Ist der Sommer 2020 tatsächlich dabei, ein ganz normaler Sommer zu werden? Ein Sommer, wie er früher einmal war? Ohne langanhaltende Hitzewelle, dafür mit weitgehend angenehmen Temperaturen? Die Antwort auf diese Frage kann kein Meteorologe mit Sicherheit geben. Aber sie können aus ihrem Erfahrungsschatz Schlüsse ziehen.

Jürgen Shcmidt, Wetterkontor
Jürgen Shcmidt, Wetterkontor | Bild: Wetterkontor

Jürgen Schmidt von Wetterkontor, der auch für den SÜDKURIER das Wetter berechnet, weiß zum Beispiel: Der Juni 2020 war ein durchschnittlicher Juni am Bodensee. „Die 30-jährige Mitteltemperatur für den Juni liegt bei 17,3 Grad Celsius“, sagt Schmidt. Damit war der diesjährige Juni nur 0,1 Grad wärmer – nämlich 17,4 Grad Celsius. „Das ist kein Vergleich zu den Juni-Monaten 2019 und 2018“, sagt der Wetterexperte.

Kein Tag über 30 Grad

Wir erinnern uns wohl noch alle die heißen Sommer der beiden Vorjahre. „2019 lag die Durchschnittstemperatur im Juni bei 20,6 Grad. Das sind 3,1 Grad mehr als das langjährige Mittel. Da liegen meteorologisch gesehen, Welten dazwischen. 2018 hatten wir immer auch 19,7 Grad im Durchschnitt“, sagt Schmidt, als er die Daten im Archiv abruft. Aber, das betont Schmidt, das seien eigentlich Ausnahmen. „Dieser Juni ist tatsächlich relativ normal“, resümiert er.

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Relativ normal – das bedeutet: Am heißesten war es am Sonntag, 28. Juni. „Da hatten wir 28,9 Grad. Im ganzen Monat hatten wir keinen Tag über 30 Grad“, berichtet Schmidt. Im Vorjahr hatten wir im Gegenzug am 30. Juni 35,7 Grad und schon die erste Hitzewelle hinter uns, erzählt der Wetterfrosch.

Ein recht durchwachsener Juli

Auch die Sonne hat uns im Juni ganz gut besucht: Im Schnitt 7,3 Stunden. Am längsten an den Tagen des 12. und 23. Juni. An diesen Tagen schien die Sonne 15,3 Stunden. Weniger sonnig war es am 4. und am 14. Juni. An diesen Tagen hatte es teilweise geregnet.

Endlich Regen: Über dem Bodanrück türmen sich Wolken auf.
Endlich Regen: Über dem Bodanrück türmen sich Wolken auf. | Bild: Buchholz, Michael

Auch in puncto Regentage sticht der Juni nicht sonderlich heraus. „Insgesamt hat es in Konstanz 15 Tage geregnet. Das ist nicht ungewöhnlich. Es war ein recht durchwachsener Juni“, findet er. Doch trotz den Regens (immerhin fielen 90 Liter pro Quadratmeter) ist der Boden noch immer ziemlich trocken. Die Waldbrandgefahr ist im Landkreis Konstanz nach wie vor sehr hoch. „Der Boden ist ausgetrocknet. Der Regen im Juni hat nur wenig geholfen“, sagt Schmidt.

Starkregen nützt dem ausgetrockneten Boden nicht viel

Der Grund ist simpel: Der Starkregen, der meist in den Sommermonaten fällt, fließt meist an der Oberfläche ab. Der Boden ist zu diesem Zeitpunkt schon zu trocken, um das Wasser aufzunehmen. „Ein schöner langer Landregen würde der Erde besser tun“, sagt Schmidt. Damit sich die Wasserreserven des Bodens füllen können, die in den vergangenen heißen Sommern sehr stark angegriffen wurden, muss es im Herbst und Winter regnen.

Über den Wolken... liegt der Säntis. Tief hängende Wolken auf der Schweizer Seite des Bodensees bieten eine Postkarten-Idylle.
Über den Wolken... liegt der Säntis. Tief hängende Wolken auf der Schweizer Seite des Bodensees bieten eine Postkarten-Idylle. | Bild: Jäckle, Reiner

„Wir hatten die letzten vier Monate in 2019 nur wenig Regen. Und auch Anfang 2020 ist kein Regen gefallen, außer im Februar. Das reicht nicht“, erklärt der Experte. Aber was kann der Meteorologe zum restlichen Sommer sagen? Wird es dieses Jahr nicht so heiß? Wie sieht die Prognose für Juli und August aus? Bei dieser Frage lacht Schmidt kurz.

Meteorologe wagt einen Ausblick auf August

Diese Frage wird ihm immer wieder gestellt. „Wie der Sommer wird, ist schwer zu sagen. Wir schauen ja nicht weiter als 10 bis 14 Tage, aber ich denke schon, dass wir bis Ende August noch einige schöne und wahrscheinlich auch heiße Tage bekommen werden“, sagt er schließlich.

Bis Mittwoch bleiben die Temperaturen moderat. Ab Mitte Juli, so der Experte, werde es wieder wärmer. „Das deutet die Tabelle an.“ Erfahrungsgemäß stünden uns die wirklich heißen Tage noch bevor: die Hundstage. Dabei handelt es sich um den Zeitraum zwischen dem 22. Juli bis 22. August.