Ein wenig unter dem Radar der Betroffenen lief der bundesweite Tag der Städtebauförderung in Konstanz. Zumindest hätte er viel mehr Aufmerksamkeit verdient, denn die Stände, die sich diesem Thema widmeten, waren an der Schwedenschanze in Stadelhofen gut vorbereitet. Es gab reichlich Infomaterial etwa zum Thema Altbausanierung, Möglichkeiten der Solarenergie und zur Klimaschutzstrategie in der Konzilstadt.

Doch das Interesse und die Resonanz hielten sich in Grenzen. Und die Anwohner, die aus dem Sanierungsgebiet Stadelhofen gekommen waren, wollten eher die Gelegenheit nutzen, Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn ihr Leid zu klagen – Stichwort Parkplätze und Chill-Oasen – als sich zu informieren.

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Missstände sollen mit Bevölkerung, Hausbesitzern und Bewohnern behoben werden

Dabei startete das Programm mit fast schon symbolischen Aktionen: Der Bürgermeister kam mit dem Fahrrad, und das Abschleppen eines im Parkverbot stehenden, die Stände blockierenden Wagens könnte für die Zukunft des Autos schlechthin in Stadelhofen stehen. Es gehe darum, so betonte Langensteiner-Schönborn, die Aufenthaltsqualität in den städtischen Quartieren zu verbessern.

Sinnbildlich: Dieses Auto wurde am Samstag in Stadelhofen abgeschleppt, weil es das  Veranstaltungsgelände blockierte.
Sinnbildlich: Dieses Auto wurde am Samstag in Stadelhofen abgeschleppt, weil es das Veranstaltungsgelände blockierte. | Bild: Jürgen Rössler

Und dabei, so führte er aus, müsse man mehrere Aspekte im Auge behalten. Zunächst natürlich den Klimaschutz, dann aber auch die Eindämmung des Verkehrs, der in Stadelhofen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Grenze und zum Lago-Einkaufszentrum als sehr belastend empfunden wird.

Altersgerechter und barrierefrei sollten Wohnquartiere werden, sodass Senioren „altern und hier bleiben können“, so Langensteiner-Schönborn. Denn es gehe darum, allen Generationen ein wohnliches Umfeld zu schaffen. Daher sollten auch Ideen für den Spielplatz Kreuzlinger Straße gesammelt werden – eine Aufwertung des Areals ist offensichtlich dringend nötig. Missstände sollten, so war zu hören, gemeinsam mit der Bevölkerung, den Hausbesitzern und den Bewohnern behoben werden.

Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn erläuterte die Ziele.
Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn erläuterte die Ziele. | Bild: Jürgen Rössler

In Sachen Wärmeversorgung stellte der Baubürgermeister mit Blick auf die aktuelle Lage – „Da müssen wir uns unabhängig machen!“ – ein mögliches Wärmenetz vor. Es soll mit regenerativen Quellen arbeiten und in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken realisiert werden. Die Stabsstelle Klimaschutz, die für die Koordination der entsprechenden Bemühungen der Stadt zuständig ist, hat im vergangenen Jahr eine Klimaschutzstrategie erstellt, die fünf Handlungsfelder betrachtet.

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Denkmalschutz macht Solaranlagen im Quartier einen Strich durch die Rechnung

Lorenz Heublein, Leiter der Stabsstelle, ging ins Detail: Im Handlungsfeld Gebäude betrachte man etwa Sanierungsmaßnahmen, durch die Gebäude weniger Energie verbrauchen. Damit eng verbunden sei das Handlungsfeld nachhaltige Energieversorgung, also etwa der Einsatz von Photovoltaikanlagen. Ein weiteres Handlungsfeld sei der Bereich Bewusstseinsbildung, Konsum und Freizeit, um das Bewusstsein dafür zu wecken, dass jeder Einzelne etwas tun müsse, um die Klimaziele zu erreichen. Weitere Handlungsfelder betreffen die Mobilität und die Bereiche Strategie und Planung.

Lorenz Heublein, Leiter der Stabsstelle, sprach unter anderem über nachhaltige Energieversorgung.
Lorenz Heublein, Leiter der Stabsstelle, sprach unter anderem über nachhaltige Energieversorgung. | Bild: Jürgen Rössler

An den unterschiedlichen Ständen ging es um die Möglichkeiten der Realisierung und Fördermöglichkeiten. Gerade was das Thema Photovoltaik angeht, zeigen sich im Sanierungsgebiet Stadelhofen allerdings rasch Grenzen, wie Isabell Rühl vom Bauverwaltungsamt mit einem eingefärbten Stadtplan darlegte. Die Mehrzahl der Häuser in dem Quartier kämen für Solaranlagen gar nicht in Frage, da hier der Denkmalschutz im Mittelpunkt steht.

Ein wichtiger Aspekt des Sanierungskonzeptes ist neben der Modernisierung und dem Erhalt denkmalgeschützter Gebäude sowie der Reduzierung der CO2-Emissionen die Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Womit wir wieder bei Chill-Oasen und Co wären. Spätestens hier wurden die Diskussionen zwischen Anwohnern, dem Bürgermeister, aber auch den anwesenden Stadträten Zahide Sarikas (SPD), Daniel Groß (CDU) und Peter Müller-Neff (FGL) emotional und kontrovers. Aber zumindest wurde geredet!

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Und als wäre es eine geplante Einlage zur Betonung des Themas Verkehrsberuhigung, fuhr ein Motorroller mit TG-Kennzeichen stark beschleunigend gegen Ende der Rede von Bürgermeister Langensteiner-Schönborn durch die Zuhörergruppe – unabhängig von der Veranstaltung ist die Schwedenschanze als verkehrsberuhigte Zone ausgeschildert.