Endlich hat man einen Impftermin. Aber wie bitte kommt man ins Kreisimpfzentrum (KIZ) nach Singen? Diese Frage stellen sich einige Senioren. „Das habe ich häufig erlebt“, erzählt Konrad Frommer (73) und fügt an: „Und wir haben uns gedacht, das wäre doch eine Sache für uns als Lions-Club als sozial- und gesellschaftlicher Service-Club.“
Kurzerhand entschieden sich die Club-Mitglieder, einen Fahrdienst-Service ins Singener Impfzentrum und zurück nach Konstanz anzubieten. „Lasst Taten sprechen! Genau das ist unser Zweck“, formuliert Marc Ellegast, Präsident des Lions-Clubs.
„Auf unsere Initiative hin haben sich 17 Fahrer vom Lions Club Konstanz, Lions Club zur Katz, Leo-Club und Old Table Konstanz gemeldet“, berichtet Konrad Frommer. Die Vermittlung übernehmen seither Slavica Stella, Antonie Langemann und Sabine Lodemann von der Stadtverwaltung Konstanz.
4000 gefahrene Kilometer, 40 Fahrten (selbstredend unter Einhaltung der Hygiene-Vorschriften) und jede Menge positive Erlebnisse, das ist die bisherige Zwischenbilanz der Kooperation der beteiligten Service-Clubs, die Fahrten zum zweiten Impftermin noch nicht eingerechnet.
Lieber mit dem Fahrdienst nach Singen
Die Konstanzerin Christa Weiß (86) ist dankbar für die Aktion. „Ich wollte ja eigentlich gar nicht nach Singen, sondern habe immer auf eine Impfstelle in Konstanz gehofft. In der Stadtverwaltung wurde mir seinerzeit gesagt, das könne April oder Mai werden“, berichtet die rüstige Seniorin, die selbst noch Auto fährt. Solange wollten sie und ihre 89-jährige Schwester aber nicht warten. Sie bekamen einen Impftermin in Singen.
Selbst mit dem Auto zu fahren, war Christa Weiß aber doch zu heikel, denn: „Wir wussten ja nicht, wie es uns hinterher geht.“ Dann kam die Erleichterung. „Meine Schwester hat im SÜDKURIER von dem Impf-Fahrdienst gelesen“, erzählt Christa Weiß.
Claus Gunter Biegert war der erste Chauffeur der beiden Damen; zum zweiten Impftermin wurden sie von Hubert Neidhart und Konrad Frommer gefahren. „Die Herren waren sehr zuvorkommend. Sie halfen uns nicht nur beim Ein- und Aussteigen, sondern haben uns durch das Impfzentrum begleitet. Das war perfekt. Wir sind direkt verwöhnt worden“, sagt Christa Weiß lächelnd.
Eben dieses Plus an Service wird von den Senioren besonders geschätzt, weiß auch Katrin Bauer (68) vom Lions Club zur Katz aus Erfahrung. Sie denkt dabei beispielsweise an eine 92-jährige Dame, die sie gefahren hat. Katrin Bauer kam kurzerhand auf die Idee, den Rollator gegen einen der in Singen bereitstehenden Rollstühle zu tauschen. „Die Seniorin war so dankbar und meinte, das wäre ein Segen, denn sonst hätte sich sie x-mal hinsetzen und wieder aufstehen müssen, wobei gerade das Aufstehen für sie beschwerlich war.“
Begleitung von Station zu Station im KIZ
Das Begleiten von Station zu Station durch das Impfzentrum erleichterte den Senioren das Zurechtfinden in der ungewohnten Umgebung und gab ihnen ein Stück Sicherheit. „Ich bin der Dame auch beim Ausfüllen der Fragebögen behilflich gewesen, worüber sie auch sehr dankbar war“, berichtet Katrin Bauer. Das Glück ist aber nicht einseitig, denn: „Es ist ein Erlebnis auf beiden Seiten. Alles sind sehr sympathische und dankbare Menschen. Da bekommt man sehr viel zurück“, so Bauer.
Auch für Marc Ellegast (49) ist diese aktive Hilfestellung rundheraus selbstverständlich. Auch er berichtet von vergnüglichen Fahrten und wartet gleich mit einer Anekdote auf. „Eine Dame hat sich so gefreut, dass ein junger Mann kommt“, erzählt Ellegast und schmunzelt. Er fügt an: „Sie dachte, in den Service-Clubs gäbe es nur lauter graue Herren.“
Sorge, sich mit Corona zu infizieren, hat keiner der ehrenamtlichen Fahrer. „Wir halten uns an alle Hygiene-Vorschriften. Und das gute Gefühl, anderen zu helfen, überwiegt“, sagt Konrad Frommer. Alle sind schon auf die weiteren Erlebnisse bei den Touren und der Impfbegleitung gespannt, die jeden einzelnen bereichern, denn der Fahr-Service der Service-Clubs wird noch weiterhin angeboten, bis es in Konstanz ein eigenes Impfzentrum gibt.