„Das Bodenseeforum ist schlecht gestartet, hat versucht, abzuheben – und wurde jetzt wieder jäh gestoppt“, so blickt Jürgen Faden (Freie Wähler) im Haupt- und Finanzausschuss auf die vergangenen Jahre und die Gegenwart des Tagungs- und Veranstaltungshauses.
Die Sitzung beginnt mit bitteren Erkenntnissen: Zunächst sei das Jahr 2019 ein „durchweg erfolgreiches Jahr für das Bodenseeforum„ gewesen, sagt Geschäftsführerin Ruth Bader.
„... und dann kam Corona„
Zwar habe das Betriebsergebnis 2019 nicht ganz die Plan-Summe erreicht, doch das sei absehbar gewesen. 2020 habe gut begonnen, „es war der umsatzstärkste März, der vor uns stand“, sagt Bader, „und dann kam Corona„.
Die Prognose für das laufende Jahr sei sehr gut und alle Monate gut gebucht gewesen. Nun herrscht also eine Phase mehrerer Monate mit komplettem Veranstaltungsverbot. Bitter sei dies vor allem, weil März bis Juni die wichtigste Zeit für Tagungen und Kongresse sei, erläutert die Geschäftsführerin im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Dafür, dass die Folgen der Pandemie einen solch enormen Einbruch bei den Einnahmen verursacht, liest sich die Prognose für 2020 noch einigermaßen annehmbar.
Die Geschäftsführerin rechnet mit einem Defizit von 2,6 Millionen Euro mit beziehungsweise 1,69 Millionen Euro ohne Abschreibungen. Das entspricht etwa dem Jahresabschluss des Jahres 2018.
Der Grund dafür, dass die Prognose für 2020 nicht deutlich schlechter ausfällt, liege in den Möglichkeiten, Kosten zu sparen, erläutert Ruth Bader. Zum einen sei das Personal in Kurzarbeit.
Andererseits entfielen die im Betrieb auflaufenden Posten: etwa beim Catering, bei der Zumietung von Technik, beim Fremdpersonal. „Das sind aber keine schönen Ersparnisse“, sagt Bader, „wir wollen, dass es wieder anläuft.“
Alle Stadträte erkennen in ihren Äußerungen die Leistungen der Geschäftsführung und des Teams des Bodenseeforums an und loben die Entwicklung. Kritische Stimmen gibt es weiterhin angesichts des Zuschussbedarfs.
Das sagen die Konstanzer Stadträte dazu
„Sehr schade, dass der gute Weg so jäh unterbrochen wurde“, sagt Dorothee Jakobs-Krahnen (Freie Grüne Liste), „die Zuschuss-Summe wird in einem angespannten Haushalt nicht so leicht zu verkraften sein.“
Simon Pschorr (Linke Liste) räumt ein, dass es eine positive Entwicklung gebe, verweist aber auf die prekäre Haushaltslage wegen der Pandemie und spricht das Defizit an: „Können wir uns bei den Einnahmen-Einbrüchen so eine Geschichte leisten?“
Für Jan Welsch (SPD) läuft das Jahr 2020 außer Konkurrenz, weil niemand mit Corona rechnete. Till Seiler (FGL) rät, dass sich das Tagungshaus hin zu regionalen Veranstaltungen orientieren sollte. Dies zahle sich nun aus.
Roger Tscheulin (CDU) lobt die konservative Prognose der Geschäftsführerin, die einen realistischen Blick auf die Perspektiven ermögliche.
Erste Anfragen für 2021 liegen bereits vor
Wie geht es mit den Veranstaltungen im Bodenseeforum dieses Jahr weiter? Und wie sieht die Zukunft aus? Im Moment gebe es bereits wieder vorsichtige Anfragen unterschiedlicher Veranstalter, sagt Bader, vor allem Unternehmen, die für 2021 planen.
Sie hoffe für den Herbst allerdings auch auf Messen: ein Veranstaltungsformat, bei dem man mit 300 bis 500 Personen rechnet. Noch ist diese Anzahl nicht erlaubt, doch das könne sich ändern. Der Vorteil bei Messen: Die Besucher müssen sich nicht gleichzeitig in einem Raum aufhalten, sondern können sich an verschiedenen Ständen verteilen.
Bader rechnet außerdem damit, dass sich das Tagungswesen durch Corona verändern wird. Die Hygiene- und Abstandsregeln werden noch weit ins Jahr 2021 bestehen bleiben, vermutet sie: „Ich glaube, dass es eine Durchmischung geben wird: Die Teilnehmer kommen vor Ort zusammen und kommunizieren mit Teilnehmern an anderen Orten.“
Vorstellbar sei auch, dass man zum Beispiel eine Konferenz mit vier Tagungsorten rund um den See organisiere. Das Bodenseeforum bietet im Moment unter Einhaltung der Abstandsregeln Platz für 177 Personen.
Im Moment ist das Zukunftsmusik. Derzeit sind Veranstaltungen mit bis zu 100 Teilnehmern erlaubt. Für jede Person wird ein Sitzplatz benötigt. Eine Messe wäre damit nicht umsetzbar.
Ebenso in sehr absehbarer Zeit denkbar ist die Organisation von Hauptversammlungen von Vereinen, die ebenfalls die Abstandsregeln einhalten müssen und deshalb nicht in ihren Vereinsheimen tagen können. Dorothee Jacobs-Krahnen regt in der Sitzung an, diese Nutzung besonders zu fördern.
Ruth Bader bestätigt das Interesse: Im Moment sei der Ratssaal im Bodenseeforum aufgebaut, er wäre auch von Vereinen gut nutzbar. Es gebe bereits konkrete Anfragen, Termine seien geblockt. „Sportvereine und Musikvereine haben angefragt. Letztere würden die Räume gern zum Proben nutzen“, sagt sie.
Kreistag und Stadtrat tagen im Bodenseeforum
Alle Pläne wird man in den nächsten Monaten prüfen und gegebenenfalls realisieren können. Bis dahin bleibt das Bodenseeforum vor allem eines: ein Ort, an dem Demokratie organisiert wird.

Die städtischen politischen Gremien und der Kreistag tagen hier und halten dabei Abstand. Unentgeltlich ist das übrigens nicht: In der Zeit des Veranstaltungsverbots zahlten Stadt und Landkreis jeweils die entstehenden Kosten für Personal, Catering und Technik.
Inzwischen müssen beiden Institutionen die vollen Mietkosten entrichten, da der Saal inzwischen wieder an andere Veranstalter vermietet werden könnte.