Wenn Stephan Düringer auf das bisherige Jahr zurückblickt, empfindet er es als ziemliche Achterbahnfahrt. Da war zuerst der milde Winter, der die Reben früh austreiben ließ. Dann die Erleichterung, dass Konstanz und Meersburg von den tückischen Spätfrösten verschont geblieben sind, die in anderen Teilen Südbadens das Wachstum der Weintrauben zunichte machten, bevor es überhaupt beginnen konnte. Aber dann, sagt der Pächter der Konstanzer Spitalkellerei, war es einfach nur „verheerend verregnet“.

Durchnässte Böden und ein Weinberg, der wirkte, als sei er mit Quellen durchsetzt – dabei floss, selbst wenn es nicht mal regnete, einfach nur das Wasser ab, das das Erdreich nicht mehr speichern konnte. Das treibt auch einem erfahrenen Winzer, der die Launen der Natur seit Jahrzehnten kennt, die Sorgenfalten auf die Stirn. „Das war eine Herausforderung“, so Düringer, man habe ziemlich oft spritzen müssen.

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Und am Ende musste alles ziemlich schnell gehen. Am 16. September hat die Spitalkellerei in diesem Jahr schon mit der Lese begonnen, und bereits am 21. September wurden die ersten Trauben für den Grauburgunder geerntet. Bis zu 96 Grad Oechsle – vereinfacht gesagt ein Maß für den Zuckergehalt im frisch gepressten Traubenmost – was zu einem schweren Wein führt. „Die Trauben waren gesund“, stellten die Fachleute der Spitalkellerei fest. Zu viel Zucker sollen sie auch nicht enthalten, denn er führt nach der Vergärung zu einem hohen Alkoholgehalt. „Einen Grauburgunder mit 14,5 Volumenprozent will keiner mehr“, so Stephan Düringer.

Aber dieses Jahr ist er untem Strich zufrieden mit der Ernte. Zumal die Meersburger Lagen der Spitalkellerei, die viele eigentlich für die besseren halten, leichtere Weine mit acht bis zehn Grad Oechsle weniger hervorbrachten. Grund genug für Düringer, mal die Weinberge am Konstanzer Raiteberg unter dem Bismarckturm sowie an der Sonnenhalde bei der gleichnamigen Schule zu preisen: „Wir können stolz sein in Konstanz, diese Lagen zu haben“, sagte er bei der Haltnau-Sitzung des Konstanzer Gemeinderats.

Goldener Herbst: Der Wein ist auch auf der Meersburger Seite längst gelesen.
Goldener Herbst: Der Wein ist auch auf der Meersburger Seite längst gelesen. | Bild: Rau, Jörg-Peter

110.000 Liter umfasst laut seinem Bericht der 2024er-Jahrgang der Spitalkellerei Konstanz. „Das ist ein Drittel weniger als sonst oft, aber wir haben sehr schöne Qualitäten“. Zusammen mit dem, was noch am Lager ist, könne der Betrieb die Nachfrage zunächst gut bedienen, „aber Ende nächsten Jahres könnte es eng werden“. Dennoch halte der Betrieb daran fest, sich auf Weinfesten aktiv zu präsentieren.

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Tamara macht nochmals für drei Wochen auf

Auch die Besenwirtschaft, erstmals mit der fast schon legendären Konstanzer Wirtin Tamara Unterwerner, sei ein voller Erfolg gewesen – und hier gibt es noch eine Überraschung, über die sich viele freuen werden: „Wir machen ab 3. Dezember für drei Wochen nochmals auf für einen Adventsbesen“, so Düringer. Damit reagiere die Spitalkellerei auf den riesigen Ansturm im Frühherbst.

Die Stiftung feiert 800. Geburtstag

Auch das 800-jährige Bestehen der Spitalstiftung im Jahr 2025 feiert die Kellerei mit. Zwar sei nicht nachweisbar, dass sie mit ihrem eigenen Betrieb während dieser ganzen 800 Jahre selbst Weinanbau betrieben habe, doch es gebe Hinweise auf eine sehr lange ununterbrochene Tradition in der Weiterverarbeitung gelesener Trauben. Ihr konkretes Programm fürs Festjahr werde die Kellerei Anfang 2025 vorstellen.

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Auch Oberbürgermeister Uli Burchardt zeigte sich sehr zufrieden mit der Arbeit der Spitalkellerei, die über die Stiftung zur Stadt Konstanz gehört. Vor allem das Engagement auf dem Rebgut Haltnau, herrlich zwischen Meersburg und Hagnau gelegen, habe sich gelohnt. Der gesamte Betrieb habe sich „sehr positiv entwickelt“, so Burchardt – wobei Spitalkellerei-Co-Chef Hubert Böttcher auch daran erinnert, dass das schlechte Wetter auch der Gastronomie enorm zugesetzt habe.

In Top-Lage zwischen Meersburg und Hagnau: Die Haltnau läuft mit Biergarten und Restaurant gut – wenn das Wetter stimmt.
In Top-Lage zwischen Meersburg und Hagnau: Die Haltnau läuft mit Biergarten und Restaurant gut – wenn das Wetter stimmt. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Auf der Haltnau beginnt in den nächsten Tagen der letzte Bauabschnitt für die umfassende Sanierung, nachdem das Restaurant inzwischen generalüberholt ist und der Biergarten zuletzt noch mit weiteren Toiletten ausgestattet wurde. „Wir achten darauf, dass es gemütlich bleibt“, versprach Böttcher mit Blick auf Befürchtungen, es könnte allzu modern werden.

Er verschwieg aber auch nicht das wirtschaftliche Risiko eines Betriebs, der mit dem Weinbau und der Gastronomie gleich doppelt auf das Wetter angewiesen ist. Und auch die Gewinnung von Personal bleibt eine Herausforderung: Inzwischen werden die Mitarbeiter sogar in Kirgisistan in Zentralasien angeworben.

Ein Ort wie kein anderer: Die Haltnau bietet nicht nur im Sommer wie im Herbst wunderbare Sonnenuntergänge, sondern verfügt auch als ...
Ein Ort wie kein anderer: Die Haltnau bietet nicht nur im Sommer wie im Herbst wunderbare Sonnenuntergänge, sondern verfügt auch als einer der wenigen Gastronomiebetriebe am See über einen eigenen Anlegesteg. | Bild: Rau, Jörg-Peter