Bärbel Schönburg winkt ab: „Ach, das ist ganz einfach. Man strickt nur rund statt geradeaus.“ Die 76-Jährige spricht vom Anfertigen einer Mütze. Von diesen Kopfbedeckungen benötigt der Handarbeitskreis, der sich in der hölzernen Pauluskirche an der Mainaustraße trifft, derzeit Hunderte.

Denn er hat sich eine besondere Spendenaktion ausgedacht. An 27 Stationen hat er Körbchen voller Mützen. Diese gibt er gegen eine Spende für die Kinderhospiz-Arbeit in Konstanz ab. 450 Mützen sind schon im Umlauf. Noch viel mehr werden benötigt.

Beatrice Mollenhauer hat die erste Mütze ihres Lebens gehäkelt. Zuerst habe sie es auch mit dem Stricken versucht, doch dann auf die Technik zurückgegriffen, mit der sie sich besser auskennt. Die 66-Jährige ist ausgebildete Schneiderin. Sie arbeitete unter anderem am Stadttheater in Konstanz. Angefangen hatte ihre Leidenschaft für Stoffe, als sie als Kind mit Begeisterung der Barbie Puppenkleider nähte.

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„Den Spaß habe ich von der Oma.“ Seit neun Jahren näht sie im Handarbeitskreis. Als sie hörte, dass dieser Mützen benötigt, sei sie sofort Feuer und Flamme gewesen, auch wenn sie noch nicht so recht wusste, wie sie das bewältigen sollte. Sie sei dann beim Häkeln gelandet, bei dem sie schön und schnell arbeiten könne, auch neben dem Fernsehen. Sie hat schon mit ihrer zweiten Mütze begonnen.

Geld geht an die Kinderhospiz-Arbeit

Auf den Tischen liegen bereits viele fertige Kopfbedeckungen, Grün mit Streifen, Lila mit Streifen, Gelb. Die Gruppe verarbeitet Wollreste. „Wenn es nicht reicht, wird es ein Stirnband“, sagt die Leiterin Birgit Schmidt. Der Handarbeitskreis wirkt für einen guten Zweck, meist für das Kinderhaus der Petrus- und Paulusgemeinde, dieses Mal auch für die Kinderhospiz-Arbeit.

Diese widmet sich jungen Trauernden, aber auch „Schattenkindern“, also den Kindern und Jugendlichen, die selbst gesund sind, aber aus einer Familie kommen, in der einer lebensgefährlich erkrankt ist. Die Kinderhospiz-Arbeit will die gesunden Kinder stärken – mit Spiel und Spaß und besonderen Aktionen wie Klettern oder Bogenschießen.

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Als die heute 59 Jahre alte Birgit Schmidt vor rund 40 Jahren ihren jüngeren Bruder durch eine schwere Krankheit verlor, gab es so eine Begleitung noch nicht. Sie kann nachfühlen, wie wichtig diese ist, und möchte sie unterstützen. Alexandra Maigler, Fachkraft der Kinderhospiz-Arbeit, ist sicher, dass das Engagement durch die Mützen-Aktion und die Präsenz in vielen Geschäften bekannter wird. „Man muss von unserem Angebot auch wissen.“

25 Mützenkörbchen stehen in Konstanz, zwei in Radolfzell.

Solche Kisten stehen in Geschäften und Praxen.
Solche Kisten stehen in Geschäften und Praxen. | Bild: Rindt, Claudia

Sie bekräftigt, wie wichtig Spenden sind. „Alle unsere Gruppenangebote sind spendenfinanziert.“ Dazu gehören etwa Trauergruppen für Kinder und Jugendliche oder Aktionen wie das Bogenschießen. „Für andere stricken macht Spaß“, sagt die 83-jährige Hannelore Waldschütz. Früher hat sie für die Kinder, den Mann und sich selbst gestrickt, inzwischen macht sie das für den guten Zweck.

Barbara Schönburg streicht über ein Garn: „Das fühlt sich super an.“ Daraus entsteht eine Mütze. „Wer die kriegt, kann sich freuen.“ Im Kreis ist es üblich, dass man sich umeinander kümmert. Schönburg berichtet, wie sie schon älteren Damen aus der Gruppe beistand, diese besuchte und zu Ärzten begleitete.

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Die Älteste in der Runde ist die 96-jährige Ruth Penzel. Sie sagt: „Ich fühle mich hier wohl.“ Alle sechs Wochen komme sie in den Handarbeitskreis. „Das ist für mich eine Abwechslung.“ Jemand mit Auto sorgt dafür, dass die Seniorin zuhause abgeholt und wieder zurückgebracht wird. Auch das gehört zum sozialen Zusammenhalt.