In einem geteilten Bürobereich in Stromeyersdorf sitzt Sanya Zillich und druckt Füße. Besser gesagt schickt er die Maße an einen 3D-Drucker, der dann nach mehreren Stunden ein Modell produziert hat. Doch warum tut er das? Und wie genau funktioniert es?

Füße werden mit dem Smartphone gescannt

Sanya Zillich ist Geschäftsführer des Unternehmens Shoefitter. 2020 hat er es gegründet, ursprünglich mit dem Gedanken, beim Onlinekauf von Schuhen für weniger Rücksendungen zu sorgen. Indem man zuhause mit dem Infrarot-Sensor eines Smartphones die eigenen Füße scannt, soll die Wahl der richtigen Schuhgröße vereinfacht werden.

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Dazu wird ein digitales 3D-Modell des Fußes erstellt und mit einem Scan des jeweiligen Schuhs abgeglichen. Zur besseren Visualisierung des Modells entsteht dabei gelegentlich ein gedruckter Fuß. Um das Unternehmen starten zu können hat Shoefitter eine Förderung im Rahmen des Start-up-Programms der Landesbank Baden-Württemberg bekommen.

An der Zeppelin Universität in Friedrichshafen hat Sanya Zillich „Kommunikation und kulturelles Management“ studiert. „Also erst mal gar nichts mit Füßen“, sagt er. Nach dem Studium hat er sich in der Start-up-Branche verdingt, zunächst bei einem Gastronomie-Unternehmen. Im Anschluss wurde er von Jens Hensler, Gründer der Konstanzer Formigas GmbH, angefragt, zunächst als Projektmanager. Formigas sitzt im selben Büro in Stromeyersdorf, Shoefitter ist aus dem Softwareunternehmen hervorgegangen. Zillich bezeichnet das als Ausgründung.

„Also erst mal gar nichts mit Füßen“, sagt Sanya Zillich im Hinblick darauf, was er vor seiner Firmengründung beruflich ...
„Also erst mal gar nichts mit Füßen“, sagt Sanya Zillich im Hinblick darauf, was er vor seiner Firmengründung beruflich gemacht hat. | Bild: Simon Diefenbach

80 Prozent der Deutschen leiden unter Fußdeformation

Weil er selber mit Knieproblemen kämpft, kommt Sanya Zillich Ende 2022 eine weitere Idee: Den Scan des Fußes könnte man nutzen, um Menschen mit orthopädischen Einlegesohlen zu versorgen, die im 3D-Drucker entstehen. Zillich nennt als Argument für das neue Produkt, dass zu wenige Menschen trotz Fußfehlstellungen und Folgeproblemen Einlagen tragen. Knapp 80 Prozent der Menschen in Deutschland leiden unter einer Fußdeformation. Nur etwa 20 Prozent tragen Einlegesohlen.

„Wir glauben, dass diese riesige Lücke besteht, weil es einfach zu aufwendig, zu schwierig oder zu teuer ist, an Einlagen zu kommen“, sagt er. Abhilfe für diesen Missstand könnte nun Sooley (gesprochen wie das französische Soleil) schaffen. So hat Zillich die neue Marke seiner Firma genannt.

So sehen die Fußmodelle aus, die Sanya Zillich in Stromeyersdorf druckt.
So sehen die Fußmodelle aus, die Sanya Zillich in Stromeyersdorf druckt. | Bild: Simon Conrads

Neu ist dabei nicht die Idee des 3D-Drucks, sondern die vereinfachte Form des Scannens. Die Infrarotkamera ist seit dem iPhone X im Rahmen der Gesichtserkennung Face ID in den Mobiltelefonen von Apple verbaut. Nach etwa einem Jahr wurde externen Programmierern der Zugriff auf die Kamera für andere Zwecke gegeben, erzählt Zillich. In einer von Holzpaletten umrandeten Arbeitsfläche in dem Bürogebäude in der Turmstraße arbeitet er nun mit fünf weiteren Menschen an einer möglichst unkomplizierten Erstellung von Fußmodellen.

Zusammenarbeit mit Experten

Ursprünglich musste für ein digitales Fußmodell aufwendig der komplette Fuß gescannt werden. Inzwischen reichen Shoefitter sechs Fotos. Die Fotos nimmt man in einer App auf, wodurch Shoefitter Zugriff auf das Modell hat und die Einlagen drucken kann. Sooley hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit Orthopädieschuhmachern und Sportwissenschaftlern entwickelt. Wie in der Start-up-Branche üblich, arbeitet Shoefitter viel mit Anglizismen. Der Fotomodus, mit dem der einzelne Nutzer zuhause seine Füße fotografieren soll, heißt beispielsweise „Wall Mode“, also etwa Wandmodus.

Das Handy wird dabei an eine Wand gelehnt und davor in sechs verschiedenen Posen der Fuß platziert. In jeder Position wird ein Foto gemacht. Auf Basis des daraus generierten Fußmodells wird die Einlage gedruckt. Neben den Kunden zuhause richtet sich die Software auch an Orthopäden, die ebenfalls von einer mobilen Scan-Lösung profitieren würden, sagt Zillich.

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Derzeit ist Sooley noch in der „Walking Skeleton“-Phase (zu Deutsch: Wandelndes Skelett). Er selbst hat bereits Sooley-Einlagen in seinen Schuhen, Freunde und Bekannte durften das Produkt ebenfalls testen. „Was jetzt unser nächster Schritt ist, ist einfach mal mit echten Kunden zu arbeiten“, erklärt Zillich. Mit zunächst 30 Interessierten, die die Einlagen zu einem vergünstigten Preis bekommen, soll in einer „Beta-Phase“ der Prozess optimiert werden. Die gedruckten Füße kann man bislang allerdings nicht erwerben.