Die Universität ist entsetzt. Es ist kurz nach sieben Uhr am Dienstagmorgen, 26. März, da macht ein Mitarbeiter des Hausdienstes der Hochschule eine Entdeckung: In riesigen roten Buchstaben prangen am Treppenaufgang zur Mensaterrasse im Innenhof der Universität antisemitische und propalästinensische Parolen.

Drei Außenwände der Hochschule sind mit den hetzerischen Schriftzügen verunstaltet worden. Sofort informiert er die Polizei Konstanz über die Schmierereien und deckt sie mit einer Plane ab. Gegen 10.30 Uhr lässt er die Parolen, nach der Beweisaufnahme der Ermittler, unter Farbe verschwinden.

Lange standen die Parolen dort nicht. Wie das Polizeipräsidium Konstanz in einer Pressemitteilung informiert, haben die unbekannten Täter in der Nacht zum Dienstag zugeschlagen. „Wir suchen nach den Tätern und nach Zeugen, die etwas zum Tathergang sagen können“, sagt Katrin Rosenthal, Pressesprecherin der Polizei Konstanz auf SÜDKURIER-Nachfrage.

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Auch Robert Ogman ist erschüttert. Er ist Bildungsreferent, Politik- und Sozialwissenschaftler. Regelmäßig gibt er Antisemitismus-Präventionskurse – auch an der Universität Konstanz.

„Zweimal wurde eine alte Nazi-Parole gesprayt. Der zweite Schriftzug ist eine propalästinensische Parole, die oft im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt wiedergegeben wird. Seit den Angriffen im Oktober durch die Hamas wird die Parole deutlich kritischer betrachtet und ist teilweise verboten“, sagt Robert Ogman. Die säuberlich aufgeschrieben Parolen seien ein „Angriff auf die Juden weltweit“.

„Das ist ein Angriff auf Juden weltweit“, sagt Robert Ogman, Bildungsreferent für jüdisches Leben.
„Das ist ein Angriff auf Juden weltweit“, sagt Robert Ogman, Bildungsreferent für jüdisches Leben. | Bild: Marcel Jud

Das Bündnis „Konstanz für Demokratie – klare Kante gegen rechts in Stadt und Landkreis“ zeigt sich ebenfalls bestürzt über einen derart offenen Antisemitismus. Katrin Brüggemann vom Bündnis erklärt, dass es gerade dann einen Aufschrei aus der Zivilgesellschaft heraus geben müsse: „Es gibt keine Toleranz dafür in unserer Stadtgesellschaft.“

„Egal von welcher Seite Antisemitismus zum Ausdruck gebracht wird, muss gerade die Zivilgesellschaft laut dagegen aufschreien. Es ...
„Egal von welcher Seite Antisemitismus zum Ausdruck gebracht wird, muss gerade die Zivilgesellschaft laut dagegen aufschreien. Es gibt keine Toleranz dafür in unserer Stadtgesellschaft“, sagt Katrin Brüggemann vom Bündnis Konstanz für Demokratie. | Bild: Louis Keeves

Durch die Graffiti ist laut Polizei ein Schaden von 1000 Euro entstanden. Doch für die Verwaltung der Universität ist die Botschaft dahinter viel schlimmer. „Die aufgesprühten Schriftzüge stehen in keiner Weise für den Geist der Universität und ihrer Mitglieder. An der Universität Konstanz ist kein Platz für Antisemitismus“, teilt sie in einer Stellungnahme mit. Daher werde sie auch „sehr konsequent und mit allen rechtlichen Mitteln gegen jede Form von Antisemitismus auf dem Campus vorgehen“.

Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei Konstanz unter der Telefonnummer 07531 9952222 zu melden. Laut Strafgesetzbuch droht den Tätern eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.