Noch lockt die schöne Aussicht auf den Litzelstetter Hausberg Purren. Der Säntis ist in der Ferne zu sehen. Langsam geht die Sonne unter und hinterlässt rote Streifen. Es wird dunkel und hunderte Menschen warten auf ein Spektakel: Das Abbrennen des neun bis zehn Meter hohen Holzturms, den der Fanfarenzug Kuckuck mit seinen 25 Mitgliedern und zehn Helfern am Samstagabend errichtet hat.
Dieses Funkenfeuer markiert das Ende der Fasnachtszeit und den Beginn der Fastenzeit. So brennen auch frühere Kulissen und Konstruktionen der Narrenauftritte ab. „Rent ä Bob“ geht ebenso in Flammen auf wie das Schild „Shopping Queen.“
Diese Tradition gehört einfach dazu
Niels Huber hat das große Feuer auf dem Purren schon als Kind erlebt. Dieses gibt es seit rund 35 Jahren. „Das ist Tradition. Der Fastenfunken nach der Fasnacht, das gehört einfach dazu.“ Er hat kräftig mitgearbeitet, um das Feuerspektakel möglich zu machen. „Es ist schön, wenn man Teil davon ist“.
Der Turm, der in Flammen aufgeht, besteht aus einem Konstrukt aus Holzbalken. Mit der Motorsäge haben Helfer Kerben in die Stangen geschnitten, um diese zu verankern. Das Holzgestell wächst mit der Füllung im Inneren. Es handelt sich um ausrangierte Weihnachtsbäume. Üblicherweise lagert der Fanfarenzug diese Bäume auf einer Wiese des Purrens. Anfang Januar aber haben diese Bäume gebrannt. Das war freilich nicht so geplant. Also musste die Gruppe nochmals Weihnachtsbäume sammeln. Jetzt ist alles parat und Julian Kleiner vom Fanfarenzug strahlt: „Das sind perfekte Bedingungen dieses Jahr.“ Kein Wind, mildes Wetter, hunderte Zuschauer.

Der zehn Jahre alte Timo Körner aus Konstanz ist zum ersten Mal mit seinen Eltern auf dem Purren. Das schöne Wetter hat die Familie angelockt. Wie sie kommen viele Menschen aus Konstanz und Umgebung. Sie alle haben schon vom Fastenfunken gehört und wollen bei dem schönen Wetter die Gelegenheit nutzen und ihn sehen.
Die beiden Mädchen Magdalena und Isabella sind aufgeregt. Sie sind beide acht Jahre alt und dürfen erstmals allein beim Umzug vom Wald bis zum Turm mit brennenden Fackeln mitgehen. Wer jünger ist, den begleiten die Eltern. Magdalena und Isabella vertreiben sich die Zeit bis zum Umzug. Mit den bisher nicht entzündeten Fackeln spielen sie Schwertkampf.
Der acht Jahre alte Julius Frick und sein elf Jahre alter Bruder Peter schleppen abwechselnd den Stamm eines früheren Christbaums auf den Purren. Mal ziehen sie das Holz hinter sich her, mal schultern sie es. Beide wollen, dass auch ihr Stamm beim großen Funken brennt. Die Organisatoren vom Fanfarenzug machen dies möglich. Die beiden Jungs dürfen ihren Stamm vor den großen Turm legen, wo das Feuer ihn auch erfassen wird.
Ehrenamtliche Helfer sorgen für Inklusion
„Es sieht einfach beeindruckend aus“, sagt Julia Janka über das Fastenfeuer. Die Flammen strahlten Wärme ab, was ein angenehmes Gefühl gebe. Sie freut es, dass vom Litzelstetter Hausberg das Feuer auch auf der anderen Seeseite zu sehen seien wird. Vor zwei Jahren kam sie auf Bitten einer Freundin aus Konstanz hierher. Sie war beeindruckt. Möglicherweise war sie auch schon als Kind auf dem Purren. Man habe ihr das so erzählt. Ihr Neffe Janosch erlebt das Spektakel zum ersten Mal.
Auf dem Purren steht auch eine Rikscha der Initiative Radeln ohne Alter. Sie hat jetzt ein Gefährt für Litzelstetten. Ehrenamtliche Fahrer wie Reinhard Müller sorgen dafür, dass auch ältere und behinderte Menschen, deren Aktionsradius üblicherweise eingeschränkt ist, mit der Rikscha herumgefahren werden können. Er habe vor allem Kinder gefahren, sagt Reinhard Müller, der beim großen Fastenfunken Werbung für die Initiative macht. Auf dem Weg auf den Purren habe er erlebt, wie eine ältere Frau Schwierigkeiten hatte, den Berg zu erklimmen. Sie habe aber lieber nicht in sein Fahrradtaxi steigen wollen. Vielleicht müsse sich der Service noch herumsprechen.
Für die Sicherheit ist gesorgt
Ralf Merk steht mit dem Bunsenbrenner bereit. Er wird das Feuer legen. Zusätzlich liegen sechs Fackeln auf dem Boden bereit. Sie sind schon angezündet. Auch sie werden dafür sorgen, dass der Turm brennt. Dann geht das Bauwerk in Flammen auf. Es knistert, Funken sprühen.

Eine Stunde und zehn Minuten dauert es, bis das Holzkonstrukt zusammenfällt. Es wird Stunden dauern, bis der letzte Funke erloschen ist. Die Feuerwehr steht parat, um mögliches Unheil zu verhindern. Das Technische Hilfswerk Konstanz hat Lampen aufgestellt, die durch Aggregate Strom beziehen. Diese sorgen dafür, dass der Weg vom Purren gut ausgeleuchtet ist. Hunderte freuen sich, dass sie sicher den Rückweg antreten können.