Die Lage könnte nicht schöner sein: Wer sich beim Pavillon am See eine Pause gönnt, sitzt am Bodensee-Ufer, mit Blick in den Stadtgarten, auf Imperia und Schiffe. So verwundert es nicht, dass sich 29 Gastronomen darauf bewarben, das Lokal künftig zu übernehmen.
Nach dem Tod der Wirtin Rosemarie Arend-Daum, die als Rosie stadtweit bekannt war und den Pavillon über 30 Jahre lang betrieb, möchte die Stadtverwaltung nun eine langfristige Lösung. Sie schrieb die Neuvermietung für die Zeit ab April 2025 aus; der Vertrag soll zunächst für zehn Jahre geschlossen werden.
Das Interesse vor allem der einheimischen Wirte ist groß: „Der weitaus größte Teil der Bewerbungen ist aus Konstanz, einige wenige aber auch aus der Region und anderen Landesteilen“, gibt die städtische Pressestelle auf Nachfrage bekannt. Gesucht wird die- oder derjenige mit einem „schlüssigen Konzept, das dem Standort gerecht wird“. Was versteht die Verwaltung darunter? Wert gelegt werde auf die Kriterien Innovation, Angebotsspektrum, Zielgruppenansprüche, Qualität, Nachhaltigkeit, Referenzen und Bonität, so die Stadt.
Übergangschef will bleiben
Einer von denen, die ihren Hut in den Ring geworfen haben, ist Moritz Bauermeister. Der 27-Jährige möchte den Pavillon „aus vollem Herzen“ betreiben – denn genau das tut er bereits seit geraumer Zeit. Bauermeister kam 2018 als Aushilfe zu Rosie, „da war sie schon sehr krank“. Schnell wuchs er in eine Übergangschef-Rolle hinein, wie er sagt, gab dem Betrieb eine neue Struktur.
Schließlich wurde er Geschäftsführer und seit 1. April 2024 ist er Inhaber der Gastronomie. Dass er sich in seinem Soziologiestudium viel mit Statistik beschäftigte, bringe ihm nützliches Wissen auch für die Gastronomie – zum Beispiel bei der Berechnung der Warenwirtschaft. Außerdem habe er bereits die Müllmenge um die Hälfte reduziert.

Den Pavillon möchte er wieder zu einer Institution entwickeln, nicht nur zum „Touristen-Durchlauf“. Dafür will er neben dem bewährten Schnitzel mit Pommes mehr fleischlose Alternativen anbieten, Produkte aus der Region verwenden und ganz von Einweggeschirr wegkommen.
Die Stadt möchte im Oktober und November 2024 Gespräche mit den Bewerbern führen, die in die engere Wahl kommen. Die Entscheidung soll zum Jahresende fallen. Eine Bedingung macht die Stadt dem neuen Pächter: Er oder sie ist künftig auch für die öffentliche Toilette auf der Rückseite des Gebäudes zuständig, obwohl zum Pavillon ein eigenes Klo gehört.

„Das nehme ich, falls ich den Zuschlag bekomme, in Kauf“, sagt Bauermeister. „Die Gäste beschweren sich massiv über die öffentliche Toilette und denken oft, sie gehöre zu uns. Außerdem beeinträchtigt uns der Geruch.“ Im Vergleich zu seiner Vorgängerin haben die aktuellen Bewerber übrigens gute Karten: Als Rosie den früheren Kiosk im Jahr 1991 übernahm, gab es 256 Kandidaten.