Konstanz gegen Rechtsextremismus. Menschenrechte statt rechter Menschen. Bunt statt braun. Remigriert euch ins Knie. #fckafd. Mit Plakaten machen sich tausende Demonstranten am Mittwochabend, 24. Januar, in Konstanz ihrem Ärger Luft.

Bild 1: Konstanzer zeigen bei der Demo gegen rechts Gesicht
Bild: Steinert, Kerstin

Sie gehen auf die Straße, um gegen Rechtsextremismus und Rassismus einzustehen – bei Wind und Regen. Mehr als 40 Parteien, Organisationen, Vereinen, Gruppen und Religionsgemeinschaften haben zu der Demo aufgerufen. Zwischen 14.000 und 20.000 Menschen sind dem Ruf gefolgt.

Vom Herosé-Park über die Spanierstraße, Alte Rheinbrücke bis zum Münsterplatz zieht sich das Gespann aus Menschen, die alle eine Botschaft im Herzen tragen. Diese wollen sie in ganz Konstanz verkünden und halten ihre Pappschilder, Plakate, Banner, Leinwände und sogar bemalte Regenschirme hoch in den Nachthimmel.

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„Bunt statt braun“

Mit diesem Plakat ist der Konstanzer Stephan Bloss auf der Demonstration unterwegs. „Ich wollte ein Schild, in dem keine Hetze unterstellt werden kann. Das ist nur eine klare Feststellung“, sagt er. Denn was braunes Gesinnungsgut in Deutschland schon einmal angerichtet habe, zeige die Geschichte. Für ihn ist es daher ein Muss, auf die Straße zu gehen und Farbe zu bekennen. „Die Geschichte darf sich nicht wiederholen“, argumentiert Bloss.

Für Stephan Bloss war es laut eigener Aussage ein Muss, auf die Straße zu gehen.
Für Stephan Bloss war es laut eigener Aussage ein Muss, auf die Straße zu gehen. | Bild: Steinert, Kerstin

„Probleme? Die AfD ist nicht die Lösung!“

Auch Claudia Deutinger aus Konstanz hat Angst, dass sich das dunkle Geschichtskapitel Deutschlands wiederholen könnte. Und die AfD sieht sie in der Tradition der rechtsextremen Parteien. „Die Richtung ist katastrophal. Die Lösungen, die sie anbieten, sind katastrophal“, findet sie.

Claudia Deutinger ist überzeugt, dass die AfD keine Lösungen bietet.
Claudia Deutinger ist überzeugt, dass die AfD keine Lösungen bietet. | Bild: Steinert, Kerstin

„Mehr Demokratie durch Volksentscheide“

Das fordert der Konstanzer Ekkehard Moser auf seinem Plakat. In mehr Volksentscheidungen sieht er auch eine Lösung gegen den aktuellen Rechtsruck. „Ich denke, wir müssen alle ins Boot holen und gemeinsam Demokratie machen“, erklärt er.

Ob das jetzt ein Mitspracherecht bei Stadthallen, Tunnels oder auf der Ebene der großen Politik betreffe – Politik gehe jeden an. Nur so könne man rechten Bewegungen entgegentreten. „Mir ist es zu wenig, nur alle vier Jahre ein Kreuzchen zu machen“, sagt Moser und zeigt wieder auf seine Plakat und seine Forderung.

Ekkehard Moser wünscht sich mehr Mitsprache durch die Bürger.
Ekkehard Moser wünscht sich mehr Mitsprache durch die Bürger. | Bild: Steinert, Kerstin

„Nie wieder!!“

Für Berthold Weiß und Viola Schulze aus Frankreich ist es ganz einfach. Sie haben sich ein Plakat umgehängt mit diesen zwei Wörtern. Aber das ist nicht alles. Über den Worten ist der markante Seitenscheitel von Adolf Hitler zu sehen. „Ich glaube, jeder erkennt die Frisur“, sagt Weiß.

Das Plakat nimmt Bezug zu einem Buch von Autor Timur Vermes: Er ist wieder da. In dem Buch geht es darum, dass Hitler plötzlich wieder auftaucht und wie leicht sich viele von ihm und seinen Ideen wieder einwickeln lassen.

Berthold Weiß und Viola Schulze tragen ihre Botschaft um den Hals.
Berthold Weiß und Viola Schulze tragen ihre Botschaft um den Hals. | Bild: Steinert, Kerstin

„Unsere Eltern waren Nazis und saßen nach Ende des Krieges auf einem Scherbenhaufen“, sagt Weiß. Die Verbrechen und Massenmorde, die damals begangenen wurden, dürften sich nicht erneut ereignen. Schulze stimmt ihrem Begleiter voll und ganz zu: „Jetzt reicht es. Genug ist genug. Die AfD zu verharmlosen, nützt nichts“, sagt sie. „Wir dürfen nicht die Fehler unserer Eltern wiederholen“, betont sie.

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„Nein! zur AfD“

Diese Worte formuliert ein Einhorn auf dem Plakat der Konstanzerin Sophia Fahrner-Rist. Sie ist zusammen mit Freunden und Kindern (hier sind Frederik und Greta zu sehen) zur Demo gekommen. „Wir haben das Plakat zusammen mit den Kindern gebastelt. Und sie mögen das Neinhorn“, sagt Fahrner-Rist. Beim Neinhorn handelt es sich um eine Figur aus dem Buch „Das Neinhorn und die Schlangeweile“ von Marc-Uwe Kling.

Sophia Fahrner-Rist und die Kinder Frederik (2) und Greta (3) lassen das Neinhorn zu Wort kommen.
Sophia Fahrner-Rist und die Kinder Frederik (2) und Greta (3) lassen das Neinhorn zu Wort kommen. | Bild: Steinert, Kerstin

„Ich finde das, passt ganz gut. Denn das Neinhorn sagt auch zu allem nein“, erklärt sie. Das Neinhorn ist also ein Vorbild. Man müsse hierzulande viel öfter „Nein“ zur AfD sagen. Und warum sind die Kinder dabei? „Das soll ihr erstes demokratisches Erlebnis sein“, erklärt sie.

„Zu wissen was war, (...) ist zu wissen wogegen!“

Moritz Müller und Vivian Formella aus Konstanz sind mit ihrem riesigen Plakat kaum zu übersehen. „Unser Plakat steht eigentlich für sich“, sagt Vivian Formella. Die Menschen sollten sich mehr Gedanken machen, wofür oder wogegen sie sind. Welche Auswirkungen das haben kann, habe ja schon die Geschichte gezeigt.

Auch Moritz Müller sagt: „Wir müssen aufklären und unterstützen.“ Deswegen sei er mit seiner Freundin zur Demonstration gekommen. Es ginge darum, jetzt für die Demokratie und Vielfalt einzustehen. „Ich möchte in einem Land leben, in der es Vielfalt gibt“, erklärt er.

Moritz Müller und Vivian Formella sind sicher: „Unser Plakat steht eigentlich für sich.“
Moritz Müller und Vivian Formella sind sicher: „Unser Plakat steht eigentlich für sich.“ | Bild: Steinert, Kerstin

„Für Demokratie, Vielfalt und Gleichberechtigung“

Heike Godhoff und Svenja Kirsch sind aus Radolfzell gekommen, um sich mit einem Für und Gegen zu positionieren. Godhoff bereitet durchaus die Entwicklung sorgen, wohin einige Menschen steuern. „Ich bin stolz auf unsere Demokratie. Wir müssen sie schützen“, sagt sie. Deswegen gehe sie mit ihrer Freundin zusammen auf die Demonstration. „Die Geschichte darf sich nicht wiederholen. Wir müssen jetzt etwas tun“, appelliert sie.

Bild 8: Konstanzer zeigen bei der Demo gegen rechts Gesicht
Bild: Steinert, Kerstin
Die Radolfzellerinnen Heike Godhoff (links) und Svenja Kirsch zeigen, wofür und wogegen sie sind.
Die Radolfzellerinnen Heike Godhoff (links) und Svenja Kirsch zeigen, wofür und wogegen sie sind. | Bild: Steinert, Kerstin

„Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“

In großen Buchstaben steht dieser Ausspruch auf dem Plakat von Aaron Stier und Joé Speidel aus Konstanz. „Was ist passender als dieser Spruch von Max Liebermann [Anm.d.Red.: jüdischer Maler, 1847 bis 1935] als bei ihm damals die Nazis mit Fackeln an seinem Haus vorbeigezogen sind?“, fragt Joe Speidel. Sein Freund nickt eifrig und sagt: „Dem ist nicht mehr hinzufügen.“

Aaron Stier (links) und Joé Speidel zitieren auf ihrem riesigen Plakat den jüischen Maler Max Liebermann.
Aaron Stier (links) und Joé Speidel zitieren auf ihrem riesigen Plakat den jüischen Maler Max Liebermann. | Bild: Steinert, Kerstin

Sie sind heute gemeinsam zu Demo gekommen, um sich ganz deutlich gegen die rechten Strömungen zu stellen und werden ihr Plakat hochhalten. „Die Arme werden sicher lahm. Das ist es uns wert“, sagt Speidel und geht weiter mit dem Demonstrationszug.

Flagge zeigen für den Zusammenhalt Europas

Nicht nur Plakate werden während der Demonstration gegen Rechtsextremismus hochgehalten, sondern auch Fahnen. Ein Fahnenschwinger ist Ivan Toropenko aus Singen. Er steht mitten in der Menschenmenge mit einer Europaflagge. „Ich habe mich für die Europaflagge entscheiden, weil die AfD gegen die europäischen Werte ist“, begründet er seine Entscheidung. „Ich finde das ganz schrecklich“, fügt er an.

Ivan Toropenko aus Singen möchte deutlich zeigen, dass er für die europäischen Werte eintritt.
Ivan Toropenko aus Singen möchte deutlich zeigen, dass er für die europäischen Werte eintritt. | Bild: Steinert, Kerstin
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