Im Oktober soll die Großbaustelle am Bahnhofplatz fertig sein. Dann ist der Bereich zwischen Lago-Kreisel und Dammgasse für den Individualverkehr tabu. Eigentlich hatte die Stadtverwaltung vor, dass auch weniger Busse in diesen Bereich einfahren. Ist dieses Vorhaben noch aktuell?
Nein, stellt Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter fest. „Wenn die Baustelle endet, werden die Linien wieder zurückverlegt.“ Damit kommen die Stadtwerke dem „massiven Wunsch der Busfahrgäste aus allen Stadtteilen“ nach.
Vor knapp zwei Jahren mussten baustellenbedingt einige Linien an die Laube – Haltestellen Stephansschule und Bürgerbüro – verlegt werden und fuhren zum Leidwesen vieler Fahrgäste die Haltestelle Bahnhofplatz nicht mehr an.
Erkenntnisgewinn während der Bauphase
Die Bauphase sei der Test gewesen, wie das Vorhaben, einige Buslinien nicht mehr den Bahnhof anfahren zu lassen, funktioniere, schildert Reuter. Er meint dazu: „Es war erkenntnisreich.“ Es hagelte nämlich Kritik, die nicht nur die Stadtwerke erreichten. „Auch der OB wurde angeschrieben und um die Rückverlegung gebeten“, berichtet Norbert Reuter.
Insbesondere Nutzer der Linie 5 hätten sich kritisch geäußert. „Aber es gab keine Alternative während der Bauzeit“, so Ralph Stöhr, Leiter der Busbetriebe. „Zuletzt hat uns der Stadtseniorenrat angeschrieben“, und zwar mit derselben Bitte und der Frage, ob er sonst eine Petition starten müsse. Muss er nicht, denn auch „Stephan Fischer (Verkehrsplaner der Stadt Konstanz, Anm.d.Red.) hat die Erfahrungen zur Kenntnis genommen“, so Reuter.

Ab dem 12. Oktober ist fast alles beim Alten
Ab dem 12. Oktober fahren die Linien 1, 2, 3, 5, 6, 4/13, 13/4 und 908 den Bahnhofplatz an, nicht aber die Linien 11, 14 und 15, erklärt Stöhr. Somit wird der Bahnhofplatz nicht ganz so verkehrsberuhigt, wie vor den Bauarbeiten avisiert. Aktuell würden täglich etwa 240 Busse am Hauptbahnhof entlangfahren, ab dem 12. Oktober seien es dann geschätzt wieder etwa 700 bis 800 Fahrten. Zwar gebe es mehr Frequenzen, aber dennoch weniger Lärm und weniger Abgase, schließlich sei die Hälfte der Busflotte inzwischen elektrifiziert, gibt Norbert Reuter zu bedenken.

Kommen Busse künftig zügiger durch die Innenstadt?
Ralph Stöhr ist gespannt, wie sich das neue Verkehrsregime am Bahnhofplatz auswirken wird. In der Konzilstraße werde es voraussichtlich keine Verkehrsprobleme mehr geben, mutmaßt er. Am Schnetztor – gerade während der Abreisezeit am späten Nachmittag – wähnt er allerdings weiterhin Probleme. „Ich habe die Hoffnung, dass der Verkehr besser abfließt, wenn an der Verkehrsführung am Schnetztor und Döbele etwas gemacht wird“, meint Stöhr.
Ein Handicap für Busfahrer seien auch die Radfahrer, die auf der Busspur fahren; damit verlangsame sich die Geschwindigkeit des Busses. „Für uns ein Riesenproblem“ seien Radfahrer, die auf die Busspur einbiegen, ohne auf den Verkehr zu achten, sagt Ralph Stöhr. Als Beispiel nennt er dabei die Laube. „Als Autofahrer tut man sich dann schon schwer, aber mit dem Bus wird es sehr, sehr eng.“ Nach einer kurzen Pause meint er: „Mit sowas muss man rechnen. Da hat sich viel verändert in den letzten Jahren.“ Nicht zu vermitteln sei, dass parallel zur Laube die Fahrradstraße sei.
Damit haben die Busbetriebe zu kämpfen
„Die Umsetzung des Lärmaktionsplans hat gerade in der Kernstadt große Auswirkungen“, stellt Reuter fest. Doch nicht nur das herabgesetzte Tempolimit, auch die Zahl der Fahrgäste und die Verkehrsdichte auf den Konstanzer Straßen führten zu einer Verlängerung der Fahrzeiten, schildert Stöhr. Die Folge: „Wir müssen die Fahrpläne anpassen“, so Stöhr, denn: „Unser großes Ziel ist, pünktlich unterwegs zu sein. Das ist nur möglich, wenn wir die Fahrzeiten an die Realität anpassen.“
Im Ausschuss Stadtbusverkehr der Stadtwerke wurden verschiedene Szenarien diskutiert. Norbert Reuter spricht von einem Kompromiss zwischen den Anforderungen, also dem Fahrplanangebot, und der Wirtschaftlichkeit. Man habe sich auf eine „maßvolle Anpassung“ geeinigt, die teilweise Auswirkungen auf den neuen Fahrplan, in Einzelfällen auf die Route einer Linie hat. Mit diesem Kompromiss entstünden den ohnehin defizitären Busbetrieben lediglich Mehrkosten in Höhe von 100.000 Euro. Wäre diese Anpassung nicht erfolgt, dann wäre das jährliche Minus um weitere zwei Millionen Euro gestiegen.

„Die Mobilitätswende fordert den Ausbau des ÖPNV, aber der muss finanziert werden“, so Reuter. Aktuell belaufe sich das jährliche Defizit der Busbetriebe auf fünf Millionen Euro, das die Stadtwerke nicht erhöhen wollten. Das Defizit „finanziert sich aus den Ertragsbereichen“ der Stadtwerke, darunter Energiewirtschaft und Schifffahrt, so Reuter.
In Sachen Telekommunikation kämen die Stadtwerke langsam in den Ertragsbereich, und die Parkhäuser, die nach und nach der Stadtwerke-Tochter übertragen werden, würden nach einer Anlaufinvestition in einigen Jahren als zusätzliche Einnahmequelle dienen, ist Reuter überzeugt.
Welche Änderungen gibt es ab dem 12. Oktober?
- Linie 1: Diese Buslinie fährt wieder über das Paradies, allerdings auf einer anderen Route, nämlich über Gartenstraße, Brüelstraße, Schulthaißstraße, Döbelestraße und Döbele.
- Linien 3 und 12: Beide Linien fahren künftig in einem 30-Minuten-Takt, allerdings nicht mehr über die Laube, sondern direkt über die Konzilstraße zum Bahnhof. „Diese Änderungen sind notwendig, um im Gegenzug den bisherigen 15-Minuten-Takt auf der stark frequentierten Linie 2 aufrechterhalten zu können“, sagt Reuter.
- Linie 5: Sie bedient wieder den Bahnhof. Danach fahren die Busse auf der ursprünglichen Route durch das Paradies: Die Haltestellen Döbele, Döbelestraße, Brüelstraße, Gartenstraße und Ellenrieder-Gymnasium werden bedient. Wichtig: Um den 20-Minuten-Takt aufrechtzuerhalten, entfällt die Haltestelle „Freibad Horn“. Der Verkehr und die Parksituation am Zugang zum Strandbad Horn hatten häufig zu massiven Störungen geführt, erklärt Reuter. Stattdessen steht die 400 Meter entfernte Bushaltestelle „Bodensee-Stadion“ zur Verfügung.
- Linie 9: Der Altstadtring und das Paradies werden nicht mehr bedient. Die Busse fahren stattdessen direkt über die Konzilstraße zum Bahnhof/Marktstätte, damit der 10-Minuten-Takt im Semester beziehungsweise der 15-Minuten-Takt in den Semesterferien aufrechterhalten werden kann. Die fahrplanmäßigen Verstärker-Kurse verkehren weiterhin über das Paradies.
Wo ändert sich nichts?
- Linie 908: Die Busse fahren an die Haltestelle Bahnhof.
- Linie 2: Der 15-Minuten-Takt und die ursprüngliche Route über den Altstadtring zum Bahnhof bleiben erhalten.
- Linien 4/13 und 13/4: Die Busse fahren über die Konzilstraße den Bahnhof an.
- Linie 6: Die Route führt über den Schottenplatz, Bürgerbüro, Schnetztor und Bodanplatz bis zum Bahnhof.
- Linie 11: Der Kurs geht von Staad/Autofähre über die Universität bis Bahnhof Wollmatingen.
- Linie 14: Die Linie geht ab/bis zur Haltestelle Bürgerbüro.
- Linie 15: Die Busse fahren von Staad/Autofähre über das Industriegebiet bis Bahnhof Wollmatingen.