Mit mehr Radfahrern im Straßenverkehr ist im vergangenen Jahr die Zahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Fahrradfahrenden gestiegen, so das Polizeipräsidium Konstanz. Im Jahr 2019 waren es im Präsidiumsbereich noch 768 Unfälle, im Jahr 2020 bereits 920 – eine Steigerung von rund 20 Prozent.
Insbesondere der starke Anstieg außerhalb der geschlossenen Ortschaften ist ein Indiz dafür, dass dieser auf das genannte veränderte Freizeitverhalten zurückzuführen sei, so die Polizei. Hier ist sogar ein Anstieg um 92 Prozent zu verzeichnen.
Am 5. Mai wird kontrolliert
Als Folge dieser Entwicklung will das Polizeipräsidium Konstanz mit seinen Polizeirevieren, der Verkehrspolizeiinspektion und dem Referat Prävention am Mittwoch, 5. Mai, „eine Vielzahl an Fahrradkontrollen“ vornehmen. „Neben den Verhaltensregeln im Straßenverkehr für Radfahrende und motorisierte Verkehrsteilnehmende wird die Polizei das verkehrssichere Fahrrad im Blick haben“, heißt es.
Kritik an den geplanten Fahrradkontrollen gibt es von Norbert Wannenmacher vom Konstanzer Aktionsbündnis Ciclo. Der Berufsschullehrer setzt sich bereits seit mehreren Jahren für eine klimafreundlichere Verkehrspolitik in Konstanz ein. Wannenmacher sieht das Problem der steigenden Unfälle nicht bei den Radfahrern selbst, sondern bei der Struktur von Radwegen.
Die „unterlegenen“ Radfahrer würden im Straßenverkehr nicht ausreichend geschützt, so Wannenmacher. So komme es zur Aggression durch Autofahrer und letztlich zur Konfrontation, die oft mit einem Unfall ende. „Im vergangenen Jahr sind insgesamt 426 Fahrradfahrer im Straßenverkehr gestorben“, sagt Wannenmacher mit Verweis auf Zahlen des ADAC. Bei rund 90 Prozent der Fälle sei der Autofahrer Schuld gewesen.
Verkehrsstudien aus den USA als Gradmesser
„Damit die Unfallzahlen aber sinken, brauchen wir baulich oder physisch getrennte Radwege.“ So steige das Sicherheitsgefühl und sinke die Zahl der Unfalltoten. Er verweist dabei auf Verkehrsstudien aus den USA: Bei einer Verdoppelung des Radverkehrs sinke das Unfallrisiko je Kilometer um 34 Prozent, bei einer Halbierung des Radverkehrs steige dagegen das Unfallrisiko je Kilometer um 52 Prozent.

Einmalige Kontrollen wie am kommenden Mittwoch seien zwar sinnvoll. Noch besser aber seien Polizeistreifen auf Rädern. „Das schafft mehr Augenhöhe zwischen Polizei und Fahrradfahrern und ist langfristig auch zielführender“, sagt er.