Man kann sich nur vorstellen, wie Philipp Blum oder Karle Steuer mit ihrer direkten und humorigen Art über die wegen der Pandemie ausfallende Fasnacht gesprochen hätten. Sicher scheint auf jeden Fall: „Auf irgendeine Weise hätten sie die Pandemie garantiert zum Thema gemacht“, sagt Kurtle Köberlin, einer der legitimierten Nachfolger der beiden legendären Fasnachter. Uli Blum, Sohn des Philipp Blum und selbst Ehrenpräsident der Elefanten, nickt zustimmend. „Ha, des isch wohl sicher.“


Vom wahrscheinlich größten Erfolg der achtjährigen Zeit des Philipp Blum als Konstanzer Stadtrat für die Freien Wähler profitieren heute noch tausende von Menschen Jahr für Jahr. Nämlich diejenigen, die den Ausblick von der Friedrichshöhe über die Weinberge und die Dächer der Stadt bis in die Schweiz genießen. „Ohne meinen Vater gäbe es dieses Kleinod der Naherholung nicht“, sagt Uli Blum nicht ohne Stolz in seiner Stimme. Philipp Blum wäre im sich zu Ende neigenden Jahr 111 Jahre alt geworden – genau wie Karle Steuer.
Karle Steuer war eine der prägenden Figuren der Nachkriegsfasnacht. Im Capitol stellte er heitere Revuen auf die Bühne. In der Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum der Elefanten AG im Jahr 1955 wird er so beschrieben: „Aber sein Humor, der sich in schwerster Notzeit nach dem Krieg als ein Rettungsring im Strom des Lebens erwies, fördert immer neu in wuchernder Fülle Bilder und Gedanken, Lieder und Szenen, uferlos und unerschöpflich – wie der Geist der Konstanzer Fasnacht selbst.“
Die beiden großen Bürger der Stadt Konstanz sind nicht nur im selben Jahr geboren – nämlich 1909. Nein, sie sind auch im selben Jahr gestorben – 1969. „Eine weitere Parallele in ihrem Leben“, sagt Kurtle Köberlin. „Sie haben beide die Konstanzer Fasnacht bis heute nachhaltig geprägt.“
Philipp Blum darüber hinaus auch die Allensbacher Fasnacht – er war als gebürtiger Allensbacher Vize-Präsident der Alet. „In Konstanz gehörte er keiner Gesellschaft an“, berichtet Uli Blum. „Er ist mit allen neun Gesellschaften sehr gut ausgekommen und war überall ein gern gesehener Gast.“
Als Anfang der 60er-Jahre die Stadt Konstanz aufgrund des damals schon akuten Mangels an Baugrundstücken beabsichtigte, ihre Grundstücke westlich der Straße „Zur Friedrichshöhe“ aufzuteilen und zu verkaufen, schlug die Stunde des Stadtrats Philipp Blum. Er sprach sich vehement gegen diese Idee aus: „Es geht nicht an, dass vielleicht sechs bis acht Villenbesitzer diese schöne Aussicht genießen können, und die übrigen Bewohner von Konstanz haben das Nachsehen. Die Reben sollten bis an die Straße herangeführt und am Platz mit der schönsten Aussicht eine Fläche eingespart und mit Ruhebänken versehen werden.“
Philipp Blum überzeugte seine Ratskollegen und setzte sich schließlich durch – die städtischen Pläne wurden mit einer Gegenstimme abgelehnt und die Aussichtsfläche errichtet. Die erste Ruhebank wurde gestiftet von – Gipsermeister Philipp Blum. Heute erinnert eine Gedenktafel an der Friedrichshöhe an den Mann, der sich für die Errichtung hauptverantwortlich zeigte.
Der Karl-Steuer-Brunnen an der Ecke Wessenbergstraße/Zollernstraße steht seit 1998. Die Laugelegumperzunft sammelte rund 70.000 DM für die Errichtung des Brunnens. Die Inschrift auf dem Brunnen lautet: “S‘ Wasser wo kunt us em See, me kas au drinke!“
Philipp Blum und der Steuer Karle: 222 Jahre für die Konstanzer Fasnacht und die Stadt.