Thom Gerber schnappt sich zwei Packungen Küchenrollen und wirft sie in seinen beachtlich vollen Einkaufswagen. „Darf ich mal“, fragt eine Frau hinter ihm und schiebt sich an ihm vorbei, Rücken an Rücken. Es ist kurz nach 19 Uhr am Dienstagabend, weniger als eine Stunde bis zur Sperrstunde und in der großen Kaufland-Filiale im Industriegebiet tummeln sich sehr viele Einkäufer.

Bild 1: Verschärfte Quarantäneregeln treffen Einkaufstourismus in Konstanz: So war der vorerst letzte Einkaufsabend für viele Schweizer
Bild: Eva Marie Stegmann

Viele von ihnen sind Schweizer, vermutlich die meisten, das belegt auch ein Blick auf die Kennzeichen im vollen Parkhaus. Denn sie dürfen nur noch an diesem Tag in Konstanz einkaufen, ohne zuvor zehn Tage in Quarantäne zu müssen. Baden-Württemberg hat die Regeln angepasst, um Einkaufstourismus und Tourismus wegen der steigenden Corona-Fallzahlen einen Riegel vorzuschieben.

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Vor allem Drogerieartikel im Einkaufswagen

Thom Geber ist aus der Nähe von St. Gallen und spontan noch einmal nach Konstanz gefahren. „Ich habe auf Facebook gegen 17 Uhr erfahren, dass wir wohl nicht mehr einfach so hier einkaufen können“, sagt er. In seinem Einkaufswagen liegen vor allem Drogerieartikel, Zahnpasta, Waschmittel, Shampoo, Toilettenpapier, Küchenrollen. „Das ist bei uns einfach alles deutlich teurer“, erklärt er.

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Gerber wirkt gestresst. „Ich finde es nicht gut, dass wir das so kurzfristig erfahren“, sagt er. „Kein Wunder, dass es hier so voll ist – jeder will noch einmal einkaufen. Abstand kann so nicht eingehalten werden.“ Er hätte sich eine Woche Vorlauf gewünscht, sodass die Schweizer ihre notwendigen Einkäufe verteilt über mehrere Tage hätten machen können. Als er um 19.30 Uhr endlich die Kasse passiert hat, kündigt Gerber an: „Jetzt muss ich noch Hundefutter im Tierhandel holen.“

An der Kasse jemanden vorlassen? Heute nicht

Ähnlich gehetzt geht es bei einigen Einkäufern im Edeka-Center an der Reichenaustraße zu, doch insgesamt ist der Ansturm dort nicht ganz so groß wie im Kaufland im Industriegebiet. Die Thurgauerin Sanne Schmid steht an der Kasse des Drogeriemarktes. Eine junge Frau bittet sie: „Darf ich vor? Ich habe nur ein Nasenspray.“ Schmid schüttelt den Kopf: „Es tut mir leid, ich habe noch so viel einzuholen.“

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„Morgen wird es wieder ruhiger“, sagt eine Supermarktmitarbeiterin zu ihrem Kollegen. Der Einkaufstag ist so gut wie zu Ende. Im Parkhaus stehen wenige Minuten vor 20 Uhr nur noch einzelne Fahrzeuge. Fast alle mit Schweizer Kennzeichen. Ein Anblick, den es in den kommenden Wochen in Konstanz so wohl nicht mehr geben wird.