Regelmäßiges Zoll-Hickhack mit den USA, hohe Energiepreise, Krieg in der Ukraine und im nahen Osten und dann auch noch die Möglichkeit, dass der Iran die Straße von Hormuz schließt und damit Erdöl noch teurer wird. Die Nachrichten waren zuletzt nicht gerade dazu angetan, die Laune bei Unternehmern zu heben.

Die Bundesregierung will mit einem Investitionspaket dagegenhalten. Kernstück des Pakets ist eine verbesserte Abschreibungsmöglichkeit für Investitionen. Doch reicht das aus? Der SÜDKURIER hat sich bei Unternehmen in der Region umgehört – und verschiedene Standpunkte zu hören bekommen.

Waldmann investiert unabhängig von Regierungen

Aus der Stellungnahme von Christoph Waldmann, Inhaber und Geschäftsführer von Waldmann Lichttechnik mit Sitz in Schwenningen, spricht in der Tat eine gewisse Sorge über das derzeitige wirtschaftliche Umfeld. Das Unternehmen sei weltweit tätig, mit Produkten made in Germany.

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Dazu gehört auch: „Das Geschäft mit Amerika ist ein wichtiger Baustein für Waldmann.“ Er geht davon aus, dass Zölle im Geschäft mit den USA bleiben werden, nur deren Höhe die Frage sei. „Aber man muss sich mit mehr Produktion in Amerika auseinandersetzen“, so Waldmann weiter. Die US-Politik gehe allerdings zulasten aller.

Einen Aufbruch, der durch das Investitionspaket der Bundesregierung ausgelöst worden sein könnte, spüre sein Unternehmen noch nicht. Waldmann geht eher davon aus, dass die Investitionen mittelfristig auch breitere Wirkung zeigen.

Am Standort Schwenningen werde man aber weiter investieren – und zwar „unabhängig von Regierungen“. Die Rahmenbedingungen seien eben mal besser und mal schlechter.

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Als Zukunftssicherung hätte sich Waldmann einen Investitionsfonds für die Zukunft gewünscht, „sodass man gute Ideen und Innovationen in Deutschland halten kann und nicht am Ende von großen amerikanischen Unternehmen geschluckt wird“. Das betreffe vor allem die Software-Entwicklung für die intelligenten Leuchtensysteme des Unternehmens.

Helios erwartet zügige Umsetzung

Bei Helios Ventilatoren mit Sitz ebenfalls in Schwenningen sieht man die Sache entspannter. Das Unternehmen exportiere nur sehr wenig in die USA und habe keine energieintensive Produktion – zumal das Unternehmen einen großen Teil seiner Energieversorgung durch einen firmeneigenen Solarpark decke, wie Sandra Bechmann, Marketingleiterin bei Helios, auf Anfrage schreibt.

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Ein Risiko sehe das Unternehmen vor allem darin, dass Investitionen ausbleiben könnten. Etwa im Wohnungsbau, wo die Produkte des Unternehmens hauptsächlich gefragt seien.

Die Maßnahmen der Bundesregierung würden indes „in Teilen in die richtige Richtung“ deuten. „Entscheidend wird jedoch sein, ob die Investitionsanreize tatsächlich unbürokratisch und praxisnah ausgestaltet werden“, so Bechmann weiter.

Außerdem könnte das Unternehmen geplante Investitionen – etwa in neue Werkzeuge, Produktentwicklung, mehr E-Fahrzeuge oder nachhalte Energieerzeugung – durch den Investitionsbooster der Bundesregierung gegebenenfalls vorziehen. Und das Unternehmen Helios wünscht sich vor allem, dass die angekündigten Maßnahmen im Wohnungsbau „konsequent und zügig“ umgesetzt werden.

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ebm-Papst investiert einfach überall

Für ebm-Papst, einer Unternehmensgruppe mit einem wichtigen Standort in St. Georgen, geht Pressesprecher Hauke Hannig auf die internationale Vernetzung des Werks im Schwarzwald ein: „ebm-Papst St. Georgen ist ein wichtiger Bestandteil unserer Lufttechnik-Division und eng in unsere globalen Lieferketten eingebunden.“

Seit 2017 gebe es aber eine Strategie, die die Eigenständigkeit der Standorte in Europa, Asien und den USA stärken soll – der Sprecher nennt das local-for-local-Strategie. Es werde also vor Ort entwickelt und produziert: „Dadurch machen wir uns resilienter in Bezug auf die angespannte Geopolitik“, so Hannig.

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Trotzdem sei etwa die Hälfte des Umsatzes der gesamten Unternehmensgruppe in den USA von Zöllen betroffen. „Die andere Hälfte produzieren wir bereits lokal vor Ort“, schreibt der Sprecher auf Anfrage. Das Unternehmen begrüße in jedem Fall jede Initiative zum Abbau von Handelshemmnissen. In China liege die Lokalisierungsquote sogar bei 90 Prozent.

Das Investitionspaket der Bundesregierung betrachte das Unternehmen als positives Signal: „Verlässliche Rahmenbedingungen und offene Märkte stärken die Wettbewerbsfähigkeit – auch an unseren deutschen Standorten wie St. Georgen.“

Investitionen plane das Unternehmen allerdings eher rund um die Welt, wie aus Hannigs Stellungnahme hervorgeht. Bei der Jahrespressekonferenz gab das Unternehmen bekannt, dass zuletzt mehrere Produktionsinseln von der Zentrale in Mulfingen nach St. Georgen verlagert worden seien. Kurzfristig seien am Standort im Schwarzwald keine Veränderungen geplant.

Continental fordert europäische Industriepolitik

Und der größte gewerbliche Arbeitgeber des Landkreises, die Firma Continental mit etwa 1400 Beschäftigten in Villingen? Zu solchen Themen äußere man sich nicht auf Standort- oder Werksebene, schreibt Pressesprecher Sebastian Fillenberg.

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Allgemein trifft er für das Unternehmen allerdings die Aussage: „Für die Wirtschaft hierzulande ist es von hoher Bedeutung, die Standortbedingungen zu verbessern.“ Dazu wäre auch eine „wettbewerbsorientierte Industriepolitik auf europäischer Ebene“ wichtig. Auch der Continental-Sprecher schreibt allerdings, dass das Unternehmen sich auf lokale Produktion und Entwicklung fokussiere.