Der neue Gemeinderat ist zwar nochmals weiblicher geworden, aber nicht jünger. Von den 40 Gewählten sind nur sechs Jahrgang 1994 oder jünger, sind also dieses Jahr höchstens 30 Jahre alt geworden. Das geht aus den Geburtsjahrgängen der Bewerber hervor, die die Stadt im April amtlich bekanntgemacht hatte. Damit ist die Zahl der maximal 30-Jährigen genauso hoch wie bei der Wahl vor fünf Jahren. Im Schnitt sind die neuen Gemeinderäte etwa 54 Jahre alt.
- Wer sind die jüngsten und die ältesten Gewählten? Es gibt aber dieses Mal einen bemerkenswert jungen neuen Stadtrat: Khaled Badawi ist erst 2005 geboren. Auf ihn folgen Lisa Kreitmeier (FGL & Grüne, Jahrgang 1998) und Levin Eisenmann (CDU, geboren 1997). Die Ältesten im neuen Gemeinderat sind Roland Ballier (Freie Wähler, Jahrgang 1949), Manfred Hensler (FDP, geboren 1951) und Gabriele Weiner (Junges Forum, geboren 1951).





- Ist der neue Gemeinderat jünger oder älter als die Bevölkerung? Zum Vergleich: Für die Konstanzer Bevölkerung ermittelte das Statistische Landesamt für 2022 einen Altersdurchschnitt von 42,0 Jahren, neuere Zahlen liegen nicht vor. Damit ist der Gemeinderat im Schnitt etwa zwölf Jahre älter als diejenigen, die er vertreten soll. Besonders gering ist die – zumindest altersmäßige – Vertretung der unter 30-Jährigen. Auf der anderen Seite ist aber auch die Altersgruppe 75plus nicht im Gemeinderat präsent.
- Welche Altersgruppen sind besonders schwach vertreten? Neben der Tatsache, dass nur sechs von 40 neuen Stadträtinnen und Stadträten 30 oder jünger sind, lässt vor allem aufmerken, dass auch die nächste Lebensaltersstufe nur gering vertreten ist – auch auf vielen Kandidatenlisten hatte es eine spürbare Lücke zwischen 30 und 50 gegeben – und damit dem Alter von Familiengründung und besonderer beruflicher Entwicklung. In den 30ern sind im neuen Konstanzer Gemeinderat nur vier Personen, und in den 40ern sind es sogar nur zwei. Zwei Drittel gehören dagegen zur Altersgruppe 50 plus.
- Welche Fraktionen sind im Schnitt unter 50 Jahre alt? Die jüngste der neuen Fraktionen stellt die SPD auf, sie ist im Schnitt knapp 47 Jahre alt. Kurz danach folgt das Junge Forum mit 48,3 Jahren. Bei der Freien Grünen Liste wurden zwar viele vergleichsweise junge Kandidatinnen und Kandidaten gewählt, aber das Durchschnittsalter derer, die sich beworben hatten, liegt hier bei 49,1 Jahren.
- Und wer steht eher für die Ü-50-Gruppe? Dann geht es aber auch schon in den Bereich Ü50: Es folgen in der Altersreihung an Platz vier die Linke Liste mit 53,7 Jahren, dann kommen die CDU mit 56 Jahren und die Freien Wähler mit 58,3 Jahren. Mit Abstand das höchste Lebensalter weisen mit 66,7 Jahren im Mittel die drei FDP-Räte auf, sie sind alle zwischen Jahrgang 1951 und 1963.
- Wo hatten junge Kandidaten schlechte Chancen? Bei der FDP hatten dann auch junge Kandidatinnen und Kandidaten besonders geringe Chancen, in den Konstanzer Gemeinderat gewählt zu werden, wobei natürlich niemand weiß, ob und für wie viele Wählerinnen und Wähler das Alter überhaupt entscheidend war und wenn ja, in welche Richtung. Tatsache ist aber: Die 40 Personen auf der FDP-Liste waren im Schnitt ziemlich genau 50, die Fraktion ist fast 17 Jahre älter. Auch bei anderen Parteien waren zwar viele relativ junge Menschen auf dem Stimmzettel, aber ihre Chancen waren begrenzt.
Bei der CDU lag das Altersmittel auf der Liste bei 45,6 Jahren, die Fraktion ist nun fast zehn Jahre älter. So verpasste bei den Christdemokraten ausgerechnet der junge Kandidat Nicolas Flöß, Jahrgang 2001, trotz Listenplatz zwei das Mandat. Auch Nelio Gugelberger, geboren 2005, bekam nicht genügend Stimmen. Bei den Freien Wählern ist die neue Fraktion geringfügig älter als die Liste, ebenso beim Jungen Forum.


- Von welchen Listen wurden junge Leute eher gewählt? Anders ist es bei der SPD: Die 40 Kandidierenden der Sozialdemokraten waren im Schnitt etwa 51 Jahre alt, die am 9. Juni gewählte Fraktion ist im Schnitt gute drei Jahre jünger. Hier senkt natürlich der jüngste Stadtrat überhaupt, Khaled Badawi (Jahrgang 2005), den Schnitt beträchtlich.
Ähnlich ist der Abstand bei FGL & Grüne, wo also jüngere Kandidatinnen und Kandidaten offenkundig bessere Wahlchancen hatten. Hier ist auch die Stimmenkönigin der Wahl angetreten: Lisa Kreitmeier (Jahrgang 1998) hat nicht nur mit 24.763 Stimmen den Rekord eingefahren, sondern ist auch das zweitjüngste Mitglied im neuen Konstanzer Gemeinderat. Bei der Linken Liste liegen sogar sechs Jahre zwischen der Liste (Durchschnittsalter knapp 60) und der nun gewählten Gemeinderatsfraktion (53,7). Hier ist der Effekt vor allem auf die große Altersspreizung zurückzuführen: Simon Pschorr, Jahrgang 1992, ist fast 40 Jahre jünger als sein Kollege Holger Reile.