Ob eine riesige Frau, die nachts aus dem See trinkt, eine drei Meter lange Python oder eine gigantische Illumination des Parks der Villa Prym – Besucher des Seenachtfests haben in den vergangenen Jahren schon verschiedenste Attraktionen geboten bekommen. Der SÜDKURIER hat das Archiv durchforstet und die spannendsten Programmpunkte der vergangenen Jahrzehnte herausgesucht.
Die Anfänge: Erste Seenachtfeste mit Feuerwerk seit 1934
Bereits ab 1934 fanden am Seeufer erste kleine Feste mit Feuerwerk statt – bis während der Zeit des Zweiten Weltkriegs und des anschließenden Besatzung eine Pause eingelegt wurde, die elf Jahre andauern sollte.
Die wilden Jahre: Rocker-Eskalation und Festpause in den 1980ern
1980 wurde das Fest wegen Gewalteskalationen, die von sogenannten Rockerbanden ausgingen, erneut bis einschließlich 1986 von Konstanzer Seite aus pausiert.

1987 wurde das Konstanzer Seenachtfest wieder reaktiviert. In den folgenden Jahren wurde den Besuchern immer mehr Programm geboten und das Fest hat immer mehr an Bekanntheit gewonnen. So fand 1987 erstmals ein mittelalterlicher Handwerkermarkt in historischer Kleidung auf dem Stephansplatz statt. An der Seestraße wurden mehrere Ruderregatten mit Achterbooten ausgerichtet.
Die Besucher durften schon damals Fallschirmabsprünge, Segelkunstflug-Vorführungen, einen Ultra-Leicht-Flieger, Wasserskishows, einen Helikopter sowie einen Heißluftballon bestaunen.

Legendär: Tante Ju, Fallschirmspringer und Frecce Tricolori
Unvergessen sind vielen Konstanzern noch heute die Überflüge der Tante Ju (Junker 52) und die spektakulären Flugshows der Fliegerstaffel Frecce Tricolori in den 1970er Jahren.

Außerdem gab es in Kreuzlingen schon den Lunapark mit nervenkitzelnden Attraktionen und ein Country-Festival. Dort herrschte Stimmung wie in Amerika: Unter anderem konnten sich die Besucher in Cowboy-Hut und Stiefeln mit einem Luftgewehr vertraut machen.
Das Entree zur Großveranstaltung
Der Töpfermarkt auf der Marktstätte wurde 1988 erstmals ausgerichtet. Ursprünglich sollte die von Motorrädern zugeparkte Marktstätte dadurch attraktiver gemacht werden, doch der Markt wurde bald zur jährlichen Tradition. Etwa dreißig Töpfereibetriebe zeigten auf dem Platz ihr Angebot und gaben gleichzeitig auch Einblicke in die Herstellungsweise. Die Betriebe präsentierten von praktischen Haushaltswaren bis zu filigranen Schmuckstücken aus Keramik alles Mögliche.
Im Jahr 1990 besuchten 150.000 Menschen das Seenachtfest unter dem Motto „Berliner Luft am Bodensee“. Sie alle genossen die besondere Atmosphäre am Hafen, welche durch die Leierkastenmänner, Kleinkünstler und Clowns erzeugt wurde. Jedoch war der Andrang auf einmal so groß, dass die Veranstalter zwei Jahre später gewollt die Besucherzahl verringerten.
Wie alte Traditionen im Jahr 2022 wiederbelebt wurden
Einige Traditionen lebten im Jahr 2022 wieder auf. So auch die Illumination des Parks der Villa Prym. Der Konstanzer Kunstmaler Adolf Greis begründete die Tradition in den 1950er Jahren mit. Bis 1977 wurde der Park jedes Jahr in eine Märchenlandschaft verwandelt: Unzählige Lampions und Lichtbecher erzeugen ein Lichtermeer aus Farben und Figuren. Adolf Greis dachte sich jedes Jahr ein neues Thema dafür aus.
Von 1991 bis 1999 gab es ein Revival: So hat Adolf Greis im Jahr 1993 mit seinem Sohn Andreas Flamingos, Schwäne und andere Tierornamente kreiert. 1994 waren zwei 12 Meter große Schwäne das Highlight, 1995 konnte man hauptsächlich Libellen- und Schmetterlingsmotive entdecken und 1996 ist ein Zirkuszelt mit verschiedenen Motiven entstanden. Seit 2022 führt Andreas Greis das künstlerische Erbe seines Vater beim Seenachtfest fort.

Aqua Morgana 2001: Riesenfiguren auf dem Bodensee
Mithilfe einer über dem Wasser befestigten Leinwand wurde 2001 Unglaubliches ermöglicht: Auf dem Wasser erschienen Gestalten, die beim Besucher Geschichten abrufen sollten. Ein großer nackter Mann ging über den Bodensee und ein überdimensionaler Taucher schaute erstaunt auf die feiernden Menschen im Stadtgarten – bis kurz darauf eine riesige Blondine Bodenseewasser schöpfte und ein Glas davon genüsslich austrank.
Im Anschluss zogen ein Schaf sowie Fische und andere Wassergestalten vorbei. „Aqua Morgana“ hieß das Ereignis. Auch 2004 projizierte Markus Brenner Erscheinungen wie Blumenränder, ein überdimensionales Auge und Fische mit Badeanzügen auf eine Wasserwand.

Antworten auf die häufigsten Fragen zum Seenachtfest am Bodensee:
Was ist das Seenachtfest?
Das Seenachtfest ist eines der größten Feste am Bodensee. Es wird in Konstanz gefeiert und zieht jedes Jahr mehrere zehntausend Besucher an.
Seit wann gibt es das Seenachtfest?
Die ersten Feste mit Feuerwerk fanden bereits 1934 statt. Nach Unterbrechungen, unter anderem im Zweiten Weltkrieg, entwickelte sich das Seenachtfest zu einem festen Sommerhighlight in Konstanz.
Wann findet das Seenachtfest statt?
Das Fest wird traditionell im August gefeiert, in der Regel am zweiten Augustwochenende.
Was ist das Highlight des Festes?
Das große Seefeuerwerk ist der Höhepunkt. Es wird von mehreren Pontons und vom Ufer aus gezündet und ist eines der größten Feuerwerke am Bodensee.
Fällt das Seenachtfest bei Regen aus?
Das Fest findet grundsätzlich auch bei Regen statt. Nur bei starkem Wind oder extremem Unwetter kann das Feuerwerk abgesagt oder verschoben werden.
Wo gibt es Tickets?
Tickets sind über die offiziellen Vorverkaufsstellen und online erhältlich. Auch an der Tageskasse gibt es in der Regel Eintrittskarten, die jedoch teurer sein können.
Wie reist man am besten an?
Empfohlen wird die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, da die Parkmöglichkeiten in Konstanz begrenzt sind. Viele Besucher kommen mit Bus, Bahn oder dem Fahrrad.
Dieser Artikel wurde erstmals im August 2023 veröffentlicht. Zum diesjährigen Seenachtfest hat sich die Redaktion dazu entschlossen, diesen zeitlosen Bericht über die Geschichte der Großveranstaltung erneut zu veröffentlichen.