ist, für Diskussionen gesorgt.
Der Kreuzlinger Rudolf Anderegg moniert, dass die Internetadresse nicht funktionierte. Es gebe nur Fehlermeldungen und der QR-Code sei für viele Leute nicht brauchbar. „Mit dem Handy ist die Schrift so klein, dass man sie kaum lesen kann. Mit dem Tablett benötigt man ein zusätzliches Programm, damit es in lesbarer Form erscheint“, schreibt er in einem Leserbrief an die „Thurgauer Zeitung“.
Und weiter, die Stadt rühme sich immer wieder wegen ihrem Einsatz für Fußgänger. In der Brückenstrasse passiere genau das Gegenteil: alles für die Autofahrer, Pendler und Einkaufstouristen. Bis jetzt liege keine Information der Stadt über Details der Verkehrsführung vor. Das Ganze sei „eine klägliche Bankrotterklärung der Stadt Kreuzlingen“.
Unqualifizierte Kommentare? „Die beantworte ich nicht mehr“
„Noch mehr Katastrophe geht fast nicht mehr“, schreibt auf Facebook ein User und eine Userin ärgert sich, dass die Sanierung eines Kreisverkehrs sechs Monate dauere, was eine Zumutung sei. Andere geben Kontra und werden gleich – typisch Social Media – persönlich. „Laber Rhabarber, eine Zumutung sind wohl eher Sie selbst.“
Baudepartement-Chef Zülle kommentiert, dass es leider zum Teil unqualifizierte negative Posts gebe: „Auf diese antworte ich nicht mehr.“ Die Debatten seien gerade auf Facebook mühsam, weil sich die Schreibenden oft nicht von der Notwendigkeit überzeugen ließen. „Wenn hingegen fachliche Fragen gestellt werden oder bei konstruktiver Kritik, antworte ich meist direkt.“

Sowohl bei der Stadt Kreuzlingen als auch beim Kanton hat man mit derlei Reaktionen gerechnet. Blaser nimmt es gelassen: Es rumore „immer zu Beginn von Baustellen an der Infrastruktur und den damit zusammenhängenden Anpassungen und temporären Veränderungen. Das Tiefbauamt ist darauf vorbereitet.“
Auch er kennt Reaktionen. „Anwohner äußern meist ihre Bedenken und Vorschläge zur Umsetzung.“ Er kündigt auch an, dass es einen Link zur Baustelleninformation auf der Tiefbauamtseite geben wird. Bei der Stadt Kreuzlingen ist das schon der Fall.
Stefan Borkert ist Reporter unserer Partnerzeitung, der „Thurgauer Zeitung“.