Wer in Konstanz eine Wohnung sucht, kennt das Problem: geringes Angebot, hohe Preise. Konstanz hat es im Mietspiegelindex des Forschungsunternehmens F+P auf Platz 18 der Miet-Metropolen Deutschlands geschafft. Aktuell werten Portale wie wohnungsboerse.net die Wohnungen in ihrem Angebot aus.
Mieten weit über Landesdurchschnitt
Da zeigt sich: Die Miete in Konstanz liegt weit über dem baden-württembergischen Durchschnitt – und noch weiter über dem bundesdeutschen. Zahlen gefällig? Eine 30-Quadratmeter-Wohnung kostet in Deutschland 2020 im Schnitt 11,85 Euro pro Quadratmeter, in Baden-Württemberg 14,31 und in Konstanz 14,52.
Noch drastischer bei größeren Wohnungen
Noch drastischer ist der Unterschied bei größeren Wohnungen. Eigentlich gilt: Mit der Größe sinkt der Quadratmeterpreis deutlich. Nicht in der Konzilstadt: 60 Quadratmeter kosten laut der aktuellen Auswertung immer noch 13,37 Euro pro Quadratmeter – das sind über 5 Euro mehr als der Bundesdurchschnitt, der bei 8,07 Euro liegt.
Für 100 Quadratmeter werden im baden-württembergischen Schnitt 10,04 Euro pro Quadratmeter fällig, in Konstanz 13,16 Euro. Darunter leiden die, die größere Wohnungen nachfragen: Paare und Familien.
Auf den Zahl gefühlt: OB-Kandidaten sollen antworten
„Wie wollen Sie bezahlbaren Wohnraum – auch für den Mittelstand – ermöglichen?“ Diese Frage stellten uns, in unterschiedlicher Formulierung, die im Rahmen unserer neuen Serie „Frag den Kandidat“ die meisten Leser. Unter anderem ein 30-Jähriger aus Konstanz, der sich mit seinem Gehalt als Handwerker die Miete im Stadtgebiet nicht mehr leisten konnte und deshalb wegzog.
Also, liebe OB-Kandidaten wie wollen Sie bezahlbaren Wohnraum schaffen?
Das sagt der amtierende OB Uli Burchardt:
„Es ist schlimm, dass Menschen aus Konstanz wegziehen müssen, weil sie keine Wohnung finden. Das Handlungsprogramm Wohnen ist die beste Antwort, die wir darauf geben können. Wir müssen weiter bauen! Wir sind eine der aktivsten Städte im sozialen Wohnungsbau in Baden-Württemberg.
Wir bremsen die Spekulation. Wir erheben eine der höchsten Zweitwohnungssteuern in Deutschland. Wir setzen das Zweckentfremdungsverbot hart durch. Und mit der Wobak machen wir Druck auf den Markt: mit 4100 Wohnungen, die im Schnitt unter 7 Euro Kaltmiete/qm kosten. Mehr als 500 davon haben wir in meiner Amtszeit gebaut.“
Das sagt der Kandidat Jury Martin:
„Bei der Wobak werden Wohnungen verkauft zur Finanzierung von Neubauten. Das ist für mich Unsinn. Die verkauften Wohnungen gehen dem Mietmarkt verloren. Die Häuslebauer in den 50er-Jahren haben ihre Häuser auch auf 30 und mehr Jahre abbezahlt.
Bei einer Tilgung von 2,5 Prozent, einem Sollzins von 0,8 und Rücklagen von 1 Prozent ist eine Finanzierung nach etwa 35 Jahren abbezahlt. Die Zinsbindung kann auf 30 Jahre erfolgen. Die Wobak ist ein städtischer sozialer Wohnungsbauer und muss keinen Gewinn machen! Eine weitere Möglichkeit für Eigenheimbauer sehe ich in der Erbpacht.“
Das sagt der Kandidat Luigi Pantisano:
„In Konstanz fehlen für alle Bevölkerungsgruppen bezahlbare Wohnungen. Es gibt eine Wohnungskrise in Konstanz. Quadratmeterpreise von 15 Euro und mehr führen dazu, dass viele die Hälfte ihres Einkommens für die Miete bezahlen.
Wir dürfen, anders als in den vergangenen Jahren, keine städtischen Grundstücke und Immobilien mehr verkaufen, sondern müssen diese erwerben. Wir müssen konsequent und mit viel mehr Personal gegen Leerstand in unserer Stadt vorgehen, und wir müssen für den großen Bedarf an kleinen Wohnungen für allein lebende Menschen im Bestand eingehen und diesen entsprechend verändern.“
Das sagt der Kandidat Andreas Matt:
„Die Lage von Konstanz setzt der Erschließung von Bauland enge Grenzen. Ich werde alles dafür tun, Bestände auszubauen, schonend zu verdichten, bereits versiegelte Flächen zu überbauen, frei werdende Gewerbebauten zu erwerben und in bezahlbare Wohnanlagen umzuwandeln.
Da wir vor allem Wohnraum für niedrige und mittlere Einkommen benötigen, kommt der Wobak eine zentrale Rolle zu. Auch andere Modelle sind denkbar: gemeinsamer Erwerb durch Genossenschaften, Bauvereine, Erbpacht. Städtische Grundstücke und Gebäude werden nicht verkauft, im Gegenteil, wir werden Grundstücke/Gebäude kaufen.“
Das sagt der Kandidat Andreas Hennemann:
„Grund und Boden dürfen keine Spekulationsgüter sein, sie müssen dem Allgemeinwohl dienen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft muss besser ausgestattet werden. Dazu muss die Stadt der Wobak Grundstücke günstig übertragen. Unternehmen müssen dazu animiert werden, Belegrechte bei der Wobak einzukaufen.
Aber auch der Wohnungsbestand muss in Visier genommen werden: mit der Schaffung einer „Stiftung Wohnraum“ können Immobilien erworben und der Spekulation entzogen werden. Und es gilt, einen kommunalen Bodenfonds aufzulegen, um Grundstücke aufzukaufen und für bezahlbares Wohnen zu verwenden.“