Der Singener Hüttenzauber ist abgesagt! Diese Nachricht machte in der vergangenen Woche die Runde. Der Grund: Es wurden einfach nicht genügend Marktbeschicker gefunden, damit die weihnachtliche Veranstaltung in der Stadt am Fuß des Hohentwiel stattfinden kann.

Das könnte Sie auch interessieren

Ganz im Gegensatz zum Weihnachtsmarkt am See in Konstanz. Doch auch hier gab es Probleme bei der Suche nach geeigneten Händlern und Gastronomen. Wie Levin Stracke von der Weihnachtsmarkt am See GbR auf SÜDKURIER-Nachfrage angibt, hat man inzwischen ungefähr 150 teilnehmende Standbetreiber beisammen. Doch die Suche nach Marktbeschickern stellte sich auch in Konstanz dieses Jahr als schwierig heraus.

Immer weniger Händler

„Wir haben auch in Konstanz dieses Problem. Der Pool an Standbetreibern ist kleiner geworden“, sagt Levin Stracke im Hinblick auf die Jahre vor der Pandemie. Der Grund? „Die letzten Jahre waren schwierig, viele Händler haben aufgegeben oder nehmen nicht mehr an Weihnachtsmärkten teil. Teilweise haben sie den Geschäftsbetrieb eingestellt oder sind insolvent.“

„Teilweise haben sie den Geschäftsbetrieb eingestellt oder sind insolvent“, sagt Levin Stracke.
„Teilweise haben sie den Geschäftsbetrieb eingestellt oder sind insolvent“, sagt Levin Stracke. | Bild: Timm Lechler

Die Ursachen seien überall ähnlich: Probleme bei der Suche nach geeignetem Personal, Lieferschwierigkeiten bei den Waren, teure Einkaufspreise und gestiegene Löhne. „Da muss jeder ganz genau mit den finanziellen Möglichkeiten kalkulieren, wenn er überhaupt genügend Mitarbeiter bekommt“, so Stracke. Das treffe gleichermaßen Händler wie Gastronomen. Viele gingen nicht mehr ins Risiko oder seien auf weniger Märkten präsent, weiß der Veranstalter.

Dies ist wohl auch einer der Gründe, warum der Markt in Konstanz mit 150 Teilnehmern stattfinden kann – und in Singen abgesagt werden musste. „Viele Händler schränken dieses Jahr aufgrund der Probleme die Anzahl der Märkte ein, auf denen sie vertreten sind“, so Stracke. „Händler, die früher an acht bis zehn Märkten teilgenommen haben, machen heute nur noch zwei oder drei.“ Und dann müsse man kalkulieren und entscheide sich im Zweifel für den Markt, auf dem man sich höhere Umsätze verspreche.

(Archivbild) Vergangenes Jahr wurde der Adventsmarkt in Konstanz nach fünf Tagen abgesagt. Dieses Jahr soll der Weihnachtsmarkt am See ...
(Archivbild) Vergangenes Jahr wurde der Adventsmarkt in Konstanz nach fünf Tagen abgesagt. Dieses Jahr soll der Weihnachtsmarkt am See wieder wie gewohnt stattfinden. | Bild: Timm Lechler/SK-Archiv

In Konstanz gibt es aufgrund all dieser Gründe neben den altbekannten Ständen wie Baumstriezel, Ochsenfetzen und Bienenwachswaren auch 20 bis 30 neue Stände, die bisher noch nie Teil des Weihnachtsmarkts am See waren.

Die Anzahl der Stände hat sich aber im Vergleich zur letzten regulären Durchführung im Jahr 2019 nicht verändert, lediglich teilweise die Örtlichkeiten. Einige Stände, die sich früher vor dem Konstanzer Konzil befunden haben, mussten weichen und stehen nun in der Nähe der Konzertmuschel im Stadtgarten. Im Moment seien laut Levin Stracke alle Plätze vergeben, im Zweifel gebe es jedoch auch eine Liste von möglichen Nachrückern.

Viele Händler haben aufgehört

Darauf befindet sich Michael Breuninger allerdings nicht. Der ehemalige Konstanzer Gastronom ist seit den Anfängen des Konstanzer Weihnachtsmarktes dort mit einem Glühweinstand vertreten; er ist Sprecher der Standbetreiber und auch in diesem Jahr mit von der Partie. Für den Konstanzer Weihnachtsmarkt sehe es dieses Jahr „ganz gut“ aus, jedoch weiß er um die Probleme vieler seiner Kollegen.

„Das ist eine Mischung aus verschiedenen Dingen,“ so Breuninger dazu. „Viele Händler haben altersbedingt aufgegeben; das war für sie der richtige Moment aufzuhören. Einige Händler haben die zwei Jahre Corona aber auch einfach nicht überlebt.“ Besonders das vergangene Jahr, nachdem nach nur fünf Tagen alle Stände des Weihnachtsmarkts abgebaut werden mussten, endete für viele Händler laut Breuninger tragisch.

Das könnte Sie auch interessieren

Dazu kommen die aktuellen Entwicklungen: „Auf uns kommt beispielsweise eine hohe Nebenabrechnung zu“, ist sich Breuninger sicher. „Beim Strom werden wir zur Kasse gebeten. Da muss man gut kalkulieren.“ Auch die Preissteigerungen gelte es aufzufangen. Um Preiserhöhungen an den eigenen Ständen werde man vermutlich nicht herumkommen, denkt der Händlersprecher. Trotz all der Widrigkeiten freut er sich jedoch ungemein auf den Markt: „Ich freue mich sehr. Am liebsten würde ich morgen loslegen“, schwärmt Breuninger. Er freue sich, seine alten und neuen Kunden endlich wieder zu sehen. Dieses Jahr hat er seinen Stand direkt am Gondelehafen gegenüber von Rosis Pavillon.