Dass die Zeiten für Unternehmer herausfordernd sind, ist inzwischen nicht mehr direkt eine Neuigkeit. Die Corona-Krise war noch nicht vorbei, da startete der russische Präsident Vladimir Putin seinen Angriffskrieg auf die Ukraine – mit den bekannten Folgen von Preissteigerungen bei Brennstoffen bis zu stotternder Konjunktur.

Die chronisch zänkische Ampel-Regierung konnte den Hebel nicht umlegen, die Rahmenbedingungen blieben unzuverlässig. Und zuletzt wirbelte US-Präsident Donald Trump die Welt der Wirtschaft mit wilden Zoll-Eskapaden durcheinander.

Wie soll ein Unternehmen da noch wirtschaften? Und worauf können sich Unternehmer einstellen?

Etwa 100 Unternehmensvertreter aus dem Raum Villingen-Schwenningen sind bei der Veranstaltung dabei.
Etwa 100 Unternehmensvertreter aus dem Raum Villingen-Schwenningen sind bei der Veranstaltung dabei. | Bild: Freißmann, Stephan

Diese Fragen beleuchtete Tim Krieger, Wilfried-Guth-Stiftungsprofessor für Ordnungs- und Wettbewerbspolitik an der Universität Freiburg, beim Unternehmerbrunch im Haus der Wirtschaft in Villingen-Schwenningen. Veranstalter waren die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg und der Gewerbeverband Oberzentrum (GVO).

Etwa 100 Unternehmensvertreter wollten wissen, wie der Wissenschaftler auf die Wirtschaftslage blickt – die Veranstaltung war in ihrer zweiten Auflage ausgebucht, wie Philipp Hilsenbek, Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik bei der IHK, sagte. Die Nachfrage nach Orientierung in einer unsicheren Welt ist also da.

Es gibt Grund für Hoffnung beim Mittelstand

Und ein paar Gründe für Hoffnung beim Mittelstand hatte Krieger in seinem Vortrag auch mitgebracht. Von Innovationsförderung des Bundes könnten die mittelständischen Unternehmen, die bei dem Anlass vertreten waren, direkt profitieren.

Eine Fachkräfteoffensive sei geplant, Hilfen für die Unternehmensnachfolge, und sogar Bürokratieabbau, zum Beispiel bei Gründungen, sei angedacht, sagte Krieger mit Blick auf die wirtschaftspolitischen Pläne der neuen Bundesregierung.

„Die Tendenz stimmt wieder“, so Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, mit Blick auf die ...
„Die Tendenz stimmt wieder“, so Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, mit Blick auf die Konjunkturumfrage der IHK. | Bild: Freißmann, Stephan

Zu diesem vorsichtigen Optimismus passt auch das überraschend etwas größere Wirtschaftswachstum im ersten Quartal dieses Jahres, das das Statistische Bundesamt kürzlich vermeldet hat.

Und die jüngste Konjunkturumfrage der IHK deute in eine ähnliche Richtung, wie IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez in seiner Begrüßung sagte. Die Erwartungen der befragten Unternehmer würden zwar auf sehr niedrigem Niveau verharren, doch es gebe einen leichten Knick nach oben: „Die Tendenz stimmt wieder.“

Kein gutes Haar an Donald Trumps Wirtschaftspolitik

Dieses zarte Pflänzchen könnte allerdings ein Mann wieder zertrampeln, nämlich US-Präsident Donald Trump – auf diese Formel lassen sich Kriegers Ausführungen bringen.

Schon im April sorgte Trump durch Zölle für Turbulenzen. Krieger sparte hier nicht an deutlichen Worten. Die Zölle seien nicht reziprok, sondern lediglich als Aufschlag auf das Handelsbilanzdefizit der USA mit verschiedenen Ländern berechnet – inklusive mehrerer Faktoren, die in einer Gleichung schick aussehen, sich am Ende aber gegenseitig aufheben. Krieger: „Wo ist die Logik? Ökonomisch sieht man sie nicht.“

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Das Ergebnis der Zollpolitik: Die USA schaden sich vor allem selbst, weil importierte Waren dort teurer werden. Umgekehrt zahle Europa sehr viel mehr für US-Dienstleistungen als es exportiert, so Krieger. Auch europäische Studierende an der amerikanischen Elite-Universität Harvard würden eine Dienstleistung kaufen – das zu verbieten, dürfte daher nicht die beste Idee sein, merkte er süffisant an.

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Auch Appelle an die Bundespolitik hatte Krieger im Gepäck. Beispielsweise den, das Geld aus den verschiedenen Sondervermögen – die eigentlich Sonderschulden seien – sinnvoll auszugeben.

Das Datenmaterial der Volkswirte zeige dabei: Je mehr von diesem Geld der Staat für Investitionen ausgibt, desto mehr Wirtschaftswachstum ergibt sich daraus. Gebe der Staat mehr für konsumtive Ausgaben aus, also für den laufenden Betrieb, ergebe sich weniger Wirtschaftswachstum.

„Wir müssen noch einiges tun, um aus unserer strukturellen Schwäche herauszukommen“, fasste Krieger zusammen.

Das sagen Unternehmer aus der Region über die Lage

Was haben nun Unternehmer von all dem mit nach Hause genommen? Christian Stark, geschäftsführender Gesellschafter bei Wilhelm Stark Baustoffe mit Niederlassungen in Villingen, Bräunlingen-Döggingen, Furtwangen, Tuttlingen, Immendingen, St. Georgen, Donaueschingen und Blumberg, fasst die Lage aus seiner Sicht zusammen: „Es ist ein leicht optimistischer Grundtenor zu spüren, aber das könnte sich durch eine Laus ändern, die über Trumps Leber läuft.“ Die Bauwirtschaft erwarte nun einen positiven Impuls von der Bundesregierung: „Ich hoffe, dass auch die Bauwirtschaft von dem leisen Optimismus profitieren kann.“

„Ich hoffe, dass auch die Bauwirtschaft von dem leisen Optimismus profitieren kann“, sagt Christian Stark, geschäftsführender ...
„Ich hoffe, dass auch die Bauwirtschaft von dem leisen Optimismus profitieren kann“, sagt Christian Stark, geschäftsführender Gesellschaft des Baustoffhandels Wilhelm Stark. | Bild: Freißmann, Stephan

Und Steuerberater Christof Kühling, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Steuerberatungsgesellschaft WS Süd, berichtet aus seiner Praxis, dass die wirtschaftliche Lage je nach Unternehmen und Branche ziemlich unterschiedlich sei. Mitunter gehe es den Unternehmen am besten, die sich auf wenige Produkte spezialisiert hätten und ihre Nische erfolgreich besetzen, sagt er.

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Dass Unternehmen unterschiedliche Widerstandskraft haben, merkt auch GVO-Präsident Joachim Müller, der im Hauptberuf ein Architekturbüro betreibt und hauptsächlich für gewerbliche Kunden arbeitet. „In der globalisierten Welt haben wir sehr gut gelebt, aber wir haben keinen Einfluss darauf“, sagte er in seiner Begrüßung zur Veranstaltung. Und: „Wir haben nur die Chance, uns selbst zu verändern.“