Sonntagmittag, gegen 12.30 Uhr, auf dem Gelände des Golfclubs Konstanz: Ein trüber Februartag geht in seine zweite Hälfte über, in den Wahllokalen entscheiden die Wähler gerade darüber, wie regierbar die Republik in den kommenden vier Jahren sein wird.
Im Restaurant Kargegg auf dem Gelände des Golfclubs steht mutmaßlich eine andere Entscheidung an: Dort reisen Mitglieder des AfD-Kreisverbands an, mutmaßlich, um einen AfD-Ortsverband Konstanz, Reichenau und Allensbach zu gründen, wie aus AfD-nahen Kreisen zu hören ist. Denn für eine Wahlparty ist es um diese Uhrzeit wohl noch zu früh. Viele Mitglieder kommen hier allerdings nicht zusammen, die Ankommenden steuern zügig das Restaurant Kargegg an, das seit geraumer Zeit offiziell außer Betrieb ist.
Landtagsabgeordneter ist nicht gesprächig
Der SÜDKURIER ist zu der Versammlung, welches Ziel sie auch haben mag, nicht eingeladen. Und so soll es auch bleiben. Der SÜDKURIER sei nicht vertrauenswürdig, weil er nicht objektiv berichte, sagt der AfD-Landtagsabgeordnete Bernhard Eisenhut, noch ein paar Meter vom Eingang des Kargegg entfernt stehend.
Auf die Frage, warum die Partei keine Transparenz zulasse, antwortet er: „Wir sind eben anders.“ Und ergänzt, dass die Öffentlichkeit, die es betreffe, die Details schon auf anderen Wegen mitbekommen werde. Und dann wird Eisenhut doch sehr schnell noch sehr wütend. Die Tageszeitung habe ihm die Antifa auf den Hals gehetzt, behauptet er, wird dabei laut und zieht sich umgehend zum Eingang zurück.
Ein zweiter Versuch, mit den Teilnehmern des Treffens ins Gespräch zu kommen, findet vor der Tür statt. Dort haben sich ein paar junge Männer zum Rauchen versammelt. Fragen des SÜDKURIER dürfen sie aber nicht beantworten.
AfD-Kreisrat Michael Stauch weist sie stumm, aber mit deutlicher Gestik an, sofort ins Restaurant zu kommen. Ein Mitglied des AfD-Kreisvorstands raucht auf der Terrasse des Kargegg und ist mit seinem Handy beschäftigt. Ein Gespräch scheitert auch dieses Mal. Dann öffnet der Kargegg-Wirt die Tür und fordert den SÜDKURIER unmissverständlich auf, zu gehen: „Abmarsch jetzt!“ Sollte das nicht geschehen, werde er die Polizei rufen.
Veranstaltungsort mit Vorgeschichte
Der Veranstaltungsort der Versammlung ist nicht ohne Vorgeschichte. Der Mitpächter des Kargegg steht seit Monaten im Konflikt mit dem Verpächter, dem Golfclub Konstanz. Es geht unter anderem um den Umgangston mit Gästen. Dieser sei seitens des Kargegg-Wirts häufig allzu grob ausgefallen, so der Golfclub, außerdem steht der Vorwurf einer rassistischen Äußerung im Raum. Im Herbst 2024 hat der Golfclub der Lebensgefährtin des Gastronoms, die das Restaurant offiziell betreibt, bereits fristlos gekündigt. Im Moment ist das Restaurant für die Öffentlichkeit geschlossen, zur Räumung des Gebäudes hat der Golfclub ein Gerichtsverfahren angestrengt.
Die Versammlung der AfD vor Ort trifft entsprechend nicht auf Zustimmung beim Golfclub: Oskar Broziat, Vorsitzender des Golfclubs, schreibt in einer Stellungnahme: „Am Sonntag, 23. Februar 2025, fand im Hofgut Kargegg laut unseren Informationen eine politische Veranstaltung der AfD statt. Vorgängig hatte der Golfclub Konstanz die Pächter schriftlich darauf hingewiesen, dass jegliche Veranstaltungen außerhalb des offiziellen Sport-Veranstaltungskalenders des Golfclubs Konstanz laut Pachtvertrag genehmigungspflichtig sind.“
Politische Veranstaltungen nicht genehmigt
Nicht genehmigte Veranstaltungen seien durch den Vorstand in einer E-Mail nochmals ausdrücklich verboten worden. Trotz dieser schriftlichen Aufforderung habe die Veranstaltung stattgefunden. Von dieser distanziere sich der Golfclub ausdrücklich.
Und wie steht es nun um den AfD-Ortsverband? Jegliche Informationen dazu bleiben zumindest vorerst unbestätigt. Eine Anfrage zu Gründung und künftiger Leitung des Ortsverbands lässt der Sprecher des AfD-Kreisverbands unbeantwortet. Auch auf der Homepage des Kreisverbands gibt es dazu keine weiteren Informationen, aufgeführt sind dort nur die Ortsverbände Höri-Rielasingen, der Ortsverband Singen und Hegau.