Zu wenige Förderanträge, zu wenige Spenden. Der Konstanzer Klimafonds ist gescheitert und wird zum Ende des Jahres eingestellt. Dabei hatte die Stadt große Erwartungen an das Modell: Ein Spendenfonds, aus dem Klimaschutzprojekte von Konstanzer Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und Unternehmen finanziert werden. Doch nur sieben Projekte waren überhaupt förderfähig. Und statt mindestens erhoffter 100.000 Euro pro Jahr kamen seit 2023 nur etwas mehr als 150.000 zusammen.

Jonas Hirsch kümmert sich seit vergangenem Oktober um alles, was den Klimafonds betrifft. Seine befristete Stelle beim Amt für Klimaschutz wird zum Ende des Jahres jedoch nicht verlängert. Das entschied der Konstanzer Gemeinderat im März.

Aufgrund der angespannten Haushaltslage und der geringen Resonanz auf das Pilotprojekt empfahl der Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss, den Klimafonds der Stadt Konstanz abzuwickeln und die hierfür vorgesehene Planstelle nicht wieder zu besetzen. Da es sich um einen Spendenfonds handelt, ist der Stadt also die 75-Prozent-Stelle von Hirsch zu teuer.

Das könnte Sie auch interessieren

Hohe Erwartungen wurden nicht erfüllt

Der Chef von Jonas Hirsch und Leiter des Amtes für Klimaschutz, Philipp Baumgartner, habe bis zum Schluss dafür gekämpft, dass der Klimafonds bestehen bleibt, sagt er. „Ich kann den Gemeinderat aber auch verstehen“, merkt Baumgartner an. „Wir mussten uns in der aktuellen Haushaltslage einfach die Frage stellen, ob das ein Projekt ist, was wir uns weiter leisten können.“ Deswegen habe man in gegenseitigem Einverständnis beschlossen, das Projekt nach der Pilotphase zu beenden.

Als der Klimafonds im Rahmen der Konstanzer Klimaschutzstrategie ins Leben gerufen wurde, hatte Baumgartner hohe Erwartungen. Die Idee: Klimaschutz mit Gemeinnützigkeit verbinden. Das Besondere: Die Bürgerinnen und Bürger werden einbezogen. Sie können sowohl eigene Projekte fördern lassen als auch über Spenden als Finanziers tätig werden. „So ein Modell war damals in Deutschland einzigartig“, sagt Baumgartner. Allerdings sei die Resonanz in der Gesellschaft und vor allem unter den Konstanzer Unternehmen deutlich geringer gewesen als erwartet.

“Mit etwas mehr Anträgen und ein paar Großspenden von Unternehmen haben wir aber schon gerechnet“, sagt der Leiter des Amts für ...
“Mit etwas mehr Anträgen und ein paar Großspenden von Unternehmen haben wir aber schon gerechnet“, sagt der Leiter des Amts für Klimaschutz, Philipp Baumgartner. | Bild: Stadt Konstanz

Amt für Klimaschutz hatte mit Großspenden gerechnet

„Mindestens 100.000 Euro an Spenden pro Jahr hätten wir uns schon gewünscht“, sagt Baumgartner. Dafür seien aber einfach zu wenige förderfähige Anträge eingegangen. „Wir haben nämlich gemerkt, dass die Spenden vor allem aus den Umkreisen der Projekte kamen.“ Die Menschen spendeten also vorwiegend dann, wenn es ein Projekt gab, das sie unterstützen wollten. Alle Projekte, die dem Gemeinderat vorgelegt wurden, wurden auch gefördert.

In einer Pressemitteilung der Stadt steht, dass die geringe Zahl an Anträgen mit einer zu geringen Sichtbarkeit des Klimafonds in der Gesellschaft und bei Unternehmen zusammenhängt. „Fundraising ist aber auch kein Kerngeschäft einer Stadt“, gibt Baumgartner zu bedenken. „Mit etwas mehr Anträgen und ein paar Großspenden von Unternehmen haben wir aber schon gerechnet.“

Ein Projekt das den Anforderungen entsprach kam von der Grundschule Wollmatingen. Sie baute mit der Förderung des Klimafonds seinen ...
Ein Projekt das den Anforderungen entsprach kam von der Grundschule Wollmatingen. Sie baute mit der Förderung des Klimafonds seinen Schulgarten aus. Unter anderem wurde ein Wettergeschützter Platz eingerichtet, sodass die Garten-AG das ganze Jahr über aktiv sein kann. | Bild: Amt für Klimaschutz Konstanz

Manche Anträge wurden zwar gestellt, schafften es aber gar nicht bis in den Gemeinderat, da sie nicht den Anforderungen des Klimafonds entsprachen. Die Projekte müssen Treibhausgase einsparen oder Bürger für Klimaschutz sensibilisieren oder mobilisieren. Außerdem müssen sie gemeinnützig sein und im Stadtgebiet Konstanz liegen.

„Gerade die Treibhausgas-Einsparung war für die Projekte schwierig zu bewerkstelligen“, sagt Baumgartner. Andere waren schlichtweg nicht umsetzbar. So scheiterte die Förderung einer Agri-PV-Anlage auf einem Schulgelände daran, dass sich niemand fand, der die PV-Anlage betrieben und gemanagt hätte. Außerdem hätte der Bebauungsplan geändert werden müssen, was sehr aufwändig gewesen wäre.

Das könnte Sie auch interessieren

Fast 110.000 Euro für Theaterbeleuchtung

Sieben Projekte wurden durch den Klimafonds mit insgesamt über 145.000 Euro gefördert, seitdem er vor zwei Jahren online ging. „Das mit Abstand größte war, die Halogenscheinwerfer des Theaters durch deutlich sparsamere LED-Leuchten zu ersetzen“, sagt Hirsch.

Knapp 110.000 Euro konnten, inklusive einer Spende über 70.000 Euro von der Werner und Erika Messmer-Stiftung, für dieses Projekt zur Verfügung gestellt werden. „Ohne den Konstanzer Klimafonds hätte das Theater diesen Umbau nicht annähernd so schnell bewerkstelligen könnten“, erklärt Hirsch.

Im Theater Konstanz konnten durch die Förderung des Klimafonds die alten Halogenlampen durch sparsamere neue LED-Beleuchtung ersetzt werden.
Im Theater Konstanz konnten durch die Förderung des Klimafonds die alten Halogenlampen durch sparsamere neue LED-Beleuchtung ersetzt werden. | Bild: Ilja Mess

Zudem wurde mit dem Geld des Klimafonds eine Saatgutbibliothek in der Stadtbibliothek eingerichtet, wo Bürgerinnen und Bürger kostenlos Pflanzensamen ausleihen können. An der Grundschule Dettingen wurde die Einrichtung eines grünen Klassenzimmers gefördert.

Und mit 10.000 Euro wurde der Verein Konstanzer Ernährungsrat bezuschusst, der sich dafür einsetzt, ein Bewusstsein für regionale und klimaschonende Ernährung zu bilden. Gerade durch solche Mitmachprojekte lasse sich die Gesellschaft für den Klimaschutz aktivieren. „Ich sehe die Bilanz des Klimafonds also sehr positiv“, sagt Hirsch.

„Ich sehe die Bilanz des Klimafonds also sehr positiv“, sagt Jonas Hirsch vom Amt für Klimaschutz. Seine befristete Stelle wird zum Ende ...
„Ich sehe die Bilanz des Klimafonds also sehr positiv“, sagt Jonas Hirsch vom Amt für Klimaschutz. Seine befristete Stelle wird zum Ende des Jahres jedoch nicht verlängert. | Bild: Jonas Hirsch

Restliches Geld soll noch ausgezahlt werden

Knapp 8000 Euro liegen derzeit noch im Konstanzer Klimafonds. „Deswegen wollen wir jetzt noch einmal vermehrt nach Projekten suchen, die wir damit fördern können“, sagt Jonas Hirsch. Pro Projekt können bis zu 5000 Euro beantragt werden.

Auch Spenden werden noch angenommen. Bis zum 30. September. Und falls sich eine Organisation oder Stiftung findet, die den Klimafonds weiterführen und organisieren will, ist Philipp Baumgartner auch bereit, sich mit ihnen auszutauschen.