Seit Juli ist nun nicht nur die Zeppelin-Halle, sondern auch die Sporthalle der Wessenbergschule zur Notunterkunft für Flüchtlinge umgebaut. Das ist nicht nur eine suboptimale Wohnsituation für die Neuankömmlinge – sondern es fehlt auch zunehmend an Platz für den Hallensport.
Harald Schuster, Hallenreferent im Stadtsportverband, widerspricht dieser Darstellung allerdings. „Die Lage, dass es also in Konstanz massiv an Hallenplatz fehlen wird, war absehbar“, sagt er. Die Ankunft der ukrainischen Flüchtlinge habe die Situation allenfalls verschärft. Ursächlich sei sie nicht.
Nach Pandemie ist Sport wichtig
Für den Vereinssport ist die Lage prekär: Nicht jede Sportart lässt sich ohne Weiteres zum Training nach draußen verlagern. Für die Vereine, die schon während der Pandemie zum Teil lange pausieren mussten, sind die Trainingseinheiten gerade für Kinder und Jugendliche aber wichtig. Harald Schuster zeigt es am Beispiel des eigenen Vereins auf: Der USC Konstanz sei der Hauptnutzer der Zeppelin-Sporthalle gewesen, da diese über drei Volleyballfelder verfüge, berichtet Schuster. „In Absprache mit dem Sportamt und anderen Vereinen sind unsere Gruppen nun in anderen Hallen untergekommen“, erläutert Schuster.
Irgendwie funktioniert es am Schluss immer, das räumt Schuster ohne Begeisterung ein. Unvermeidlich aber sei, dass das Training an Qualität verliere. So würden zum Beispiel in der Schänzlehalle 4 aktuell drei Gruppen der weiblichen Jugend parallel zueinander trainiert. Langfristig ist das kein guter Zustand: zu laut, zu wenig Ausweichraum.
„Das Problem ist hausgemacht“
Was Schuster am meisten ärgert, ist, dass die Situation aus Sicht der Sportvereine hausgemacht ist. Zunächst sei die Sporthalle der inzwischen geschlossenen Mädchenschule Zoffingen weggefallen. Der Abriss der Zeppelinhalle sei ebenfalls lange geplant gewesen. Dass dort nun vorübergehend Flüchtlinge unterkommen, sei lediglich eine kurze zeitliche Überlagerung.
An der Stelle der Zeppelinhalle beginnt bald der Bau des neuen Berufsschulzentrums. Der Schulsport in der Zeppelinhalle sollte zum Teil in die Wessenberghalle verlagert werden. Jetzt wohnen auch dort Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. „Wir stellen uns inzwischen darauf ein, dass die Wessenberghalle auch nach den Ferien für den Vereinssport nicht nutzbar sein wird.“

Der Mangel werde sich weiter fortsetzen, sagt Schuster voraus: Bereits für das Jahr 2020 sei der Anbau an die Schänzlehalle, offiziell als Schänzlehalle 5 bezeichnet, geplant gewesen. „Die Planungen wurden vertagt wegen eines Zuschusses“, sagt er. Später habe man sich das Ziel gesetzt, die Halle klimaneutral zu bauen. Das habe dazu geführt, dass sie vor allem nicht gebaut ist. Immerhin sei sie weiterhin geplant. Nun für 2024.
Gleichzeitig sei die Theodor-Heuss-Halle am Telekomgebäude nicht mehr lang nutzbar. Zumindest habe sich der Investor zu seinen Plänen noch nicht geäußert. „Ein Glück war hingegen, dass die Gemeinschaftsschule eröffnet wurde und damit eine Dreifachhalle zur Verfügung stand.“
Die Problematik treibt auch Otto Eblen, Geschäftsführer der HSG, um. „Erst mussten wir in die Wessenberghalle ausweichen und nun müssen wir schon wieder umziehen“, klagt er. Bei der HSG seien acht Kindergruppen betroffen, die dort die ersten Trainingseinheiten kennenlernen. „Das sind fast 600 Kinder im Alter von drei bis acht Jahren“, sagt Eblen.
Vereine helfen sich gegenseitig
Mithilfe des HSG-Sponsors Munhir Hizli habe der Verein eine Lösung gefunden: An vier Tagen pro Woche stelle er Badminton-Felder in seinem Tennis-Center zur Verfügung. Außerdem stehe man mit dem ESV in Kontakt, um eventuell weitere Hallenkapazitäten zu erhalten.
Was Otto Eblen und Harald Schuster eint: Beide haben nur noch wenig Vertrauen, dass die Stadtverwaltung in der Lage sein wird, das Platzproblem zu lösen. „Die Stadt hat keine Kapazitäten, uns zu helfen“, sagt Eblen. Deshalb sei er als HSG-Chef selbst aktiv geworden, um das Hallentraining aufrechtzuerhalten. Von der Verwaltung erwarte er nicht mehr viel. Harald Schuster geht in seinem Ärger noch einen Schritt weiter: „Wir bekommen viele Erklärungen von der Verwaltung. Aber dann passiert nichts. Wir fühlen uns als Sportler nicht mehr wertgeschätzt.“
Wie die Verwaltung es sieht
Tatsächlich gibt es seitens der Stadtverwaltung Erläuterungen: Aktuell werde es zur Herausforderung, die Schulen und die Vereine gut zu versorgen, räumt Mandy Krüger, Sprecherin der Verwaltung, auf Nachfrage des SÜDKURIER ein. Mit dem Stadtsportverband werde sie versuchen, eine bestmögliche Umverteilung in den Hallen zu erzielen. Kompromisse würden dabei nicht ausbleiben. „Einzelne Sportgruppen werden im Winterhalbjahr vermutlich keine Einheiten mehr bekommen können.“
Aus Sicht der Stadtverwaltung stimmt zumindest der Blick in die Zukunft positiv: Der vorübergehende Wegfall der Zeppelinhalle werde 2028 durch eine Dreifeldhalle im neuen Berufsschulzentrum ersetzt. Als Übergangslösung sollte eigentlich die Erweiterung der Schänzlehalle (Halle 5) dienen, räumt die Verwaltung ein. „Die Fertigstellung ist aus verschiedenen Gründen nun frühestens 2024 zu erwarten.“