Regen, Wolken und schon wieder Regen machen es den Winzern im Hegau schwer. Dieses Jahr sei besonders nass und bedeckt. „Zum Blütezeitpunkt im Mai hat es zu wenig Licht am Himmel gegeben, sodass sich weniger Beeren voll ausbildeten und kleiner blieben als im letzten Jahr“, beobachtete Hans Rebholz in seinen Reblagen in Bohlingen, Gaienhofen und Weiler. Auf Nachfrage erklären er und Armin Zolg, ob es trotz der aktuellen Herausforderungen genug regionalen Wein geben wird und was das für den Preis bedeutet.

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Weil die Sonne fehlte und kaum Photosynthese passierte, seien die Blätter der Reben hellgrün und gelb gewesen, beobachtete Armin Zolg noch vor wenigen Monaten. Heute sind seine Reben in Gailingen doch noch grüner und die Beeren etwa haselnussgroß geworden. Dafür reichten die wenigen Sonnenstunden aus, so der Winzer vom Winkelhof in Gailingen. Doch er würde sich mehr Licht und wärmere Temperaturen für seinen Wein wünschen. Das unterstreicht Hans Rebholz, denn zu viel Schlechtwetter begünstige Pilze und Schädlinge.

Armin Zolg ist leidenschaftlicher Winzer, bewirtschaftet Weinlagen in Gailingen, bietet als Weinkulturführer Weinbergrundfahrten an, hat ...
Armin Zolg ist leidenschaftlicher Winzer, bewirtschaftet Weinlagen in Gailingen, bietet als Weinkulturführer Weinbergrundfahrten an, hat eine Hofbrennerei und Besenwirtschaft. | Bild: Elisa Gorontzy

Traktor kommt schwer in die Weinberge

Die Besonderheit an diesem Sommer sei der viele Niederschlag, sagen Zolg wie Rebholz. Weil die Böden so nass und matschig seien, schaffen es beide Winzer mit ihren Traktoren nur schwer in die Weinberge, um sich dort um die Reben zu kümmern. Letzteres sei nötig, denn das feuchte Wetter begünstige Pilzerkrankungen, sagt Hans Rebholz. Wenn sich die Sporen verbreiten, könne das im schlimmsten Fall zu 70 bis 80 Prozent Ertragsverlust führen, so der Winzer mit Wein­gut in Radolfzell-Liggeringen.

Nach den Pilzen kommen die Fliegen

Vage bahnt sich im August das nächste Übel an. Denn wenn es nicht die Pilze sind, dann machen die sogenannten Kirsch-Essig-Fliegen Probleme. „Die haben reife Trauben zum Fressen gern“, sagt Hans Rebholz. „Wir hoffen auf ein wenig wärmeres Wetter, denn bei 25 Grad machen die nicht viel“, erklärt Armin Zolg zu den Fliegen, die es lieber kühler haben.

Hans Rebholz gründete 2002 sein Wein­gut in Radolfzell-Liggeringen mit Wein­bergen in Bohlingen, Gai­en­ho­fen und Wei­ler. An die­sen ...
Hans Rebholz gründete 2002 sein Wein­gut in Radolfzell-Liggeringen mit Wein­bergen in Bohlingen, Gai­en­ho­fen und Wei­ler. An die­sen Süd­hän­gen wird Weiß-, Grau– und Spät­bur­gun­der, Chardonnay wie auch die für den Boden­see klas­si­sche Reb­sorte Müller-Thurgau angebaut. | Bild: Elisa Gorontzy

Wärmeres Wetter würde helfen, außerdem können Winzer selbst etwas gegen das Übel tun: Da Fliegen es schattig und Pilze es feucht mögen, entblättern sie die Traubenzone – also den unteren Bereich innerhalb der Laubwand, in dem die Trauben hängen. So dringt mehr Tageslicht und Wärme zu den Beeren durch, die dann auch nach Regen und Nebel schneller abtrocknen.

Armin und Jonas Zolg (von rechts), ein Vater-Sohn Gespann im eigenen Weinberg in Gailingen.
Armin und Jonas Zolg (von rechts), ein Vater-Sohn Gespann im eigenen Weinberg in Gailingen. | Bild: Elisa Gorontzy

Jedes Jahr sei das Wetter anders: Mal besser für die Rebe, mal schlechter, sagt Jonas Zolg, der seinem Vater im Weinberg hilft. So nimmt es auch Rebholz war. „Vergangenes Jahr haben wir recht gut geerntet. Dieses Jahr wird es mit Sicherheit weniger Ertrag geben, weil das Wetter während der Blüte schlecht war“, sagt der Winzer. Die Qualität der Beeren sei ihm jedoch wichtiger als die Menge, denn Letztere gleiche sich in guten Zeiten wieder aus, erklärt Rebholz.

Der rote Tropfen aus Gailingen.
Der rote Tropfen aus Gailingen. | Bild: Elisa Gorontzy

Wird der Wein nun teurer oder nicht?

Weinhändlerin Sonja Gebhart aus Engen hat keine Bedenken, dass es zu wenig Wein aus der Region geben könnte. Vielmehr gebe es ständig Preisänderungen. „Bei den ausländischen Weingütern ist das extremer als bei den regionalen“, sagt die Weinexpertin. Je nach Ernte sei der ein oder andere Wein dann auch einfach mal nicht lieferbar.

„Der ein oder andere Wein ist dann einfach nicht mehr lieferbar.“ Sonja Gebhart, Weinhandlung Gebhart in Engen
„Der ein oder andere Wein ist dann einfach nicht mehr lieferbar.“ Sonja Gebhart, Weinhandlung Gebhart in Engen | Bild: Kerle, Helene

Auf die Frage, ob der Preis beim Wein in den vergangenen Jahren ähnlich stark gestiegen ist wie bei den Lebensmitteln, kann Sonja Gebhart keine pauschale Antwort geben. „Das ist ganz unterschiedlich. Zum Teil haben wir minimale Teuerungen von 60 Cent pro Flasche, zum Teil sind es aber auch 4 Euro“, berichtet die Weinexpertin. Bei den deutschen Weinen gebe es aber vergleichsweise wenig Preissprünge.

Zuletzt sei die Nachfrage im niedrigen Preissegment zurückgegangen, hat Gebhart festgestellt, die teureren Weine seien aber gleichbleibend gefragt. Regionale Weine seien gerade als Geschenk zum Mitbringen besonders beliebt.

Der Regen hat auch einen guten Aspekt

Für die gleichbleibenden Preise regionaler Weine hat Hans Rebholz eine Erklärung: Weil sich schlechte mit guten Erntejahren ausgleichen, bleibe der Preis für eine Flasche Wein gleich. Auch Armin Zolg rüttelt nicht an den Kosten für den Verbraucher. Für eine Flasche regionalen Wein muss man bei ihm mit 6,50 bis 12,50 Euro rechnen. Rebholz bietet verschiedene Weine aus dem Hegau für 9 bis 35 Euro an.

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Armin Zolg blicke der Ernte im September optimistisch entgegen, denn es sei mehr Sonne vorhergesagt und die Böden vom vielen vergangenen Regen wasserreich. Das sei optimal für die Reben nach langer Strapazen. Jetzt müsse man nur noch hoffen, dass besseres Wetter beständig eintrifft – „für uns zum Ernten und für die Kunden zum Trinken“, ergänzt sein Sohn Jonas Zolg mit einem Lächeln.