Es hat sich ausgezwitschert: Der US-Konzern Bird, der bis vor Kurzem noch mietbare E-Scooter in Konstanz angeboten hat, ist vom lokalen Markt verschwunden. Die schwarz-weißen Gefährte düsen nicht länger durch die Straßen der Konzilstadt, ja sogar aus ganz Deutschland hat sich das Unternehmen zurückgezogen. Grund dafür sind wohl hauptsächlich die hohen Kosten.
Bird hat sich vom deutschen Markt zurückgezogen
Auf SÜDKURIER-Nachfrage teilt ein Bird-Sprecher in einer schriftlichen Stellungnahme zum Rückzug aus Konstanz mit: „Letztes Jahr haben wir unser Städteportfolio einer gründlichen Überprüfung unterzogen, insbesondere mit Blick darauf, ob vor Ort der erforderliche regulatorischen Rahmen vorhanden ist, um die Entwicklung einer innovativen, wettbewerbsfähigen und wirtschaftlich selbsttragenden Branche für geteilte Mikromobilität zu ermöglichen.“
Unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit als auch „des regulatorischen Umfelds“ habe man die Entscheidung getroffen, sich aus einigen Märkten, darunter auch ganz Deutschland, zurückzuziehen. Was genau mit dem „regulatorischen Umfeld“ gemeint ist, lässt der Sprecher des US-Konzerns offen. Scheinbar war man mit den Nutzerzahlen am Bodensee aber zufrieden. „Unser Angebot wurde während unserer Zeit dort stets positiv angenommen und genutzt“, so der Sprecher abschließend.

Mit dem abrupten Rückzug findet ein jahrelanger Wachstumskurs sein jähes Ende, waren doch entsprechende Angebote wie von Bird und den Mitbewerbern während der Corona-Krise stark nachgefragt. Wie es in Branchenblättern heißt, mangele es nun aber vor allem an einem: Geld.
So sorgen wohl die schlechtere wirtschaftliche Lage, ein schwächeres Finanzierungsumfeld, Inflation und gestiegene Kosten für Energie, von der die E-Scooter sowohl in der Herstellung wie auch im Gebrauch eine Menge fressen, für finanzielle Schwierigkeiten.
Das Ganze führte bei Bird auch zu einem entsprechendem Sinkflug an der Börse. So war das amerikanische Unternehmen nach seinem US-Börsengang im Jahr 2021 noch mit 2,3 Milliarden US-Dollar bewertet worden, mittlerweile ist die Marktkapitalisierung auf nur noch unter 100 Millionen US-Dollar gesunken.
Der direkte Konkurrent profitiert vom Bird-Rückzug
Nutznießer vom Aus des Wettbewerbers mit dem Vogelsymbol ist in Konstanz zweifelsohne das irische Start-Up Zeus. Wie Nico Reitemeier von Zeus auf Nachfrage mitteilt, betreibe das Unternehmen momentan 200 E-Scooter in der Konzilstadt. Gestartet war das Unternehmen mit 100 Gefährten.
Im Dezember habe man über 7000 Fahrten im Stadtgebiet verzeichnen können. Mit den Nutzerzahlen sie man sehr zufrieden, das Angebot werde sehr gut angenommen, heißt es von Seiten des Unternehmens.
Doch ist man nicht von den gleichen Entwicklungen betroffen, wie der US-amerikanische Konkurrent? Dazu heißt es: „Bedingt, da wir durch unseren Fokus auf Mittelstädte mit einem nachfragebasiertem Modell arbeiten. So passen wir die Scooter-Zahlen je nach Nutzung an, um eine Übersättigung zu verhindern. Dies hält die Kostensteigerung auf einem verkraftbaren Niveau.“ Mittelstädte sind in Deutschland Städte mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern. Viele andere Anbieter konzentrieren sich eher auf urbane Ballungsräume sowie Metropolregionen.
Doch auch bei Zeus zeigen die Krisen der vergangenen Jahre durchaus ihre Spuren. Als Lösung für die steigenden Energiekosten entwickle man momentan Solarladebäume, an denen die Roller wieder aufgeladen werden können. In Städten wie Regensburg seien diese bereits testweise im Einsatz. Ob Konstanz ein ähnliches Konzept erwartet, bleibt abzuwarten.
Ferner möchte Zeus wohl eine gegensätzliche Strategie anwenden wie Bird und sich in der Region als Platzhirsch für Mikromobilität etablieren. So sei man momentan mit „umliegenden Gemeinden im Gespräch, um eine Erweiterung unseres Angebotes möglich zu machen“. Darüber hinaus prüfe man den Ausbau der Flotte mit weiteren E-Mobilität-Angeboten.